Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.Zweites Kapitel. möge seines Gewichtes keine bestimmte Stellung mehrein. Gleichwol empfinden wir einen gewaltigen Wider- stand, sobald wir das Schwungrad in Bewegung zu setzen, oder das bewegte aufzuhalten versuchen. Es ist dies die Erscheinung, welche zur Aufstellung einer beson- dern Eigenschaft der Trägheit oder gar Kraft der Träg- heit veranlasst hat, was, wie wir gesehen haben und noch weiter beleuchten werden, unnöthig ist. Zwei gleiche Lasten gleichzeitig gehoben, widerstehen durch ihr Gewicht. Beide an die Enden einer Schnur ge- knüpft und über eine Rolle geführt, widerstehen der Bewegung oder vielmehr der Geschwindigkeitsänderung der Rolle durch ihre Masse. Ein grosses Gewicht an einen sehr langen Faden als Pendel gehängt, kann [Abbildung]
Fig. 126. mit geringer Mühe miteiner kleinen Fadenablen- kung neben der Gleichge- wichtslage erhalten wer- den. Die Gewichtscompo- nente, welche das Pendel in die Gleichgewichts- lage treibt, ist sehr ge- ring. Nichtsdestoweniger empfinden wir einen be- deutenden Widerstand, wenn wir das Gewicht rasch bewegen oder anhalten wollen. -- Ein Gewicht, das durch einen Luftballon eben getragen wird, setzt, obgleich wir dessen Schwere nicht mehr zu überwinden haben, jeder Bewegung einen fühlbaren Widerstand ent- gegen. Nehmen wir hinzu, dass derselbe Körper in verschiedenen geographischen Breiten und an verschie- denen Orten im Weltraum eine sehr ungleiche Schwere- beschleunigung erfährt, so erkennen wir die Masse als ein vom Gewicht verschiedenes bewegungsbestimmendes Merkmal. 9. Wichtig ist der Nachweis Newton's, dass den- Zweites Kapitel. möge seines Gewichtes keine bestimmte Stellung mehrein. Gleichwol empfinden wir einen gewaltigen Wider- stand, sobald wir das Schwungrad in Bewegung zu setzen, oder das bewegte aufzuhalten versuchen. Es ist dies die Erscheinung, welche zur Aufstellung einer beson- dern Eigenschaft der Trägheit oder gar Kraft der Träg- heit veranlasst hat, was, wie wir gesehen haben und noch weiter beleuchten werden, unnöthig ist. Zwei gleiche Lasten gleichzeitig gehoben, widerstehen durch ihr Gewicht. Beide an die Enden einer Schnur ge- knüpft und über eine Rolle geführt, widerstehen der Bewegung oder vielmehr der Geschwindigkeitsänderung der Rolle durch ihre Masse. Ein grosses Gewicht an einen sehr langen Faden als Pendel gehängt, kann [Abbildung]
Fig. 126. mit geringer Mühe miteiner kleinen Fadenablen- kung neben der Gleichge- wichtslage erhalten wer- den. Die Gewichtscompo- nente, welche das Pendel in die Gleichgewichts- lage treibt, ist sehr ge- ring. Nichtsdestoweniger empfinden wir einen be- deutenden Widerstand, wenn wir das Gewicht rasch bewegen oder anhalten wollen. — Ein Gewicht, das durch einen Luftballon eben getragen wird, setzt, obgleich wir dessen Schwere nicht mehr zu überwinden haben, jeder Bewegung einen fühlbaren Widerstand ent- gegen. Nehmen wir hinzu, dass derselbe Körper in verschiedenen geographischen Breiten und an verschie- denen Orten im Weltraum eine sehr ungleiche Schwere- beschleunigung erfährt, so erkennen wir die Masse als ein vom Gewicht verschiedenes bewegungsbestimmendes Merkmal. 9. Wichtig ist der Nachweis Newton’s, dass den- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0194" n="182"/><fw place="top" type="header">Zweites Kapitel.