Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

lein dieser Einwurf ist leicht zu wiederlegen. Wären
die Sonnenstrahlen Ausflüße der Sonne; so müste
ihre Wärme auf hohen Bergen und in der obern Luft so
groß seyn als auf der Oberfläche der Erde, wenig-
stens des Meers. Ferner es müste an jedem Tag, wo
die Sonne gleich hoch stehet, und der Himmel gleich
rein ist, auch gleich warm seyn. Dann müste die
Erde Jahr für Jahr mehr mit Feuer angefüllt,
hingegen die Sonne erschöpfet werden. Man
merkt aber weder eine Zunahm der Wärme des Erd-
bodens, noch eine Abnahm der Sonne in ihrer
Würkung. Endlich ist die Sonne zu weit von der
Erde entfernet, als daß in dem kurzen Zeitraum von
einem Tag, Feuertheile von ihr auf die Erde sollten
kommen können. Wer auch nicht Naturforscher ist,
der weiß; daß zwar die Lichtstrahlen in unbegreiflicher
Geschwindigkeit von der Sonne auf die Erde kommen
können; daß aber die Wärme sich sehr langsam fort-
pflanze. Wenn aber auch die Wärme zehntausend-
mahl geschwinder liefe als eine Kanonenkugel, so wäre
sie doch nicht im Stande in eines Tagesraum, von
der Sonne auf die Erde zu kommen.

Alles dieses beweist nun: daß ein unsichtbahres
Feuer, welches von Natur, und in seinem Stand der
Ruhe kalt ist, in der Natur, und vorzüglich in dem
Schoß und auf der Oberfläche der Erde seyn müsse.
Daß aber dieses die Wärme hervorbringe, wenn es durch
die Sonnenstrahlen, oder durch einen Feuerfunken,
oder durch eine andere Würkung, in Bewegung ge[s]ezt
und entzündet wird.

Viertens. Fragt sich nun; ist das electrische
Feuer dieses nehmliche unsichtbahre Feuer, weiches
wenn es durch irgend eine Würkung in Bewegung

gesezt

lein dieſer Einwurf iſt leicht zu wiederlegen. Waͤren
die Sonnenſtrahlen Ausfluͤße der Sonne; ſo muͤſte
ihre Waͤrme auf hohen Bergen und in der obern Luft ſo
groß ſeyn als auf der Oberflaͤche der Erde, wenig-
ſtens des Meers. Ferner es muͤſte an jedem Tag, wo
die Sonne gleich hoch ſtehet, und der Himmel gleich
rein iſt, auch gleich warm ſeyn. Dann muͤſte die
Erde Jahr fuͤr Jahr mehr mit Feuer angefuͤllt,
hingegen die Sonne erſchoͤpfet werden. Man
merkt aber weder eine Zunahm der Waͤrme des Erd-
bodens, noch eine Abnahm der Sonne in ihrer
Wuͤrkung. Endlich iſt die Sonne zu weit von der
Erde entfernet, als daß in dem kurzen Zeitraum von
einem Tag, Feuertheile von ihr auf die Erde ſollten
kommen koͤnnen. Wer auch nicht Naturforſcher iſt,
der weiß; daß zwar die Lichtſtrahlen in unbegreiflicher
Geſchwindigkeit von der Sonne auf die Erde kommen
koͤnnen; daß aber die Waͤrme ſich ſehr langſam fort-
pflanze. Wenn aber auch die Waͤrme zehntauſend-
mahl geſchwinder liefe als eine Kanonenkugel, ſo waͤre
ſie doch nicht im Stande in eines Tagesraum, von
der Sonne auf die Erde zu kommen.

Alles dieſes beweiſt nun: daß ein unſichtbahres
Feuer, welches von Natur, und in ſeinem Stand der
Ruhe kalt iſt, in der Natur, und vorzuͤglich in dem
Schoß und auf der Oberflaͤche der Erde ſeyn muͤſſe.
Daß aber dieſes die Waͤrme hervorbringe, wenn es durch
die Sonnenſtrahlen, oder durch einen Feuerfunken,
oder durch eine andere Wuͤrkung, in Bewegung ge[ſ]ezt
und entzuͤndet wird.

Viertens. Fragt ſich nun; iſt das electriſche
Feuer dieſes nehmliche unſichtbahre Feuer, weiches
wenn es durch irgend eine Wuͤrkung in Bewegung

