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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 116. Psalm
sondern mit blutigem rothen Wein der Trüb-
sal und mancherley Trübsal/ denn es ist ein
vermischtes Wesen darin/ denn so lautet ei-
gentlich der Spruch: Der HERR hat ei-
nen Becher in der Hand/ der ist roth vom
Wein/ und voll gemischtes.
Mercke zum
andern den Vnterschied der Frommen und
Gottlosen. An dem Becher der Trübsal müs-
sen alle Menschen-Kinder trincken/ doch mit
dem Unterschiede/ daß die Gottlosen die He-
fen außsauffen. Es hat unser lieber Heyland
JEsus CHristus diesen Becher nicht müs-
sen vorüber gehen. Was für einen bittern
sauren Tranck ER zu sich nehmen müssen/
zeiget an sein klägliches Flehen/ da ER auff
sein Heiliges Angesicht lag/ und zu seinem
himmlischen Vater also betete: Vater ist
es müglich/ so nimm diesen Kelch von mir/

Luc. 22. v. 42. Es ist dieser Trunck so
starck gewesen/ daß der Threnen und Schweiß
mit Blut herauß getrieben. Der 110. Psalm
v. 7. redet also davon: ER wird trincken vom
trüben Bach im Wege;
Der Bach darinnen al-
le Menschen ihren Vnflat geworffen/ und mit
ihren unflätigen Füssen trüb gemacht/ der Bach
hat müssen den Kelch Christi füllen. Dennoch
weil dieser Becher von der Hand deß himmli-

schen

über den 116. Pſalm
ſondern mit blutigem rothen Wein der Trüb-
ſal und mancherley Trübſal/ denn es iſt ein
vermiſchtes Weſen darin/ denn ſo lautet ei-
gentlich der Spruch: Der HERR hat ei-
nen Becher in der Hand/ der iſt roth vom
Wein/ und voll gemiſchtes.
Mercke zum
andern den Vnterſchied der Frommen und
Gottloſen. An dem Becher der Trübſal müſ-
ſen alle Menſchen-Kinder trincken/ doch mit
dem Unterſchiede/ daß die Gottloſen die He-
fen außſauffen. Es hat unſer lieber Heyland
JEſus CHriſtus dieſen Becher nicht müſ-
ſen vorüber gehen. Was für einen bittern
ſauren Tranck ER zu ſich nehmen müſſen/
zeiget an ſein klägliches Flehen/ da ER auff
ſein Heiliges Angeſicht lag/ und zu ſeinem
himmliſchen Vater alſo betete: Vater iſt
es müglich/ ſo nimm dieſen Kelch von mir/

Luc. 22. v. 42. Es iſt dieſer Trunck ſo
ſtarck geweſen/ daß der Threnen und Schweiß
mit Blut herauß getrieben. Der 110. Pſalm
v. 7. redet alſo davon: ER wird trincken vom
trüben Bach im Wege;
Der Bach dariñen al-
le Menſchen ihren Vnflat geworffen/ und mit
ihren unflätigen Füſſen trüb gemacht/ der Bach
hat müſſen den Kelch Chriſti füllen. Dennoch
weil dieſer Becher von der Hand deß himmli-

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[614/0637] über den 116. Pſalm ſondern mit blutigem rothen Wein der Trüb- ſal und mancherley Trübſal/ denn es iſt ein vermiſchtes Weſen darin/ denn ſo lautet ei- gentlich der Spruch: Der HERR hat ei- nen Becher in der Hand/ der iſt roth vom Wein/ und voll gemiſchtes. Mercke zum andern den Vnterſchied der Frommen und Gottloſen. An dem Becher der Trübſal müſ- ſen alle Menſchen-Kinder trincken/ doch mit dem Unterſchiede/ daß die Gottloſen die He- fen außſauffen. Es hat unſer lieber Heyland JEſus CHriſtus dieſen Becher nicht müſ- ſen vorüber gehen. Was für einen bittern ſauren Tranck ER zu ſich nehmen müſſen/ zeiget an ſein klägliches Flehen/ da ER auff ſein Heiliges Angeſicht lag/ und zu ſeinem himmliſchen Vater alſo betete: Vater iſt es müglich/ ſo nimm dieſen Kelch von mir/ Luc. 22. v. 42. Es iſt dieſer Trunck ſo ſtarck geweſen/ daß der Threnen und Schweiß mit Blut herauß getrieben. Der 110. Pſalm v. 7. redet alſo davon: ER wird trincken vom trüben Bach im Wege; Der Bach dariñen al- le Menſchen ihren Vnflat geworffen/ und mit ihren unflätigen Füſſen trüb gemacht/ der Bach hat müſſen den Kelch Chriſti füllen. Dennoch weil dieſer Becher von der Hand deß himmli- ſchen

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/637>, abgerufen am 22.11.2024.