Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.Zweites Kapitel. vielmehr die Gravitation durch ein wirbelndes Mediumerklären zu können. Schliesst man nun in ein gänz- lich mit Flüssigkeit erfülltes Gefäss einige leichtere Körper, etwa Holzkugeln in Wasser, ein, und versetzt das Gefäss um eine Axe in Rotation, so sieht man als- bald die Holzkugeln der Axe zueilen. Setzt man z. B. die Glasröhre RR mit den Holzkugeln KK mit Hülfe des Zapfens Z auf einen Rotationsapparat, und rotirt um die verticale Axe, so laufen die Kugeln, sich von der Axe entfernend, alsbald bergan. Wird aber die Röhre mit Wasser gefüllt, so treibt jede Rotation die an den Enden EE schwimmenden Kugeln, gegen die Axe. Die Erscheinung erklärt sich einfach durch ein Analogon des Princips von Archimedes. Die Kugeln erhalten einen centripetalen Auftrieb, welcher der an [Abbildung]
Fig. 106. der verdrängten Flüssig-keit wirkenden Centri- fugalkraft gleich und ent- gegengesetzt ist. 7. Bevor wir zu den Schon Galilei kannte manche Eigenschaften der Pen- Zweites Kapitel. vielmehr die Gravitation durch ein wirbelndes Mediumerklären zu können. Schliesst man nun in ein gänz- lich mit Flüssigkeit erfülltes Gefäss einige leichtere Körper, etwa Holzkugeln in Wasser, ein, und versetzt das Gefäss um eine Axe in Rotation, so sieht man als- bald die Holzkugeln der Axe zueilen. Setzt man z. B. die Glasröhre RR mit den Holzkugeln KK mit Hülfe des Zapfens Z auf einen Rotationsapparat, und rotirt um die verticale Axe, so laufen die Kugeln, sich von der Axe entfernend, alsbald bergan. Wird aber die Röhre mit Wasser gefüllt, so treibt jede Rotation die an den Enden EE schwimmenden Kugeln, gegen die Axe. Die Erscheinung erklärt sich einfach durch ein Analogon des Princips von Archimedes. Die Kugeln erhalten einen centripetalen Auftrieb, welcher der an [Abbildung]
Fig. 106. der verdrängten Flüssig-keit wirkenden Centri- fugalkraft gleich und ent- gegengesetzt ist. 7. Bevor wir zu den Schon Galilei kannte manche Eigenschaften der Pen- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0162" n="150"/><fw place="top" type="header">Zweites Kapitel.</fw><lb/> vielmehr die Gravitation durch ein wirbelndes Medium<lb/> erklären zu können. Schliesst man nun in ein gänz-<lb/> lich mit Flüssigkeit erfülltes Gefäss einige leichtere<lb/> Körper, etwa Holzkugeln in Wasser, ein, und versetzt<lb/> das Gefäss um eine Axe in Rotation, so sieht man als-<lb/> bald die Holzkugeln der Axe zueilen. Setzt man z. B.<lb/> die Glasröhre <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">RR</hi></hi> mit den Holzkugeln <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">KK</hi></hi> mit Hülfe<lb/> des Zapfens <hi rendition="#i">Z</hi> auf einen Rotationsapparat, und rotirt<lb/> um die verticale Axe, so laufen die Kugeln, sich von<lb/> der Axe entfernend, alsbald bergan. Wird aber die<lb/> Röhre mit Wasser gefüllt, so treibt jede Rotation die<lb/> an den Enden <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">EE</hi></hi> schwimmenden Kugeln, gegen die<lb/> Axe. Die Erscheinung erklärt sich einfach durch ein<lb/> Analogon des Princips von Archimedes. Die Kugeln<lb/> erhalten einen centripetalen Auftrieb, welcher der an<lb/><figure><head><hi rendition="#i">Fig. 106.</hi></head></figure><lb/> der verdrängten Flüssig-<lb/> keit wirkenden Centri-<lb/> fugalkraft gleich und ent-<lb/> gegengesetzt ist.</p><lb/> <p>7. Bevor wir zu den<lb/> Huyghens’schen Unter-<lb/> suchungen über den<lb/> Schwingungsmittelpunkt<lb/> übergehen, wollen wir<lb/> einige freiere ganz elemen-<lb/> tare, dafür aber sehr an-<lb/> schauliche Betrachtungen über die Pendelbewegung und<lb/> die schwingende Bewegung überhaupt anstellen.</p><lb/> <p>Schon Galilei kannte manche Eigenschaften der Pen-<lb/> delbewegung. Dass er sich die folgende Vorstellung ge-<lb/> bildet hatte, oder dass ihm dieselbe wenigstens sehr nahe<lb/> lag, ist aus manchen zerstreuten Andeutungen in seinen<lb/> Dialogen zu ermitteln. Der Körper eines Fadenpendels<lb/> von der Länge <hi rendition="#i">l</hi> bewegt sich auf einem Kreis Fig. 107<lb/> vom Radius <hi rendition="#i">l</hi>. Geben wir dem Pendel eine sehr kleine<lb/> Excursion, so durchläuft es bei seinen Schwingungen<lb/> einen sehr kleinen Bogen, welcher mit der zugehörigen<lb/> Sehne nahe zusammenfällt. Die Sehne <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">CB</hi></hi> wird aber<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0162]
Zweites Kapitel.
vielmehr die Gravitation durch ein wirbelndes Medium
erklären zu können. Schliesst man nun in ein gänz-
lich mit Flüssigkeit erfülltes Gefäss einige leichtere
Körper, etwa Holzkugeln in Wasser, ein, und versetzt
das Gefäss um eine Axe in Rotation, so sieht man als-
bald die Holzkugeln der Axe zueilen. Setzt man z. B.
die Glasröhre RR mit den Holzkugeln KK mit Hülfe
des Zapfens Z auf einen Rotationsapparat, und rotirt
um die verticale Axe, so laufen die Kugeln, sich von
der Axe entfernend, alsbald bergan. Wird aber die
Röhre mit Wasser gefüllt, so treibt jede Rotation die
an den Enden EE schwimmenden Kugeln, gegen die
Axe. Die Erscheinung erklärt sich einfach durch ein
Analogon des Princips von Archimedes. Die Kugeln
erhalten einen centripetalen Auftrieb, welcher der an
[Abbildung Fig. 106.]
der verdrängten Flüssig-
keit wirkenden Centri-
fugalkraft gleich und ent-
gegengesetzt ist.
7. Bevor wir zu den
Huyghens’schen Unter-
suchungen über den
Schwingungsmittelpunkt
übergehen, wollen wir
einige freiere ganz elemen-
tare, dafür aber sehr an-
schauliche Betrachtungen über die Pendelbewegung und
die schwingende Bewegung überhaupt anstellen.
Schon Galilei kannte manche Eigenschaften der Pen-
delbewegung. Dass er sich die folgende Vorstellung ge-
bildet hatte, oder dass ihm dieselbe wenigstens sehr nahe
lag, ist aus manchen zerstreuten Andeutungen in seinen
Dialogen zu ermitteln. Der Körper eines Fadenpendels
von der Länge l bewegt sich auf einem Kreis Fig. 107
vom Radius l. Geben wir dem Pendel eine sehr kleine
Excursion, so durchläuft es bei seinen Schwingungen
einen sehr kleinen Bogen, welcher mit der zugehörigen
Sehne nahe zusammenfällt. Die Sehne CB wird aber
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