dehnen. Ja diese Ausdehnung ist sogar sinnlos, da sie niemand anzuwenden wüsste.
Gehen wir nun auf die Einzelheiten ein. Wenn wir sagen, dass ein Körper K seine Richtung und Ge- schwindigkeit nur durch den Einfluss eines andern Körpers K' ändert, so können wir zu dieser Einsicht gar nicht kommen, wenn nicht andere Körper A, B, C .... vorhanden sind, gegen welche wir die Bewegung des Körpers K beurtheilen. Wir erkennen also eigentlich eine Beziehung des Körpers K zu A, B, C .... Wenn wir nun plötzlich von A, B, C .... absehen, und von einem Verhalten des Körpers K im absoluten Raume sprechen wollten, so würden wir einen doppelten Fehler begehen. Einmal könnten wir nicht wissen, wie sich K bei Abwesenheit von A, B, C .... benehmen würde, dann aber würde uns jedes Mittel fehlen, das Benehmen des Körpers K zu beurtheilen, und unsere Aussage zu prüfen, welche demnach keinen naturwissenschaftlichen Sinn hätte.
Zwei Körper K und K', welche gegeneinander gra- vitiren, ertheilen sich ihren Massen m, m' verkehrt proportionale Beschleunigungen nach der Richtung der Verbindungslinie. In diesem Satze liegt nicht allein eine Beziehung der Körper K und K' zueinander, son- dern auch zu den übrigen Körpern. Denn derselbe sagt nicht nur, dass K und K' gegeneinander die Beschleu- nigung
[Formel 1]
erfahren, sondern auch dass K die Beschleunigung
[Formel 2]
und K' die Beschleunigung
[Formel 3]
nach der Richtung der Verbindungslinie erfährt, was nur durch die Anwesenheit noch anderer Körper er- mittelt werden konnte.
Die Bewegung eines Körpers K kann immer nur beurtheilt werden in Bezug auf andere Körper A, B, C .... Da wir immer eine genügende Anzahl gegeneinander relativ festliegender oder ihre Lage nur langsam ändern-
Zweites Kapitel.
dehnen. Ja diese Ausdehnung ist sogar sinnlos, da sie niemand anzuwenden wüsste.
Gehen wir nun auf die Einzelheiten ein. Wenn wir sagen, dass ein Körper K seine Richtung und Ge- schwindigkeit nur durch den Einfluss eines andern Körpers K′ ändert, so können wir zu dieser Einsicht gar nicht kommen, wenn nicht andere Körper A, B, C .... vorhanden sind, gegen welche wir die Bewegung des Körpers K beurtheilen. Wir erkennen also eigentlich eine Beziehung des Körpers K zu A, B, C .... Wenn wir nun plötzlich von A, B, C .... absehen, und von einem Verhalten des Körpers K im absoluten Raume sprechen wollten, so würden wir einen doppelten Fehler begehen. Einmal könnten wir nicht wissen, wie sich K bei Abwesenheit von A, B, C .... benehmen würde, dann aber würde uns jedes Mittel fehlen, das Benehmen des Körpers K zu beurtheilen, und unsere Aussage zu prüfen, welche demnach keinen naturwissenschaftlichen Sinn hätte.
Zwei Körper K und K′, welche gegeneinander gra- vitiren, ertheilen sich ihren Massen m, m′ verkehrt proportionale Beschleunigungen nach der Richtung der Verbindungslinie. In diesem Satze liegt nicht allein eine Beziehung der Körper K und K′ zueinander, son- dern auch zu den übrigen Körpern. Denn derselbe sagt nicht nur, dass K und K′ gegeneinander die Beschleu- nigung
[Formel 1]
erfahren, sondern auch dass K die Beschleunigung
[Formel 2]
und K′ die Beschleunigung
[Formel 3]
nach der Richtung der Verbindungslinie erfährt, was nur durch die Anwesenheit noch anderer Körper er- mittelt werden konnte.
Die Bewegung eines Körpers K kann immer nur beurtheilt werden in Bezug auf andere Körper A, B, C .... Da wir immer eine genügende Anzahl gegeneinander relativ festliegender oder ihre Lage nur langsam ändern-
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Zweites Kapitel.
dehnen. Ja diese Ausdehnung ist sogar sinnlos, da sie
niemand anzuwenden wüsste.
Gehen wir nun auf die Einzelheiten ein. Wenn
wir sagen, dass ein Körper K seine Richtung und Ge-
schwindigkeit nur durch den Einfluss eines andern
Körpers K′ ändert, so können wir zu dieser Einsicht
gar nicht kommen, wenn nicht andere Körper A, B, C ....
vorhanden sind, gegen welche wir die Bewegung des
Körpers K beurtheilen. Wir erkennen also eigentlich
eine Beziehung des Körpers K zu A, B, C .... Wenn
wir nun plötzlich von A, B, C .... absehen, und von
einem Verhalten des Körpers K im absoluten Raume
sprechen wollten, so würden wir einen doppelten Fehler
begehen. Einmal könnten wir nicht wissen, wie sich K
bei Abwesenheit von A, B, C .... benehmen würde,
dann aber würde uns jedes Mittel fehlen, das Benehmen
des Körpers K zu beurtheilen, und unsere Aussage zu
prüfen, welche demnach keinen naturwissenschaftlichen
Sinn hätte.
Zwei Körper K und K′, welche gegeneinander gra-
vitiren, ertheilen sich ihren Massen m, m′ verkehrt
proportionale Beschleunigungen nach der Richtung der
Verbindungslinie. In diesem Satze liegt nicht allein
eine Beziehung der Körper K und K′ zueinander, son-
dern auch zu den übrigen Körpern. Denn derselbe sagt
nicht nur, dass K und K′ gegeneinander die Beschleu-
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nur durch die Anwesenheit noch anderer Körper er-
mittelt werden konnte.
Die Bewegung eines Körpers K kann immer nur
beurtheilt werden in Bezug auf andere Körper A, B, C ....
Da wir immer eine genügende Anzahl gegeneinander
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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/226>, abgerufen am 27.11.2024.
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