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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die dritte Betrachtung.
Heylandes mögen wir diß sehen/ an der Angst/
Zittern und Zagen. Es ist aber gut/ daß unser
Hertz dergestalt zerbrochen werde. Denn so
lang es noch stoltz ist/ ist es der Gnaden Gottes
nicht fähig; Wenn aber das stoltze Hertz gede-
mütiget ist/ ist der Gnaden die Stett bereitet.
Erkenne hie auch/ wie nicht allein GOtt ein er-
schrecklicher GOtt/ der von dir zu fürchten ist/
sondern wie auch du mit dem Hauffen der Gläu-
bigen ein schreckliches Heer bist. Im Hohen Lied
wird zur Braut Christi gesaget: Du bist er-
schrecklich wie die Heerspitzen
/ Cant. 6. v. 3. 9.
Diß kommt daher/ daß GOtt unter uns/ und für
uns hergehet wie ein Hertzog und unser Obri-
ster. Er ist unter uns bekleidet/ nicht mit einer
Wolken/ sondern mit unserm Fleisch und
Blut/ und heist Immanuel/ ein starcker GOtt
unter uns. Komm ich nun in Gefahr/ kan ich
meinen Hertzog anreden: HErr stehe auff; und
bin gewiß/ daß ehe die Natur sich muß ümkeh-
ren/ ehe mir etwas böses widerfahren solte. Denn
der ein HErr über die Natur ist/ und für
welchem die gantze Natur beben muß/ ist in mir
und mein Schutz-HErr.

Wir haben etwas gehöret von dem erschreck-
lichen GOtt/ lasst uns nun auffmercken/ was der
heilige Geist faget von der erqvickenden Holdse-

lig-
U iij

Die dritte Betrachtung.
Heylandes mögen wir diß ſehen/ an der Angſt/
Zittern und Zagen. Es iſt aber gut/ daß unſer
Hertz dergeſtalt zerbrochen werde. Denn ſo
lang es noch ſtoltz iſt/ iſt es der Gnaden Gottes
nicht fähig; Wenn aber das ſtoltze Hertz gede-
mütiget iſt/ iſt der Gnaden die Stett bereitet.
Erkenne hie auch/ wie nicht allein GOtt ein er-
ſchrecklicher GOtt/ der von dir zu fürchten iſt/
ſondern wie auch du mit dem Hauffen der Gläu-
bigen ein ſchreckliches Heer biſt. Im Hohen Lied
wird zur Braut Chriſti geſaget: Du biſt er-
ſchrecklich wie die Heerſpitzen
/ Cant. 6. v. 3. 9.
Diß kommt daher/ daß GOtt unter uns/ und für
uns hergehet wie ein Hertzog und unſer Obri-
ſter. Er iſt unter uns bekleidet/ nicht mit einer
Wolken/ ſondern mit unſerm Fleiſch und
Blut/ und heiſt Immanuel/ ein ſtarcker GOtt
unter uns. Komm ich nun in Gefahr/ kan ich
meinen Hertzog anreden: HErr ſtehe auff; und
bin gewiß/ daß ehe die Natur ſich muß ümkeh-
ren/ ehe mir etwas böſes widerfahren ſolte. Deñ
der ein HErr über die Natur iſt/ und für
welchem die gantze Natur beben muß/ iſt in mir
und mein Schutz-HErr.

Wir haben etwas gehöret von dem erſchreck-
lichen GOtt/ laſſt uns nun auffmercken/ was der
heilige Geiſt faget von der erqvickenden Holdſe-

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[309/0332] Die dritte Betrachtung. Heylandes mögen wir diß ſehen/ an der Angſt/ Zittern und Zagen. Es iſt aber gut/ daß unſer Hertz dergeſtalt zerbrochen werde. Denn ſo lang es noch ſtoltz iſt/ iſt es der Gnaden Gottes nicht fähig; Wenn aber das ſtoltze Hertz gede- mütiget iſt/ iſt der Gnaden die Stett bereitet. Erkenne hie auch/ wie nicht allein GOtt ein er- ſchrecklicher GOtt/ der von dir zu fürchten iſt/ ſondern wie auch du mit dem Hauffen der Gläu- bigen ein ſchreckliches Heer biſt. Im Hohen Lied wird zur Braut Chriſti geſaget: Du biſt er- ſchrecklich wie die Heerſpitzen/ Cant. 6. v. 3. 9. Diß kommt daher/ daß GOtt unter uns/ und für uns hergehet wie ein Hertzog und unſer Obri- ſter. Er iſt unter uns bekleidet/ nicht mit einer Wolken/ ſondern mit unſerm Fleiſch und Blut/ und heiſt Immanuel/ ein ſtarcker GOtt unter uns. Komm ich nun in Gefahr/ kan ich meinen Hertzog anreden: HErr ſtehe auff; und bin gewiß/ daß ehe die Natur ſich muß ümkeh- ren/ ehe mir etwas böſes widerfahren ſolte. Deñ der ein HErr über die Natur iſt/ und für welchem die gantze Natur beben muß/ iſt in mir und mein Schutz-HErr. Wir haben etwas gehöret von dem erſchreck- lichen GOtt/ laſſt uns nun auffmercken/ was der heilige Geiſt faget von der erqvickenden Holdſe- lig- U iij

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/332>, abgerufen am 24.11.2024.