Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

Bild:
<< vorherige Seite

Die andere Betrachtung.
Brunnen. Das ist der Brunne Israelis/ ein
Brunn für die gläubige streitende Seele. Bey
diesem Brunnen wollen wir uns setzen/ und eine
Erqvickung für unsere Seele suchen.

Im Anfang dieses Psalms haben wir gefun-
den ein Schwalben-Nest. Der Vogel hat sein
Haus funden/ die Schwalbe ihr Nest/ da sie
Jungen hecken.
Meine Seele ist die Schwal-
be/ die schwebet in der Welt wie in der Lufft. Sie
findet aber weder Lust noch Ruhe/ biß daß sie zu
ihrem Nest komme; Die Wohnung GOttes ist
ihr Nest/ da GOtt geehret und gelobet wird/
da ist Gottes Wohnung/ der rechte Ort deß gött-
lichen Lobes ist die Seele/ wenn der H. Geist
die Seele einnimmt/ und diesebe zur Liebe und
Lobe GOttes erhebt/ so ist die Wohnung GOt-
tes auffgerichtet/ wenn die Seele zu ihr selbst ein-
kehret/ und sich dem H. Geist in Andacht ergie-
bet/ so gehet sie ein in den Tempel deß HErrn/ da
hat die Schwalbe ihr Nest funden/ da findet sie
Ruhe und erlustiget sich bey ihren Jungen/ und
das ist eine Ursach/ warum die Wohnung Got-
tes für lieblich zu halten sey.

Nun fähret der H. Geist fort/ und setzet eine
andere Ursach/ oder aber erkläret die vorige Ur-
sach/ auff eine andere Weise/ indem er uns
führet zum Brunnen/ zu dem rechten Brun-

nen
F f jv

Die andere Betrachtung.
Brunnen. Das iſt der Brunne Iſraelis/ ein
Brunn für die gläubige ſtreitende Seele. Bey
dieſem Brunnen wollen wir uns ſetzen/ und eine
Erqvickung für unſere Seele ſuchen.

Im Anfang dieſes Pſalms haben wir gefun-
den ein Schwalben-Neſt. Der Vogel hat ſein
Haus funden/ die Schwalbe ihr Neſt/ da ſie
Jungen hecken.
Meine Seele iſt die Schwal-
be/ die ſchwebet in der Welt wie in der Lufft. Sie
findet aber weder Luſt noch Ruhe/ biß daß ſie zu
ihrem Neſt komme; Die Wohnung GOttes iſt
ihr Neſt/ da GOtt geehret und gelobet wird/
da iſt Gottes Wohnung/ der rechte Ort deß gött-
lichen Lobes iſt die Seele/ wenn der H. Geiſt
die Seele einnimmt/ und dieſebe zur Liebe und
Lobe GOttes erhebt/ ſo iſt die Wohnung GOt-
tes auffgerichtet/ wenn die Seele zu ihr ſelbſt ein-
kehret/ und ſich dem H. Geiſt in Andacht ergie-
bet/ ſo gehet ſie ein in den Tempel deß HErrn/ da
hat die Schwalbe ihr Neſt funden/ da findet ſie
Ruhe und erluſtiget ſich bey ihren Jungen/ und
das iſt eine Urſach/ warum die Wohnung Got-
tes für lieblich zu halten ſey.

Nun fähret der H. Geiſt fort/ und ſetzet eine
andere Urſach/ oder aber erkläret die vorige Ur-
ſach/ auff eine andere Weiſe/ indem er uns
führet zum Brunnen/ zu dem rechten Brun-

