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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 34. Psalm


wegen ists nicht genug zum Schmack göttlicher
Güte/ GOtt allein an äusserlichen Wercken er-
kennen/ wie GOtt Himmel und Erden erschaf-
fen/ Christus auff Erden herum gangen/ und ge-
sund gemacht alle die vom Teuffel überwältiget
waren/ Act. 10. vers. 38. Du must die Lebens-
Krafft Christi in dir fühlen/ das heist Schmec-
ken. Also ist der Glaube keine blosse Wissen-
schafft/ sondern eine Krafft GOttes/ und thätige
Empfindung der Krafft und der Freundligkeit
Gottes/ daß ich mich recht in GOtt zu freuen
weiß. Die Trübsal hilft viel zu diesem Schmack/
und ist wie ein Gewürtz/ das den Appetit er-
weckt. Wenn ich in Trübsal stecke/ und gerah-
te über einen Trost-Spruch/ da rühret der gött-
liche Trost das Hertz/ den faß ich. Kommt denn
die angenscheinliche Hülffe dazu/ so schreye ich:
Schmeckt wie freundlich der HErr ist. Wo
dieser Schmack ist/ da seynd erleuchtete Augen/
drum spricht David nicht allein: Schmecket;
sondern auch: Sehet; schmeckt und sehet/
wie freundlich der HErr ist.
Da wird der
Verstand eröffnet/ daß man Gott erkenne. Da
Jonathan Sauls Sohn die Feinde Gottes ver-
folgte/ geriet er in der Wüsten zu Honig/ davon
kostet er/ und seine Augen wurden klar. 1. Sam.
14. vers.
27. Er war abgemattet/ aber sein

Geist

über den 34. Pſalm


wegen iſts nicht genug zum Schmack göttlicher
Güte/ GOtt allein an äuſſerlichen Wercken er-
kennen/ wie GOtt Himmel und Erden erſchaf-
fen/ Chriſtus auff Erden herum gangen/ und ge-
ſund gemacht alle die vom Teuffel überwältiget
waren/ Act. 10. verſ. 38. Du muſt die Lebens-
Krafft Chriſti in dir fühlen/ das heiſt Schmec-
ken. Alſo iſt der Glaube keine bloſſe Wiſſen-
ſchafft/ ſondern eine Krafft GOttes/ und thätige
Empfindung der Krafft und der Freundligkeit
Gottes/ daß ich mich recht in GOtt zu freuen
weiß. Die Trübſal hilft viel zu dieſem Schmack/
und iſt wie ein Gewürtz/ das den Appetit er-
weckt. Wenn ich in Trübſal ſtecke/ und gerah-
te über einen Troſt-Spruch/ da rühret der gött-
liche Troſt das Hertz/ den faß ich. Kom̃t denn
die angenſcheinliche Hülffe dazu/ ſo ſchreye ich:
Schmeckt wie freundlich der HErr iſt. Wo
dieſer Schmack iſt/ da ſeynd erleuchtete Augen/
drum ſpricht David nicht allein: Schmecket;
ſondern auch: Sehet; ſchmeckt und ſehet/
wie freundlich der HErr iſt.
Da wird der
Verſtand eröffnet/ daß man Gott erkenne. Da
Jonathan Sauls Sohn die Feinde Gottes ver-
folgte/ geriet er in der Wüſten zu Honig/ davon
koſtet er/ und ſeine Augen wurden klar. 1. Sam.
14. verſ.
27. Er war abgemattet/ aber ſein

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[132/0155] über den 34. Pſalm wegen iſts nicht genug zum Schmack göttlicher Güte/ GOtt allein an äuſſerlichen Wercken er- kennen/ wie GOtt Himmel und Erden erſchaf- fen/ Chriſtus auff Erden herum gangen/ und ge- ſund gemacht alle die vom Teuffel überwältiget waren/ Act. 10. verſ. 38. Du muſt die Lebens- Krafft Chriſti in dir fühlen/ das heiſt Schmec- ken. Alſo iſt der Glaube keine bloſſe Wiſſen- ſchafft/ ſondern eine Krafft GOttes/ und thätige Empfindung der Krafft und der Freundligkeit Gottes/ daß ich mich recht in GOtt zu freuen weiß. Die Trübſal hilft viel zu dieſem Schmack/ und iſt wie ein Gewürtz/ das den Appetit er- weckt. Wenn ich in Trübſal ſtecke/ und gerah- te über einen Troſt-Spruch/ da rühret der gött- liche Troſt das Hertz/ den faß ich. Kom̃t denn die angenſcheinliche Hülffe dazu/ ſo ſchreye ich: Schmeckt wie freundlich der HErr iſt. Wo dieſer Schmack iſt/ da ſeynd erleuchtete Augen/ drum ſpricht David nicht allein: Schmecket; ſondern auch: Sehet; ſchmeckt und ſehet/ wie freundlich der HErr iſt. Da wird der Verſtand eröffnet/ daß man Gott erkenne. Da Jonathan Sauls Sohn die Feinde Gottes ver- folgte/ geriet er in der Wüſten zu Honig/ davon koſtet er/ und ſeine Augen wurden klar. 1. Sam. 14. verſ. 27. Er war abgemattet/ aber ſein Geiſt

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/155>, abgerufen am 21.11.2024.