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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 118. Psalm
Tode nicht. Daß wir viel leiden müssen/ wis-
sen wir wohl. Wir wissen aber auch/ daß unser
Leiden uns kein böses bedeutet. Wir seynd ver-
sichert/ daß uns GOtt dem Unglück und dem
Tode nicht übergibt/ daß es über uns wüte nach
eigenem Gefallen. Müssen wir schon leiden/
halten wirs nicht für unser Verderben/ sondern
für eine väterliche Züchtigung. Das Fleisch
sihet ein klein Unglück für den Tod an/ d' Geist a-
ber sihet den Tod selbsten/ wie grausam er auch ist/
nicht anders als eine kleine Ruthe an. Die Ruthe
thut wohl wehe/ aber schafft viel gutes. Wir ha-
ben nicht vergessen deß Trostes/ den Gott zu uns
redet in den Sprüchen Salomonis am 3. v. 11:
Mein Kind/ verwirff die Zucht deß HErrn
nicht/ und sey nicht ungedultig über seiner
Straffe. Denn welchen der HErr liebet/
den straffet er/ und hat Wohlgefallen an
ihm/ wie ein Vater am Sohn.
Diesen
Trost hält uns der Geist GOttes für zun Hebr.
am 12. v. 5. und setzet hinzu: So ihr die Züch-
tigung erduldet/ so erbeut sich euch GOtt
als Kindern.
So erdulden wir nun die Züchti-
gung gerne als gehorsame Kinder/ und lassens
uns gleich seyn/ unser himmlischer Vater brau-
che dazu Teuffel oder Menschen/ wir sehen es al-
lesan/ als eine väterliche Ruthe. Summa/

Gott

über den 118. Pſalm
Tode nicht. Daß wir viel leiden müſſen/ wiſ-
ſen wir wohl. Wir wiſſen aber auch/ daß unſer
Leiden uns kein böſes bedeutet. Wir ſeynd ver-
ſichert/ daß uns GOtt dem Unglück und dem
Tode nicht übergibt/ daß es über uns wüte nach
eigenem Gefallen. Müſſen wir ſchon leiden/
halten wirs nicht für unſer Verderben/ ſondern
für eine väterliche Züchtigung. Das Fleiſch
ſihet ein klein Unglück für den Tod an/ d’ Geiſt a-
ber ſihet dẽ Tod ſelbſten/ wie grauſam er auch iſt/
nicht anders als eine kleine Ruthe an. Die Ruthe
thut wohl wehe/ aber ſchafft viel gutes. Wir ha-
ben nicht vergeſſen deß Troſtes/ den Gott zu uns
redet in den Sprüchen Salomonis am 3. v. 11:
Mein Kind/ verwirff die Zucht deß HErrn
nicht/ und ſey nicht ungedultig über ſeiner
Straffe. Denn welchen der HErr liebet/
den ſtraffet er/ und hat Wohlgefallen an
ihm/ wie ein Vater am Sohn.
Dieſen
Troſt hält uns der Geiſt GOttes für zun Hebr.
am 12. v. 5. und ſetzet hinzu: So ihr die Züch-
tigung erduldet/ ſo erbeut ſich euch GOtt
als Kindern.
So erdulden wir nun die Züchti-
gung gerne als gehorſame Kinder/ und laſſens
uns gleich ſeyn/ unſer himmliſcher Vater brau-
che dazu Teuffel oder Menſchen/ wir ſehen es al-
lesan/ als eine väterliche Ruthe. Summa/

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[718/0741] über den 118. Pſalm Tode nicht. Daß wir viel leiden müſſen/ wiſ- ſen wir wohl. Wir wiſſen aber auch/ daß unſer Leiden uns kein böſes bedeutet. Wir ſeynd ver- ſichert/ daß uns GOtt dem Unglück und dem Tode nicht übergibt/ daß es über uns wüte nach eigenem Gefallen. Müſſen wir ſchon leiden/ halten wirs nicht für unſer Verderben/ ſondern für eine väterliche Züchtigung. Das Fleiſch ſihet ein klein Unglück für den Tod an/ d’ Geiſt a- ber ſihet dẽ Tod ſelbſten/ wie grauſam er auch iſt/ nicht anders als eine kleine Ruthe an. Die Ruthe thut wohl wehe/ aber ſchafft viel gutes. Wir ha- ben nicht vergeſſen deß Troſtes/ den Gott zu uns redet in den Sprüchen Salomonis am 3. v. 11: Mein Kind/ verwirff die Zucht deß HErrn nicht/ und ſey nicht ungedultig über ſeiner Straffe. Denn welchen der HErr liebet/ den ſtraffet er/ und hat Wohlgefallen an ihm/ wie ein Vater am Sohn. Dieſen Troſt hält uns der Geiſt GOttes für zun Hebr. am 12. v. 5. und ſetzet hinzu: So ihr die Züch- tigung erduldet/ ſo erbeut ſich euch GOtt als Kindern. So erdulden wir nun die Züchti- gung gerne als gehorſame Kinder/ und laſſens uns gleich ſeyn/ unſer himmliſcher Vater brau- che dazu Teuffel oder Menſchen/ wir ſehen es al- lesan/ als eine väterliche Ruthe. Summa/ Gott

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 718. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/741>, abgerufen am 22.11.2024.