Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

Bild:
<< vorherige Seite

Die andere Betrachtung.
Gottlosen gerne wollen/ soll nicht geschehen;
Vielmehr sollen sie über ihrem Zorn ümkom-
men und verderben. Denn wie eine Bien über
ihrem Zorn ihren Stachel verlieret/ daß sie kein
Honig mehr machen kan/ oder gar sterben muß/
so soll es auch unsern Feinden gehen. Das Ho-
nig der göttlichen Gnaden sollen sie nicht schme-
cken und sich selbsten in ewiges Verderben stür-
tzen.

In solcher Zuversicht wird ein Christliches
Hertz so muthig/ daß es die Feinde anredet: Ihr
stosset mich/ daß ich fallen soll/ aber der
HErr hilfft mir
/ v. 13. GOtt setzet den Fein-
den ein Ziel. Er läst zwar zu/ daß sie stossen/ sie
können uns aber damit nicht fort fällen/ denn der
HErr/ der den Verfolgungen ein Ziel steckt/
hilfft uns herrlich hinauß. Was Christi und
Davids Feinde im Sinn gehabt haben/ zeiget der
41. Ps. v. 9: Sie haben ein Bubenstück über
mich beschlossen/ wenn er liegt/ soll er nicht wie-
der auffstehen.
So stossen sie auff uns zu/ dz wir
nicht allein fallen/ sondern dz wir fallen/ und nicht
wieder auffstehen. Saul dachte David mit List zu
tilgen/ da das nicht angieng/ verfolgete er ihn
mit öffentlicher Gewalt/ aber David hatte Gott
zum Schutzherrn/ darum must David bleiben/
und Saul über seinen Zorn untergehen. Chri-

stus

Die andere Betrachtung.
Gottloſen gerne wollen/ ſoll nicht geſchehen;
Vielmehr ſollen ſie über ihrem Zorn ümkom-
men und verderben. Denn wie eine Bien über
ihrem Zorn ihren Stachel verlieret/ daß ſie kein
Honig mehr machen kan/ oder gar ſterben muß/
ſo ſoll es auch unſern Feinden gehen. Das Ho-
nig der göttlichen Gnaden ſollen ſie nicht ſchme-
cken und ſich ſelbſten in ewiges Verderben ſtür-
tzen.

In ſolcher Zuverſicht wird ein Chriſtliches
Hertz ſo muthig/ daß es die Feinde anredet: Ihr
ſtoſſet mich/ daß ich fallen ſoll/ aber der
HErr hilfft mir
/ v. 13. GOtt ſetzet den Fein-
den ein Ziel. Er läſt zwar zu/ daß ſie ſtoſſen/ ſie
können uns aber damit nicht fort fällen/ denn der
HErr/ der den Verfolgungen ein Ziel ſteckt/
hilfft uns herrlich hinauß. Was Chriſti und
Davids Feinde im Sinn gehabt haben/ zeiget der
41. Pſ. v. 9: Sie haben ein Bubenſtück über
mich beſchloſſẽ/ weñ er liegt/ ſoll er nicht wie-
der auffſtehen.
So ſtoſſen ſie auff uns zu/ dz wir
nicht allein fallen/ ſondern dz wir fallẽ/ und nicht
wieder auffſtehen. Saul dachte David mit Liſt zu
tilgen/ da das nicht angieng/ verfolgete er ihn
mit öffentlicher Gewalt/ aber David hatte Gott
zum Schutzherrn/ darum muſt David bleiben/
und Saul über ſeinen Zorn untergehen. Chri-

