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Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

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einer Wetterstange des Pulvermagazins. An dem St.
Marcusthurm zu Venedig den 10. Jul. und den 18.
Aug. 1783. zu Nymphenburg wo der Blitz die Wetter-
stange krum gebogen. Man denke also von den Wetterab-
leitern nicht, als ob sie den Blitz ganz abwendeten. Wenn
eine Wolke von einem heftigen Sturm so schnell gegen
den Ableiter hingetrieben wird, daß sie ihn erreicht, ehe
die Spitze des Ableiters im Stande war, alle electrische
Materie aus der Wolke zu rauben, und in die Erde zu
führen; so kan des Ableiters ohngeachtet ein Schlag er-
folgen. Der Schlag trift aber nur den Ableiter, und
lauft ohne Schaden des Gebäudes, an der Kette ruhig
in die Erde.

Anderns. Wenn ein Gebäude oder Thurm so
hoch stünde, daß eine gegen ihn anziehende Wetterwol-
ke, tiefer gehen sollte als die Spize des Ableiters ist;
so könnte der Blitz entweder auf den untern Theil des
Ableiters, oder wenn die Wolke vor und der Ableiter
hinter dem Gebäude stehen sollte, selbst in das Ge-
bäude einschlagen. Allein ein solcher Fall läßt sich bey-
nahe gar nicht gedenken. Bloß ein Thurm von jener
Höhe, wie der St. Stephans Thurm in Wien ist,
dessen Höhe nemlich 4341/2 Wiener Schuhe beträgt,
könnte vielleicht das erst bemeldete Schicksaal haben.

Drittens. Man hat schon verschiedentlich und
mit hinlänglicher Gewißheit wahrgenommen, daß man-
che Blitze aus dem Erdboden entstehen und in die
höhe fahren. Sollte nun der Bliz in einem Gebäude
selbst entstehen und von der Erde in die Wolken fah-
ren, so könnte es freylich geschehen, daß da der Ablei-
ter auser dem Gebäude ist, er zur Ableitung des Blitzes
nichts nüzte, und der Blitz auch in einem, mit einem

Ablei-

einer Wetterſtange des Pulvermagazins. An dem St.
Marcusthurm zu Venedig den 10. Jul. und den 18.
Aug. 1783. zu Nymphenburg wo der Blitz die Wetter-
ſtange krum gebogen. Man denke alſo von den Wetterab-
leitern nicht, als ob ſie den Blitz ganz abwendeten. Wenn
eine Wolke von einem heftigen Sturm ſo ſchnell gegen
den Ableiter hingetrieben wird, daß ſie ihn erreicht, ehe
die Spitze des Ableiters im Stande war, alle electriſche
Materie aus der Wolke zu rauben, und in die Erde zu
fuͤhren; ſo kan des Ableiters ohngeachtet ein Schlag er-
folgen. Der Schlag trift aber nur den Ableiter, und
lauft ohne Schaden des Gebaͤudes, an der Kette ruhig
in die Erde.

Anderns. Wenn ein Gebaͤude oder Thurm ſo
hoch ſtuͤnde, daß eine gegen ihn anziehende Wetterwol-
ke, tiefer gehen ſollte als die Spize des Ableiters iſt;
ſo koͤnnte der Blitz entweder auf den untern Theil des
Ableiters, oder wenn die Wolke vor und der Ableiter
hinter dem Gebaͤude ſtehen ſollte, ſelbſt in das Ge-
baͤude einſchlagen. Allein ein ſolcher Fall laͤßt ſich bey-
nahe gar nicht gedenken. Bloß ein Thurm von jener
Hoͤhe, wie der St. Stephans Thurm in Wien iſt,
deſſen Hoͤhe nemlich 434½ Wiener Schuhe betraͤgt,
koͤnnte vielleicht das erſt bemeldete Schickſaal haben.

Drittens. Man hat ſchon verſchiedentlich und
mit hinlaͤnglicher Gewißheit wahrgenommen, daß man-
che Blitze aus dem Erdboden entſtehen und in die
hoͤhe fahren. Sollte nun der Bliz in einem Gebaͤude
ſelbſt entſtehen und von der Erde in die Wolken fah-
ren, ſo koͤnnte es freylich geſchehen, daß da der Ablei-
ter auſer dem Gebaͤude iſt, er zur Ableitung des Blitzes
nichts nuͤzte, und der Blitz auch in einem, mit einem

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[14/0030] einer Wetterſtange des Pulvermagazins. An dem St. Marcusthurm zu Venedig den 10. Jul. und den 18. Aug. 1783. zu Nymphenburg wo der Blitz die Wetter- ſtange krum gebogen. Man denke alſo von den Wetterab- leitern nicht, als ob ſie den Blitz ganz abwendeten. Wenn eine Wolke von einem heftigen Sturm ſo ſchnell gegen den Ableiter hingetrieben wird, daß ſie ihn erreicht, ehe die Spitze des Ableiters im Stande war, alle electriſche Materie aus der Wolke zu rauben, und in die Erde zu fuͤhren; ſo kan des Ableiters ohngeachtet ein Schlag er- folgen. Der Schlag trift aber nur den Ableiter, und lauft ohne Schaden des Gebaͤudes, an der Kette ruhig in die Erde. Anderns. Wenn ein Gebaͤude oder Thurm ſo hoch ſtuͤnde, daß eine gegen ihn anziehende Wetterwol- ke, tiefer gehen ſollte als die Spize des Ableiters iſt; ſo koͤnnte der Blitz entweder auf den untern Theil des Ableiters, oder wenn die Wolke vor und der Ableiter hinter dem Gebaͤude ſtehen ſollte, ſelbſt in das Ge- baͤude einſchlagen. Allein ein ſolcher Fall laͤßt ſich bey- nahe gar nicht gedenken. Bloß ein Thurm von jener Hoͤhe, wie der St. Stephans Thurm in Wien iſt, deſſen Hoͤhe nemlich 434½ Wiener Schuhe betraͤgt, koͤnnte vielleicht das erſt bemeldete Schickſaal haben. Drittens. Man hat ſchon verſchiedentlich und mit hinlaͤnglicher Gewißheit wahrgenommen, daß man- che Blitze aus dem Erdboden entſtehen und in die hoͤhe fahren. Sollte nun der Bliz in einem Gebaͤude ſelbſt entſtehen und von der Erde in die Wolken fah- ren, ſo koͤnnte es freylich geſchehen, daß da der Ablei- ter auſer dem Gebaͤude iſt, er zur Ableitung des Blitzes nichts nuͤzte, und der Blitz auch in einem, mit einem Ablei-

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Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/30>, abgerufen am 21.11.2024.