Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.Zweyter Einwurf. Es ist ein Eingriff in die göttliche Regierung Ob gleich dieser Einwurf nur von solchen Leuten Der
Zweyter Einwurf. Es iſt ein Eingriff in die goͤttliche Regierung Ob gleich dieſer Einwurf nur von ſolchen Leuten Der
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0093" n="77"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Zweyter Einwurf.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">E</hi>s iſt ein Eingriff in die goͤttliche Regierung<lb/> und Vorſehung; wenn man ſich und die<lb/> Seinigen, wieder Donner und Blitzen, welche<lb/> Gott zu Werkzeugen erſchaffen hat, um ſeine<lb/> Rache und Strafe damit uͤber die Welt auszu-<lb/> uͤben, verwahren wollte.</hi> </p><lb/> <p>Ob gleich dieſer Einwurf nur von ſolchen Leuten<lb/> gemacht wird, die gar keine Erkaͤntniß von der Na-<lb/> tur und dem Nutzen des Blitzes haben; ſo halte ich<lb/> es doch fuͤr noͤthig, auch dieſen Leuten zu begegnen.<lb/> Erſtlich iſt es Pflicht, auch den gemeinen Haufen des<lb/> Volks aufzuklaͤren, und ihme beſſere Begriffe von der<lb/> Natur beyzubringen; weil durch genauere Erkenntniß<lb/> derſelben, Gottes Allmacht, Weißheit und Guͤte beſ-<lb/> ſer erkannt, und eben dadurch der groſe Schoͤpfer<lb/> mehr verehret wird. Anderns muß der Naturforſcher<lb/> den Gemeinen Mann das erſt bemeldete Vorurtheil,<lb/> um ſein ſelbſt willen benehmen. So lange der gemei-<lb/> ne Mann glaubt, Wetterableiter ſeyen ein Eingriff<lb/> in die goͤttliche Regierung: ſo lange ſiehet er den Na-<lb/> turforſcher fuͤr einen Gotteslaͤſterer, und fuͤr einen<lb/> Menſchen an, der Gottes Arm binden und ſich wieder<lb/> den Allmaͤchtigen auflehnen will. Aus dieſem Grund<lb/> aber entſtehet dann; daß der Naturforſcher, wenn er<lb/> in ſeinen heilſamen Bemuͤhungen, auch durch obrig-<lb/> keitliche Gewalt geſchuͤzt wird, und von dem Poͤbel<lb/> darinnen nicht gehindert werden kan; er doch die em-<lb/> pfindlichſten Urtheile und Laͤſterungen uͤber ſich muß er-<lb/> gehen laſſen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [77/0093]
Zweyter Einwurf.
Es iſt ein Eingriff in die goͤttliche Regierung
und Vorſehung; wenn man ſich und die
Seinigen, wieder Donner und Blitzen, welche
Gott zu Werkzeugen erſchaffen hat, um ſeine
Rache und Strafe damit uͤber die Welt auszu-
uͤben, verwahren wollte.
Ob gleich dieſer Einwurf nur von ſolchen Leuten
gemacht wird, die gar keine Erkaͤntniß von der Na-
tur und dem Nutzen des Blitzes haben; ſo halte ich
es doch fuͤr noͤthig, auch dieſen Leuten zu begegnen.
Erſtlich iſt es Pflicht, auch den gemeinen Haufen des
Volks aufzuklaͤren, und ihme beſſere Begriffe von der
Natur beyzubringen; weil durch genauere Erkenntniß
derſelben, Gottes Allmacht, Weißheit und Guͤte beſ-
ſer erkannt, und eben dadurch der groſe Schoͤpfer
mehr verehret wird. Anderns muß der Naturforſcher
den Gemeinen Mann das erſt bemeldete Vorurtheil,
um ſein ſelbſt willen benehmen. So lange der gemei-
ne Mann glaubt, Wetterableiter ſeyen ein Eingriff
in die goͤttliche Regierung: ſo lange ſiehet er den Na-
turforſcher fuͤr einen Gotteslaͤſterer, und fuͤr einen
Menſchen an, der Gottes Arm binden und ſich wieder
den Allmaͤchtigen auflehnen will. Aus dieſem Grund
aber entſtehet dann; daß der Naturforſcher, wenn er
in ſeinen heilſamen Bemuͤhungen, auch durch obrig-
keitliche Gewalt geſchuͤzt wird, und von dem Poͤbel
darinnen nicht gehindert werden kan; er doch die em-
pfindlichſten Urtheile und Laͤſterungen uͤber ſich muß er-
gehen laſſen.
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