ſtus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0724" n="701"/><fw place="top" type="header">Die andere Betrachtung.</fw><lb/>
Gottlo&#x017F;en gerne wollen/ &#x017F;oll nicht ge&#x017F;chehen;<lb/>
Vielmehr &#x017F;ollen &#x017F;ie über ihrem Zorn ümkom-<lb/>
men und verderben. Denn wie eine Bien über<lb/>
ihrem Zorn ihren Stachel verlieret/ daß &#x017F;ie kein<lb/>
Honig mehr machen kan/ oder gar &#x017F;terben muß/<lb/>
&#x017F;o &#x017F;oll es auch un&#x017F;ern Feinden gehen. Das Ho-<lb/>
nig der göttlichen Gnaden &#x017F;ollen &#x017F;ie nicht &#x017F;chme-<lb/>
cken und &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten in ewiges Verderben &#x017F;tür-<lb/>
tzen.</p><lb/>
          <p>In &#x017F;olcher Zuver&#x017F;icht wird ein Chri&#x017F;tliches<lb/>
Hertz &#x017F;o muthig/ daß es die Feinde anredet: <hi rendition="#fr">Ihr<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;et mich/ daß ich fallen &#x017F;oll/ aber der<lb/>
HErr hilfft mir</hi>/ v. 13. GOtt &#x017F;etzet den Fein-<lb/>
den ein Ziel. Er lä&#x017F;t zwar zu/ daß &#x017F;ie &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ie<lb/>
können uns aber damit nicht fort fällen/ denn der<lb/>
HErr/ der den Verfolgungen ein Ziel &#x017F;teckt/<lb/>
hilfft uns herrlich hinauß. Was Chri&#x017F;ti und<lb/>
Davids Feinde im Sinn gehabt haben/ zeiget der<lb/>
41. P&#x017F;. v. 9: <hi rendition="#fr">Sie haben ein Buben&#x017F;tück über<lb/>
mich be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;&#x1EBD;/ weñ er liegt/ &#x017F;oll er nicht wie-<lb/>
der auff&#x017F;tehen.</hi> So &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie auff uns zu/ dz wir<lb/>
nicht allein fallen/ &#x017F;ondern dz wir fall&#x1EBD;/ und nicht<lb/>
wieder auff&#x017F;tehen. Saul dachte David mit Li&#x017F;t zu<lb/>
tilgen/ da das nicht angieng/ verfolgete er ihn<lb/>
mit öffentlicher Gewalt/ aber David hatte Gott<lb/>
zum Schutzherrn/ darum mu&#x017F;t David bleiben/<lb/>
und Saul über &#x017F;einen Zorn untergehen. Chri-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tus</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[701/0724] Die andere Betrachtung. Gottloſen gerne wollen/ ſoll nicht geſchehen; Vielmehr ſollen ſie über ihrem Zorn ümkom- men und verderben. Denn wie eine Bien über ihrem Zorn ihren Stachel verlieret/ daß ſie kein Honig mehr machen kan/ oder gar ſterben muß/ ſo ſoll es auch unſern Feinden gehen. Das Ho- nig der göttlichen Gnaden ſollen ſie nicht ſchme- cken und ſich ſelbſten in ewiges Verderben ſtür- tzen. In ſolcher Zuverſicht wird ein Chriſtliches Hertz ſo muthig/ daß es die Feinde anredet: Ihr ſtoſſet mich/ daß ich fallen ſoll/ aber der HErr hilfft mir/ v. 13. GOtt ſetzet den Fein- den ein Ziel. Er läſt zwar zu/ daß ſie ſtoſſen/ ſie können uns aber damit nicht fort fällen/ denn der HErr/ der den Verfolgungen ein Ziel ſteckt/ hilfft uns herrlich hinauß. Was Chriſti und Davids Feinde im Sinn gehabt haben/ zeiget der 41. Pſ. v. 9: Sie haben ein Bubenſtück über mich beſchloſſẽ/ weñ er liegt/ ſoll er nicht wie- der auffſtehen. So ſtoſſen ſie auff uns zu/ dz wir nicht allein fallen/ ſondern dz wir fallẽ/ und nicht wieder auffſtehen. Saul dachte David mit Liſt zu tilgen/ da das nicht angieng/ verfolgete er ihn mit öffentlicher Gewalt/ aber David hatte Gott zum Schutzherrn/ darum muſt David bleiben/ und Saul über ſeinen Zorn untergehen. Chri- ſtus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/724
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/724>, abgerufen am 22.11.2024.