geſezt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0112" n="96"/>
lein die&#x017F;er Einwurf i&#x017F;t leicht zu wiederlegen. Wa&#x0364;ren<lb/>
die Sonnen&#x017F;trahlen Ausflu&#x0364;ße der Sonne; &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
ihre Wa&#x0364;rme auf hohen Bergen und in der obern Luft &#x017F;o<lb/>
groß &#x017F;eyn als auf der Oberfla&#x0364;che der Erde, wenig-<lb/>
&#x017F;tens des Meers. Ferner es mu&#x0364;&#x017F;te an jedem Tag, wo<lb/>
die Sonne gleich hoch &#x017F;tehet, und der Himmel gleich<lb/>
rein i&#x017F;t, auch gleich warm &#x017F;eyn. Dann mu&#x0364;&#x017F;te die<lb/>
Erde Jahr fu&#x0364;r Jahr mehr mit Feuer angefu&#x0364;llt,<lb/>
hingegen die Sonne er&#x017F;cho&#x0364;pfet werden. Man<lb/>
merkt aber weder eine Zunahm der Wa&#x0364;rme des Erd-<lb/>
bodens, noch eine Abnahm der Sonne in ihrer<lb/>
Wu&#x0364;rkung. Endlich i&#x017F;t die Sonne zu weit von der<lb/>
Erde entfernet, als daß in dem kurzen Zeitraum von<lb/>
einem Tag, Feuertheile von ihr auf die Erde &#x017F;ollten<lb/>
kommen ko&#x0364;nnen. Wer auch nicht Naturfor&#x017F;cher i&#x017F;t,<lb/>
der weiß; daß zwar die Licht&#x017F;trahlen in unbegreiflicher<lb/>
Ge&#x017F;chwindigkeit von der Sonne auf die Erde kommen<lb/>
ko&#x0364;nnen; daß aber die Wa&#x0364;rme &#x017F;ich &#x017F;ehr lang&#x017F;am fort-<lb/>
pflanze. Wenn aber auch die Wa&#x0364;rme zehntau&#x017F;end-<lb/>
mahl ge&#x017F;chwinder liefe als eine Kanonenkugel, &#x017F;o wa&#x0364;re<lb/>
&#x017F;ie doch nicht im Stande in eines Tagesraum, von<lb/>
der Sonne auf die Erde zu kommen.</p><lb/>
          <p>Alles die&#x017F;es bewei&#x017F;t nun: daß ein un&#x017F;ichtbahres<lb/>
Feuer, welches von Natur, und in &#x017F;einem Stand der<lb/>
Ruhe kalt i&#x017F;t, in der Natur, und vorzu&#x0364;glich in dem<lb/>
Schoß und auf der Oberfla&#x0364;che der Erde &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Daß aber die&#x017F;es die Wa&#x0364;rme hervorbringe, wenn es durch<lb/>
die Sonnen&#x017F;trahlen, oder durch einen Feuerfunken,<lb/>
oder durch eine andere Wu&#x0364;rkung, in Bewegung ge<supplied>&#x017F;</supplied>ezt<lb/>
und entzu&#x0364;ndet wird.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Viertens</hi>. Fragt &#x017F;ich nun; i&#x017F;t das electri&#x017F;che<lb/>
Feuer die&#x017F;es nehmliche un&#x017F;ichtbahre Feuer, weiches<lb/>
wenn es durch irgend eine Wu&#x0364;rkung in Bewegung<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge&#x017F;ezt</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0112] lein dieſer Einwurf iſt leicht zu wiederlegen. Waͤren die Sonnenſtrahlen Ausfluͤße der Sonne; ſo muͤſte ihre Waͤrme auf hohen Bergen und in der obern Luft ſo groß ſeyn als auf der Oberflaͤche der Erde, wenig- ſtens des Meers. Ferner es muͤſte an jedem Tag, wo die Sonne gleich hoch ſtehet, und der Himmel gleich rein iſt, auch gleich warm ſeyn. Dann muͤſte die Erde Jahr fuͤr Jahr mehr mit Feuer angefuͤllt, hingegen die Sonne erſchoͤpfet werden. Man merkt aber weder eine Zunahm der Waͤrme des Erd- bodens, noch eine Abnahm der Sonne in ihrer Wuͤrkung. Endlich iſt die Sonne zu weit von der Erde entfernet, als daß in dem kurzen Zeitraum von einem Tag, Feuertheile von ihr auf die Erde ſollten kommen koͤnnen. Wer auch nicht Naturforſcher iſt, der weiß; daß zwar die Lichtſtrahlen in unbegreiflicher Geſchwindigkeit von der Sonne auf die Erde kommen koͤnnen; daß aber die Waͤrme ſich ſehr langſam fort- pflanze. Wenn aber auch die Waͤrme zehntauſend- mahl geſchwinder liefe als eine Kanonenkugel, ſo waͤre ſie doch nicht im Stande in eines Tagesraum, von der Sonne auf die Erde zu kommen. Alles dieſes beweiſt nun: daß ein unſichtbahres Feuer, welches von Natur, und in ſeinem Stand der Ruhe kalt iſt, in der Natur, und vorzuͤglich in dem Schoß und auf der Oberflaͤche der Erde ſeyn muͤſſe. Daß aber dieſes die Waͤrme hervorbringe, wenn es durch die Sonnenſtrahlen, oder durch einen Feuerfunken, oder durch eine andere Wuͤrkung, in Bewegung geſezt und entzuͤndet wird. Viertens. Fragt ſich nun; iſt das electriſche Feuer dieſes nehmliche unſichtbahre Feuer, weiches wenn es durch irgend eine Wuͤrkung in Bewegung geſezt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/112
Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/112>, abgerufen am 21.11.2024.