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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 68. Psalm
Er den Stoltzen beym Esaia am 3. c. v. 16. 24.
Die Töchter Zion/ das Volck Gottes/
die da wollen Christen heissen/ seynd stoltz/
und gehen mit aufgerichtetem Halse. Dar-
rum wird der Herr ihren Scheitel kahl ma-
chen/ daß eine Glätz für ein krauß Haar sey.

Hie aber wird ihnen noch dazu gedräuet/ daß der
Scheitel selbst soll zuschmissen werden. GOtt
wil ihnen nicht allein ihre Macht nehmen/ son-
dern wil sie auch zur Höllen verdammen. Abso-
lon hat ein schönes Haar/ das macht ihn stoltz/
und bracht ihn ins Verderben. Also hat der das
Verderben in seiner Lincken/ der das Heyl in
seiner Rechten hat.

Der Geist Davids macht noch mehr Wort
davon/ und zeiget an/ was GOtt der Herr selbst
redet. In unserm Teutschen Psalter lesen wir
also: Doch spricht der Herr: Ich wil unter
den Fetten etliche holen/ auß der Tieffe deß
Meers wil ich etliche holen. Darum wird
dein Fuß in der Feinde Blut gefärbet wer-
den/ und deine Hunde werdens lecken
/ v. 23.
24. Die Meinung ist richtig und gut. Denn ja
die Grossen und Gewaltigen in der Welt nicht
so gar verworffen seyn/ daß nicht auß ihnen etzli-
che zu Christo solten gekehret werden. Christus
streckt seine Hand auch in das tieffe Meer der

Welt

über den 68. Pſalm
Er den Stoltzen beym Eſaia am 3. c. v. 16. 24.
Die Töchter Zion/ das Volck Gottes/
die da wollen Chriſten heiſſen/ ſeynd ſtoltz/
und gehen mit aufgerichtetem Halſe. Dar-
rum wird der Herr ihren Scheitel kahl ma-
chen/ daß eine Glätz für ein krauß Haar ſey.

Hie aber wird ihnen noch dazu gedräuet/ daß der
Scheitel ſelbſt ſoll zuſchmiſſen werden. GOtt
wil ihnen nicht allein ihre Macht nehmen/ ſon-
dern wil ſie auch zur Höllen verdammen. Abſo-
lon hat ein ſchönes Haar/ das macht ihn ſtoltz/
und bracht ihn ins Verderben. Alſo hat der das
Verderben in ſeiner Lincken/ der das Heyl in
ſeiner Rechten hat.

Der Geiſt Davids macht noch mehr Wort
davon/ und zeiget an/ was GOtt der Herr ſelbſt
redet. In unſerm Teutſchen Pſalter leſen wir
alſo: Doch ſpricht der Herr: Ich wil unter
den Fetten etliche holen/ auß der Tieffe deß
Meers wil ich etliche holen. Darum wird
dein Fuß in der Feinde Blut gefärbet wer-
den/ und deine Hunde werdens lecken
/ v. 23.
24. Die Meinung iſt richtig und gut. Denn ja
die Groſſen und Gewaltigen in der Welt nicht
ſo gar verworffen ſeyn/ daß nicht auß ihnen etzli-
che zu Chriſto ſolten gekehret werden. Chriſtus
ſtreckt ſeine Hand auch in das tieffe Meer der

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[364/0387] über den 68. Pſalm Er den Stoltzen beym Eſaia am 3. c. v. 16. 24. Die Töchter Zion/ das Volck Gottes/ die da wollen Chriſten heiſſen/ ſeynd ſtoltz/ und gehen mit aufgerichtetem Halſe. Dar- rum wird der Herr ihren Scheitel kahl ma- chen/ daß eine Glätz für ein krauß Haar ſey. Hie aber wird ihnen noch dazu gedräuet/ daß der Scheitel ſelbſt ſoll zuſchmiſſen werden. GOtt wil ihnen nicht allein ihre Macht nehmen/ ſon- dern wil ſie auch zur Höllen verdammen. Abſo- lon hat ein ſchönes Haar/ das macht ihn ſtoltz/ und bracht ihn ins Verderben. Alſo hat der das Verderben in ſeiner Lincken/ der das Heyl in ſeiner Rechten hat. Der Geiſt Davids macht noch mehr Wort davon/ und zeiget an/ was GOtt der Herr ſelbſt redet. In unſerm Teutſchen Pſalter leſen wir alſo: Doch ſpricht der Herr: Ich wil unter den Fetten etliche holen/ auß der Tieffe deß Meers wil ich etliche holen. Darum wird dein Fuß in der Feinde Blut gefärbet wer- den/ und deine Hunde werdens lecken/ v. 23. 24. Die Meinung iſt richtig und gut. Denn ja die Groſſen und Gewaltigen in der Welt nicht ſo gar verworffen ſeyn/ daß nicht auß ihnen etzli- che zu Chriſto ſolten gekehret werden. Chriſtus ſtreckt ſeine Hand auch in das tieffe Meer der Welt

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/387>, abgerufen am 22.11.2024.