Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.Die fünffte Betrachtung. und Silber außm Feur ziehet/ ehe das Unrein verzehret/ wird man nicht rein Silber und Gold bekommen. Schneidest du die Früchte und Wein- trauben zu zeitig ab/ wirst du keine zeitige Früch- te/ und keine süsse Trauben haben. Alle Ding hat seine Zeit. Darum harre. Bedenck auch diß/ daß hierin die rechte Krafft deß Glaubens bestehe/ wenn unsere Seele sich demütiglich dem Willen GOttes ergiebet/ und in Gedult seiner Hülffe erwartet. Daran hat Gott seine Lust. Ich achte nicht/ daß Abraham dem HErrn iemahls besser gefallen/ als zur Zeit seiner höchsten Ver- suchung/ da er seinen Sohn schlachten solte. Ja- cob ist auch nie dem HErrn lieber gewesen/ als da er in Todes-Furchten schwebete sür seinem Bruder/ und mit dem Engel deß HErrn rin- gen muste. Zum Beschluß ist noch eins über/ das zeiget/ Barm-
Die fünffte Betrachtung. und Silber außm Feur ziehet/ ehe das Unrein verzehret/ wird man nicht rein Silber und Gold bekom̃en. Schneideſt du die Früchte und Wein- trauben zu zeitig ab/ wirſt du keine zeitige Früch- te/ und keine ſüſſe Trauben haben. Alle Ding hat ſeine Zeit. Darum harre. Bedenck auch diß/ daß hierin die rechte Krafft deß Glaubens beſtehe/ wenn unſere Seele ſich demütiglich dem Willen GOttes ergiebet/ und in Gedult ſeiner Hülffe erwartet. Daran hat Gott ſeine Luſt. Ich achte nicht/ daß Abraham dem HErrn iemahls beſſer gefallen/ als zur Zeit ſeiner höchſten Ver- ſuchung/ da er ſeinen Sohn ſchlachten ſolte. Ja- cob iſt auch nie dem HErrn lieber geweſen/ als da er in Todes-Furchten ſchwebete ſür ſeinem Bruder/ und mit dem Engel deß HErrn rin- gen muſte. Zum Beſchluß iſt noch eins über/ das zeiget/ Barm-
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Die fünffte Betrachtung.
und Silber außm Feur ziehet/ ehe das Unrein
verzehret/ wird man nicht rein Silber und Gold
bekom̃en. Schneideſt du die Früchte und Wein-
trauben zu zeitig ab/ wirſt du keine zeitige Früch-
te/ und keine ſüſſe Trauben haben. Alle Ding hat
ſeine Zeit. Darum harre. Bedenck auch diß/ daß
hierin die rechte Krafft deß Glaubens beſtehe/
wenn unſere Seele ſich demütiglich dem Willen
GOttes ergiebet/ und in Gedult ſeiner Hülffe
erwartet. Daran hat Gott ſeine Luſt. Ich
achte nicht/ daß Abraham dem HErrn iemahls
beſſer gefallen/ als zur Zeit ſeiner höchſten Ver-
ſuchung/ da er ſeinen Sohn ſchlachten ſolte. Ja-
cob iſt auch nie dem HErrn lieber geweſen/ als
da er in Todes-Furchten ſchwebete ſür ſeinem
Bruder/ und mit dem Engel deß HErrn rin-
gen muſte.
Zum Beſchluß iſt noch eins über/ das zeiget/
was wir mit der Hoffnung gewinnen. Dei-
ne Güte/ HErr/ ſey über uns/ wie wir auff
dich hoffen. Diß iſt das rechte Amen in die-
ſem Pſalm/ und ſo viel geſaget; Hoffen wir nicht
auff dich HErr/ ſo gib uns nichts/ hoffen wir a-
ber/ ſo laß unſere Hoffnung nicht zu ſchandẽ wer-
den. Die Güte Gottes iſt ein Brnn/ darauß
wir ſo viel trincken/ als viel wir Glauben und
Hoffnung ſchöpffen. Wie GOttes Güte und
Barm-
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