Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

Bild:
<< vorherige Seite

über den 116. Psalm
gen der Menge/ als Hefftigkeit der Plagen. Bey
Christen ist nichts neues/ wenn sie mit schweren
Plagen beleget werden/ und wenn eine Plage
nach der andern kommt. Wenn David von
Zagen redet: Ich sprach in meinem Zagen/ zei-
get er an/ daß er manchmahl in verzweiffelte
Noth gerathen/ darin er an aller Menschen
Hülffe verzagen muß. Daran gedencke/ wenn
die Reihe an dich kommt/ daß du auch must ge-
plaget werden. Je grössere Heiligen/ ie mehr
Plage. Richte auch nicht fort/ wenn du einen
sehr geplagten Menschen sihest. Wer weiß/
obs Lieb oder Zorn ist/ daß er geplaget wird?

Merck zum andern die Art deß Glaubens:
Ich gläube/ ob ich wohl sehr geplaget werde/ den-
noch gläube ich/ und sprech in meinem Zagen/
wenn ich an aller Menschen Hülffe verzagen
muß; alle Menschen seynd Lügener. Sihe wie
wenig man sich auff Menschen zuverlassen hat.
Denn alle Menschen synd Lügener/ ja die Lü-
gen selbst. Lügen ist/ das etwas verspricht/ und
doch trieget. Also wird die Abgötterey/ das
sündliche Wesen und die Herrligkeit der gantzen
Welt eine Lügen genannt. Jeremiae am 16.
v. 19: HErr/ du bist meine Stärcke und
Krafft/ und meine Zuflucht in der Noth/
die Heyden werden zu dir kommen von der

Welt

über den 116. Pſalm
gen der Menge/ als Hefftigkeit der Plagen. Bey
Chriſten iſt nichts neues/ wenn ſie mit ſchweren
Plagen beleget werden/ und wenn eine Plage
nach der andern kommt. Wenn David von
Zagen redet: Ich ſprach in meinem Zagen/ zei-
get er an/ daß er manchmahl in verzweiffelte
Noth gerathen/ darin er an aller Menſchen
Hülffe verzagen muß. Daran gedencke/ wenn
die Reihe an dich kommt/ daß du auch muſt ge-
plaget werden. Je gröſſere Heiligen/ ie mehr
Plage. Richte auch nicht fort/ wenn du einen
ſehr geplagten Menſchen ſiheſt. Wer weiß/
obs Lieb oder Zorn iſt/ daß er geplaget wird?

Merck zum andern die Art deß Glaubens:
Ich gläube/ ob ich wohl ſehr geplaget werde/ den-
noch gläube ich/ und ſprech in meinem Zagen/
wenn ich an aller Menſchen Hülffe verzagen
muß; alle Menſchen ſeynd Lügener. Sihe wie
wenig man ſich auff Menſchen zuverlaſſen hat.
Denn alle Menſchen ſynd Lügener/ ja die Lü-
gen ſelbſt. Lügen iſt/ das etwas verſpricht/ und
doch trieget. Alſo wird die Abgötterey/ das
ſündliche Weſen und die Herrligkeit der gantzen
Welt eine Lügen genannt. Jeremiæ am 16.
v. 19: HErr/ du biſt meine Stärcke und
Krafft/ und meine Zuflucht in der Noth/
die Heyden werden zu dir kommen von der

Welt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0619" n="596"/><fw place="top" type="header">über den 116. P&#x017F;alm</fw><lb/>
gen der Menge/ als Hefftigkeit der Plagen. Bey<lb/>
Chri&#x017F;ten i&#x017F;t nichts neues/ wenn &#x017F;ie mit &#x017F;chweren<lb/>
Plagen beleget werden/ und wenn eine Plage<lb/>
nach der andern kommt. Wenn David von<lb/>
Zagen redet: Ich &#x017F;prach in meinem Zagen/ zei-<lb/>
get er an/ daß er manchmahl in verzweiffelte<lb/>
Noth gerathen/ darin er an aller Men&#x017F;chen<lb/>
Hülffe verzagen muß. Daran gedencke/ wenn<lb/>
die Reihe an dich kommt/ daß du auch mu&#x017F;t ge-<lb/>
plaget werden. Je grö&#x017F;&#x017F;ere Heiligen/ ie mehr<lb/>
Plage. Richte auch nicht fort/ wenn du einen<lb/>
&#x017F;ehr geplagten Men&#x017F;chen &#x017F;ihe&#x017F;t. Wer weiß/<lb/>
obs Lieb oder Zorn i&#x017F;t/ daß er geplaget wird?</p><lb/>
          <p>Merck zum andern die Art deß Glaubens:<lb/>
Ich gläube/ ob ich wohl &#x017F;ehr geplaget werde/ den-<lb/>
noch gläube ich/ und &#x017F;prech in meinem Zagen/<lb/>
wenn ich an aller Men&#x017F;chen Hülffe verzagen<lb/>
muß; alle Men&#x017F;chen &#x017F;eynd Lügener. Sihe wie<lb/>
wenig man &#x017F;ich auff Men&#x017F;chen zuverla&#x017F;&#x017F;en hat.<lb/>
Denn alle Men&#x017F;chen &#x017F;ynd Lügener/ ja die Lü-<lb/>
gen &#x017F;elb&#x017F;t. Lügen i&#x017F;t/ das etwas ver&#x017F;pricht/ und<lb/>
doch trieget. Al&#x017F;o wird die Abgötterey/ das<lb/>
&#x017F;ündliche We&#x017F;en und die Herrligkeit der gantzen<lb/>
Welt eine Lügen genannt. Jeremiæ am 16.<lb/>
v. 19: <hi rendition="#fr">HErr/ du bi&#x017F;t meine Stärcke und<lb/>
Krafft/ und meine Zuflucht in der Noth/<lb/>
die Heyden werden zu dir kommen von der</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Welt</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[596/0619] über den 116. Pſalm gen der Menge/ als Hefftigkeit der Plagen. Bey Chriſten iſt nichts neues/ wenn ſie mit ſchweren Plagen beleget werden/ und wenn eine Plage nach der andern kommt. Wenn David von Zagen redet: Ich ſprach in meinem Zagen/ zei- get er an/ daß er manchmahl in verzweiffelte Noth gerathen/ darin er an aller Menſchen Hülffe verzagen muß. Daran gedencke/ wenn die Reihe an dich kommt/ daß du auch muſt ge- plaget werden. Je gröſſere Heiligen/ ie mehr Plage. Richte auch nicht fort/ wenn du einen ſehr geplagten Menſchen ſiheſt. Wer weiß/ obs Lieb oder Zorn iſt/ daß er geplaget wird? Merck zum andern die Art deß Glaubens: Ich gläube/ ob ich wohl ſehr geplaget werde/ den- noch gläube ich/ und ſprech in meinem Zagen/ wenn ich an aller Menſchen Hülffe verzagen muß; alle Menſchen ſeynd Lügener. Sihe wie wenig man ſich auff Menſchen zuverlaſſen hat. Denn alle Menſchen ſynd Lügener/ ja die Lü- gen ſelbſt. Lügen iſt/ das etwas verſpricht/ und doch trieget. Alſo wird die Abgötterey/ das ſündliche Weſen und die Herrligkeit der gantzen Welt eine Lügen genannt. Jeremiæ am 16. v. 19: HErr/ du biſt meine Stärcke und Krafft/ und meine Zuflucht in der Noth/ die Heyden werden zu dir kommen von der Welt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/619
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 596. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/619>, abgerufen am 22.11.2024.