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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die erste Betrachtung.
HErr Zebaoth! Was ist lieblich anders/ als an-
muthig seyn/ das liebens werth ist/ daran man
sich verlieben muß. Ach wie mannichmahl ver-
lieben wir uns an ein Ding/ das lauter Eitelkeit
ist/ und der Liebe nicht werth ist! Wiltu wissen/
was recht lieblich/ so spricht der Psalm: Wie
lieblich sind deine Wohnung!
Das kommt alles
von dem lieben Heyland Christo JEsu. Christus
ist der Schmuck der Kirchen/ um Christus wil-
len ist die Wohnung GOttes so lieblich: Daß
meine Seele ein Gefallen an GOtt hat/ und
GOtt an meiner Selen/ das kommt von Christo/
der durch den Glauben mitten in meiner Seelen
wohnet. Der Tempel Salomonis war köstlich
und herrlich gezieret/ aber das reicht nicht an die
Liebligkeit dieses Hauses/ hie sihet man den
HErrn der Herrligkeit selbsten in seinem köst-
lichen Schmuck. Wie lieblich seynd deine Woh-
nung/ HErr Zebaoth!

Hierauff folget zum andern das Verlangen
der Seelen: Meine Seele verlanget und seh-
net sich nach den Vorhöfen deß HErrn.

Denn was der Seelen lieblich und anmuthig ist/
darnach verlanget ihr billig. Diß Verlangen ist
so viel grösser/ so viel mehr die Seele erleuchtet
ist: Je mehr sie die Liebligkeit erkennet/ ie heff-
tiger ihr darnach verlanget/ sie sehnet sich und

ver-
E e jv

Die erſte Betrachtung.
HErr Zebaoth! Was iſt lieblich anders/ als an-
muthig ſeyn/ das liebens werth iſt/ daran man
ſich verlieben muß. Ach wie mannichmahl ver-
lieben wir uns an ein Ding/ das lauter Eitelkeit
iſt/ und der Liebe nicht werth iſt! Wiltu wiſſen/
was recht lieblich/ ſo ſpricht der Pſalm: Wie
lieblich ſind deine Wohnung!
Das kom̃t alles
von dem lieben Heyland Chriſto JEſu. Chriſtus
iſt der Schmuck der Kirchen/ um Chriſtus wil-
len iſt die Wohnung GOttes ſo lieblich: Daß
meine Seele ein Gefallen an GOtt hat/ und
GOtt an meiner Selen/ das kom̃t von Chriſto/
der durch den Glauben mitten in meiner Seelen
wohnet. Der Tempel Salomonis war köſtlich
und herrlich gezieret/ aber das reicht nicht an die
Liebligkeit dieſes Hauſes/ hie ſihet man den
HErrn der Herrligkeit ſelbſten in ſeinem köſt-
lichen Schmuck. Wie lieblich ſeynd deine Woh-
nung/ HErr Zebaoth!

Hierauff folget zum andern das Verlangen
der Seelen: Meine Seele verlanget und ſeh-
net ſich nach den Vorhöfen deß HErrn.

Denn was der Seelen lieblich und anmuthig iſt/
darnach verlanget ihr billig. Diß Verlangen iſt
ſo viel gröſſer/ ſo viel mehr die Seele erleuchtet
iſt: Je mehr ſie die Liebligkeit erkennet/ ie heff-
tiger ihr darnach verlanget/ ſie ſehnet ſich und

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[439/0462] Die erſte Betrachtung. HErr Zebaoth! Was iſt lieblich anders/ als an- muthig ſeyn/ das liebens werth iſt/ daran man ſich verlieben muß. Ach wie mannichmahl ver- lieben wir uns an ein Ding/ das lauter Eitelkeit iſt/ und der Liebe nicht werth iſt! Wiltu wiſſen/ was recht lieblich/ ſo ſpricht der Pſalm: Wie lieblich ſind deine Wohnung! Das kom̃t alles von dem lieben Heyland Chriſto JEſu. Chriſtus iſt der Schmuck der Kirchen/ um Chriſtus wil- len iſt die Wohnung GOttes ſo lieblich: Daß meine Seele ein Gefallen an GOtt hat/ und GOtt an meiner Selen/ das kom̃t von Chriſto/ der durch den Glauben mitten in meiner Seelen wohnet. Der Tempel Salomonis war köſtlich und herrlich gezieret/ aber das reicht nicht an die Liebligkeit dieſes Hauſes/ hie ſihet man den HErrn der Herrligkeit ſelbſten in ſeinem köſt- lichen Schmuck. Wie lieblich ſeynd deine Woh- nung/ HErr Zebaoth! Hierauff folget zum andern das Verlangen der Seelen: Meine Seele verlanget und ſeh- net ſich nach den Vorhöfen deß HErrn. Denn was der Seelen lieblich und anmuthig iſt/ darnach verlanget ihr billig. Diß Verlangen iſt ſo viel gröſſer/ ſo viel mehr die Seele erleuchtet iſt: Je mehr ſie die Liebligkeit erkennet/ ie heff- tiger ihr darnach verlanget/ ſie ſehnet ſich und ver- E e jv

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/462>, abgerufen am 22.11.2024.