</fw><lb/> möge seines Gewichtes keine bestimmte Stellung mehr<lb/> ein. Gleichwol empfinden wir einen gewaltigen Wider-<lb/> stand, sobald wir das Schwungrad in Bewegung zu setzen,<lb/> oder das bewegte aufzuhalten versuchen. Es ist dies<lb/> die Erscheinung, welche zur Aufstellung einer beson-<lb/> dern Eigenschaft der Trägheit oder gar Kraft der Träg-<lb/> heit veranlasst hat, was, wie wir gesehen haben und<lb/> noch weiter beleuchten werden, unnöthig ist. Zwei<lb/> gleiche Lasten gleichzeitig gehoben, widerstehen durch<lb/> ihr Gewicht. Beide an die Enden einer Schnur ge-<lb/> knüpft und über eine Rolle geführt, widerstehen der<lb/> Bewegung oder vielmehr der Geschwindigkeits<hi rendition="#g">änderung</hi><lb/> der Rolle durch ihre <hi rendition="#g">Masse</hi>. Ein grosses Gewicht<lb/> an einen sehr langen Faden als Pendel gehängt, kann<lb/><figure><head><hi rendition="#i">Fig. 126.</hi></head></figure><lb/> mit geringer Mühe mit<lb/> einer kleinen Fadenablen-<lb/> kung neben der Gleichge-<lb/> wichtslage erhalten wer-<lb/> den. Die Gewichtscompo-<lb/> nente, welche das Pendel<lb/> in die Gleichgewichts-<lb/> lage treibt, ist sehr ge-<lb/> ring. Nichtsdestoweniger<lb/> empfinden wir einen be-<lb/> deutenden Widerstand,<lb/> wenn wir das Gewicht<lb/> rasch bewegen oder anhalten wollen. — Ein Gewicht,<lb/> das durch einen Luftballon eben getragen wird, setzt,<lb/> obgleich wir dessen Schwere nicht mehr zu überwinden<lb/> haben, jeder Bewegung einen fühlbaren Widerstand ent-<lb/> gegen. Nehmen wir hinzu, dass derselbe Körper in<lb/> verschiedenen geographischen Breiten und an verschie-<lb/> denen Orten im Weltraum eine sehr ungleiche Schwere-<lb/> beschleunigung erfährt, so erkennen wir die Masse als<lb/> ein vom Gewicht verschiedenes bewegungsbestimmendes<lb/> Merkmal.</p><lb/> <p>9. Wichtig ist der Nachweis Newton’s, dass den-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [182/0194]
Zweites Kapitel.
möge seines Gewichtes keine bestimmte Stellung mehr
ein. Gleichwol empfinden wir einen gewaltigen Wider-
stand, sobald wir das Schwungrad in Bewegung zu setzen,
oder das bewegte aufzuhalten versuchen. Es ist dies
die Erscheinung, welche zur Aufstellung einer beson-
dern Eigenschaft der Trägheit oder gar Kraft der Träg-
heit veranlasst hat, was, wie wir gesehen haben und
noch weiter beleuchten werden, unnöthig ist. Zwei
gleiche Lasten gleichzeitig gehoben, widerstehen durch
ihr Gewicht. Beide an die Enden einer Schnur ge-
knüpft und über eine Rolle geführt, widerstehen der
Bewegung oder vielmehr der Geschwindigkeitsänderung
der Rolle durch ihre Masse. Ein grosses Gewicht
an einen sehr langen Faden als Pendel gehängt, kann
[Abbildung Fig. 126.]
mit geringer Mühe mit
einer kleinen Fadenablen-
kung neben der Gleichge-
wichtslage erhalten wer-
den. Die Gewichtscompo-
nente, welche das Pendel
in die Gleichgewichts-
lage treibt, ist sehr ge-
ring. Nichtsdestoweniger
empfinden wir einen be-
deutenden Widerstand,
wenn wir das Gewicht
rasch bewegen oder anhalten wollen. — Ein Gewicht,
das durch einen Luftballon eben getragen wird, setzt,
obgleich wir dessen Schwere nicht mehr zu überwinden
haben, jeder Bewegung einen fühlbaren Widerstand ent-
gegen. Nehmen wir hinzu, dass derselbe Körper in
verschiedenen geographischen Breiten und an verschie-
denen Orten im Weltraum eine sehr ungleiche Schwere-
beschleunigung erfährt, so erkennen wir die Masse als
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9. Wichtig ist der Nachweis Newton’s, dass den-
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