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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 84. Psalm
mag/ zu seinem Dienst; Auff demselben zünde
ich an Hertz und Sinn/ das es brenne in heisser
Liebe/ brünstigem Verlangen/ feuriger Andacht.
Das seynd heilige Opffer/ Brandopffer und gan-
tze Opffer/ an welchen GOttes Seele ein Wohl-
gefallen hat.

Bey diesem Altar findet meine Seele ihr
Ne tzlein. Meine Seele ist wie ein Vogel/ ein
verschütterts Vögelein/ ein einsames Vögelein
auffm Dach/ Ps. 102. v. 8. Ein Vögelein/ das auß
seinem Nest vertrieben/ und um seinen Gatten
und Jungen kommen ist/ hält sich einsam
auffm Dach/ hat nichts dazu es sich halten kan/
und lebet in Furcht und Sorgen/ daß es nicht
auffs neu in Gefahr komme. So gehets meiner
Seelen ausser Christo; Sie findet nichts dazu sie
sich halten könne/ und kan sich der Sorge und
Gefahr nicht wehren. Denn es heist/ wie uns
Christus gesaget hat; In der Welt habt ihr
Angst
/ Joh. 16, 33. Wenn nun diß einsames
Vögelein in der Welt nirgends hin weiß/ so flie-
het es zum Altar deß HErrn; Seine Flügel
seynd das Sehnen und Verlangen/ damit es sich
in die Höhe schwinget/ biß es kommt zum Altar
deß HErrn. Da findet es Ruhe. Der Vogel hat
ein Haus funden/ und die Schwalbe ihr
Nest.
Da kan es still/ ruhig und sicher wohnen.

Chri-

über den 84. Pſalm
mag/ zu ſeinem Dienſt; Auff demſelben zünde
ich an Hertz und Sinn/ das es brenne in heiſſer
Liebe/ brünſtigem Verlangen/ feuriger Andacht.
Das ſeynd heilige Opffer/ Brandopffer und gan-
tze Opffer/ an welchen GOttes Seele ein Wohl-
gefallen hat.

Bey dieſem Altar findet meine Seele ihr
Ne tzlein. Meine Seele iſt wie ein Vogel/ ein
verſchütterts Vögelein/ ein einſames Vögelein
auffm Dach/ Pſ. 102. v. 8. Ein Vögelein/ das auß
ſeinem Neſt vertrieben/ und um ſeinen Gatten
und Jungen kommen iſt/ hält ſich einſam
auffm Dach/ hat nichts dazu es ſich halten kan/
und lebet in Furcht und Sorgen/ daß es nicht
auffs neu in Gefahr komme. So gehets meiner
Seelen auſſer Chriſto; Sie findet nichts dazu ſie
ſich halten könne/ und kan ſich der Sorge und
Gefahr nicht wehren. Denn es heiſt/ wie uns
Chriſtus geſaget hat; In der Welt habt ihr
Angſt
/ Joh. 16, 33. Wenn nun diß einſames
Vögelein in der Welt nirgends hin weiß/ ſo flie-
het es zum Altar deß HErrn; Seine Flügel
ſeynd das Sehnen und Verlangen/ damit es ſich
in die Höhe ſchwinget/ biß es kommt zum Altar
deß HErrn. Da findet es Ruhe. Der Vogel hat
ein Haus funden/ und die Schwalbe ihr
Neſt.
Da kan es ſtill/ ruhig und ſicher wohnen.

Chri-
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[444/0467] über den 84. Pſalm mag/ zu ſeinem Dienſt; Auff demſelben zünde ich an Hertz und Sinn/ das es brenne in heiſſer Liebe/ brünſtigem Verlangen/ feuriger Andacht. Das ſeynd heilige Opffer/ Brandopffer und gan- tze Opffer/ an welchen GOttes Seele ein Wohl- gefallen hat. Bey dieſem Altar findet meine Seele ihr Ne tzlein. Meine Seele iſt wie ein Vogel/ ein verſchütterts Vögelein/ ein einſames Vögelein auffm Dach/ Pſ. 102. v. 8. Ein Vögelein/ das auß ſeinem Neſt vertrieben/ und um ſeinen Gatten und Jungen kommen iſt/ hält ſich einſam auffm Dach/ hat nichts dazu es ſich halten kan/ und lebet in Furcht und Sorgen/ daß es nicht auffs neu in Gefahr komme. So gehets meiner Seelen auſſer Chriſto; Sie findet nichts dazu ſie ſich halten könne/ und kan ſich der Sorge und Gefahr nicht wehren. Denn es heiſt/ wie uns Chriſtus geſaget hat; In der Welt habt ihr Angſt/ Joh. 16, 33. Wenn nun diß einſames Vögelein in der Welt nirgends hin weiß/ ſo flie- het es zum Altar deß HErrn; Seine Flügel ſeynd das Sehnen und Verlangen/ damit es ſich in die Höhe ſchwinget/ biß es kommt zum Altar deß HErrn. Da findet es Ruhe. Der Vogel hat ein Haus funden/ und die Schwalbe ihr Neſt. Da kan es ſtill/ ruhig und ſicher wohnen. Chri-

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/467>, abgerufen am 22.11.2024.