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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die andere Betrachtung.
tes Wercke an nicht anders als ein Affe ein
Bildniß im Spiegel; Der Affe siehet das Bild-
niß wohl/ verstehets aber nicht/ daß es nur ein
Bild ist/ und bildet ihm was anders ein. Also se-
hen die Unbesonnene GOttes Werck und Ge-
richt für Augen/ erkennen es aber nicht als Got-
tes Werck. Sie dencken ihm auch nicht nach/
was GOtt damit suche. GOtt lässet uns seine
Wercke sehen/ auff daß wir ihn fürchten/ lieben
und ihm vertrauen. Aber so weit sehen die
Welt-Kinder nicht. Nehmet ein Exempel am
Volck Israel; Devt. 29, 2. welches der Herr
durch seinen Knecht Mosen also anredet: Ihr
habet gesehen alles was der HErr gethan
hat in Egypten für euren Augen/ dem Pha-
rao mit allen seinen Knechten/ und seinem
gantzen Lande/ die grossen Versuchung-
en/ die deine Augen gesehen haben/ daß
es grosse Zeichen und Wunder waren! Und
der HERR hat euch biß auff diesem heu-
tigen Tag noch nicht gegeben ein Hertz/
das verständig wäre/ Augen die da sehen/
und Ohren die da hören.
GOtt hat diesem
Volck seine Wunder häuffig sehen lassen/ in E-
gypten und in der Wüsten/ sie sahen aber diesel-
be nicht an als Gottes Wunder/ dachten ihnen
nicht nach/ daß sie klüger würden. Eben das wi-
derfähret noch manchen. Denn sie wollen den

Werc-
K k v

Die andere Betrachtung.
tes Wercke an nicht anders als ein Affe ein
Bildniß im Spiegel; Der Affe ſiehet das Bild-
niß wohl/ verſtehets aber nicht/ daß es nur ein
Bild iſt/ und bildet ihm was anders ein. Alſo ſe-
hen die Unbeſonnene GOttes Werck und Ge-
richt für Augen/ erkennen es aber nicht als Got-
tes Werck. Sie dencken ihm auch nicht nach/
was GOtt damit ſuche. GOtt läſſet uns ſeine
Wercke ſehen/ auff daß wir ihn fürchten/ lieben
und ihm vertrauen. Aber ſo weit ſehen die
Welt-Kinder nicht. Nehmet ein Exempel am
Volck Iſrael; Devt. 29, 2. welches der Herr
durch ſeinen Knecht Moſen alſo anredet: Ihr
habet geſehen alles was der HErr gethan
hat in Egypten für euren Augen/ dem Pha-
rao mit allen ſeinen Knechten/ und ſeinem
gantzen Lande/ die groſſen Verſuchung-
en/ die deine Augen geſehen haben/ daß
es groſſe Zeichen und Wunder waren! Und
der HERR hat euch biß auff dieſem heu-
tigen Tag noch nicht gegeben ein Hertz/
das verſtändig wäre/ Augen die da ſehen/
und Ohren die da hören.
GOtt hat dieſem
Volck ſeine Wunder häuffig ſehen laſſen/ in E-
gypten und in der Wüſten/ ſie ſahen aber dieſel-
be nicht an als Gottes Wunder/ dachten ihnen
nicht nach/ daß ſie klüger würden. Eben das wi-
derfähret noch manchen. Denn ſie wollen den

Werc-
K k v
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[521/0544] Die andere Betrachtung. tes Wercke an nicht anders als ein Affe ein Bildniß im Spiegel; Der Affe ſiehet das Bild- niß wohl/ verſtehets aber nicht/ daß es nur ein Bild iſt/ und bildet ihm was anders ein. Alſo ſe- hen die Unbeſonnene GOttes Werck und Ge- richt für Augen/ erkennen es aber nicht als Got- tes Werck. Sie dencken ihm auch nicht nach/ was GOtt damit ſuche. GOtt läſſet uns ſeine Wercke ſehen/ auff daß wir ihn fürchten/ lieben und ihm vertrauen. Aber ſo weit ſehen die Welt-Kinder nicht. Nehmet ein Exempel am Volck Iſrael; Devt. 29, 2. welches der Herr durch ſeinen Knecht Moſen alſo anredet: Ihr habet geſehen alles was der HErr gethan hat in Egypten für euren Augen/ dem Pha- rao mit allen ſeinen Knechten/ und ſeinem gantzen Lande/ die groſſen Verſuchung- en/ die deine Augen geſehen haben/ daß es groſſe Zeichen und Wunder waren! Und der HERR hat euch biß auff dieſem heu- tigen Tag noch nicht gegeben ein Hertz/ das verſtändig wäre/ Augen die da ſehen/ und Ohren die da hören. GOtt hat dieſem Volck ſeine Wunder häuffig ſehen laſſen/ in E- gypten und in der Wüſten/ ſie ſahen aber dieſel- be nicht an als Gottes Wunder/ dachten ihnen nicht nach/ daß ſie klüger würden. Eben das wi- derfähret noch manchen. Denn ſie wollen den Werc- K k v

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/544>, abgerufen am 22.11.2024.