nen
F f jv
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0478" n="455"/><fw place="top" type="header">Die andere Betrachtung.</fw><lb/><hi rendition="#fr">Brunnen.</hi> Das i&#x017F;t der Brunne I&#x017F;raelis/ ein<lb/>
Brunn für die gläubige &#x017F;treitende Seele. Bey<lb/>
die&#x017F;em Brunnen wollen wir uns &#x017F;etzen/ und eine<lb/>
Erqvickung für un&#x017F;ere Seele &#x017F;uchen.</p><lb/>
          <p>Im Anfang die&#x017F;es P&#x017F;alms haben wir gefun-<lb/>
den ein Schwalben-Ne&#x017F;t. <hi rendition="#fr">Der Vogel hat &#x017F;ein<lb/>
Haus funden/ die Schwalbe ihr Ne&#x017F;t/ da &#x017F;ie<lb/>
Jungen hecken.</hi> Meine Seele i&#x017F;t die Schwal-<lb/>
be/ die &#x017F;chwebet in der Welt wie in der Lufft. Sie<lb/>
findet aber weder Lu&#x017F;t noch Ruhe/ biß daß &#x017F;ie zu<lb/>
ihrem Ne&#x017F;t komme; Die Wohnung GOttes i&#x017F;t<lb/>
ihr Ne&#x017F;t/ da GOtt geehret und gelobet wird/<lb/>
da i&#x017F;t Gottes Wohnung/ der rechte Ort deß gött-<lb/>
lichen Lobes i&#x017F;t die Seele/ wenn der H. Gei&#x017F;t<lb/>
die Seele einnimmt/ und die&#x017F;ebe zur Liebe und<lb/>
Lobe GOttes erhebt/ &#x017F;o i&#x017F;t die Wohnung GOt-<lb/>
tes auffgerichtet/ wenn die Seele zu ihr &#x017F;elb&#x017F;t ein-<lb/>
kehret/ und &#x017F;ich dem H. Gei&#x017F;t in Andacht ergie-<lb/>
bet/ &#x017F;o gehet &#x017F;ie ein in den Tempel deß HErrn/ da<lb/>
hat die Schwalbe ihr Ne&#x017F;t funden/ da findet &#x017F;ie<lb/>
Ruhe und erlu&#x017F;tiget &#x017F;ich bey ihren Jungen/ und<lb/>
das i&#x017F;t eine Ur&#x017F;ach/ warum die Wohnung Got-<lb/>
tes für lieblich zu halten &#x017F;ey.</p><lb/>
          <p>Nun fähret der H. Gei&#x017F;t fort/ und &#x017F;etzet eine<lb/>
andere Ur&#x017F;ach/ oder aber erkläret die vorige Ur-<lb/>
&#x017F;ach/ auff eine andere Wei&#x017F;e/ indem er uns<lb/>
führet zum Brunnen/ zu dem rechten Brun-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f jv</fw><fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[455/0478] Die andere Betrachtung. Brunnen. Das iſt der Brunne Iſraelis/ ein Brunn für die gläubige ſtreitende Seele. Bey dieſem Brunnen wollen wir uns ſetzen/ und eine Erqvickung für unſere Seele ſuchen. Im Anfang dieſes Pſalms haben wir gefun- den ein Schwalben-Neſt. Der Vogel hat ſein Haus funden/ die Schwalbe ihr Neſt/ da ſie Jungen hecken. Meine Seele iſt die Schwal- be/ die ſchwebet in der Welt wie in der Lufft. Sie findet aber weder Luſt noch Ruhe/ biß daß ſie zu ihrem Neſt komme; Die Wohnung GOttes iſt ihr Neſt/ da GOtt geehret und gelobet wird/ da iſt Gottes Wohnung/ der rechte Ort deß gött- lichen Lobes iſt die Seele/ wenn der H. Geiſt die Seele einnimmt/ und dieſebe zur Liebe und Lobe GOttes erhebt/ ſo iſt die Wohnung GOt- tes auffgerichtet/ wenn die Seele zu ihr ſelbſt ein- kehret/ und ſich dem H. Geiſt in Andacht ergie- bet/ ſo gehet ſie ein in den Tempel deß HErrn/ da hat die Schwalbe ihr Neſt funden/ da findet ſie Ruhe und erluſtiget ſich bey ihren Jungen/ und das iſt eine Urſach/ warum die Wohnung Got- tes für lieblich zu halten ſey. Nun fähret der H. Geiſt fort/ und ſetzet eine andere Urſach/ oder aber erkläret die vorige Ur- ſach/ auff eine andere Weiſe/ indem er uns führet zum Brunnen/ zu dem rechten Brun- nen F f jv

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/478
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/478>, abgerufen am 22.11.2024.