nun, welche mehrere zueinander in Beziehung stehende Körper betreffen, erledigt Newton mit Hülfe der Be- griffe Kraft, Masse, Bewegungsgrösse.
5. Huyghens hat einen andern Weg zur Lösung der- selben Probleme eingeschlagen. Galilei hatte schon er- kannt, dass ein Körper vermöge der erlangten Fall- geschwindigkeit ebenso hoch steigt, als er herabgefallen ist. Indem Huyghens (im "Horologium oscillatorium") den Satz dahin verallgemeinert, dass der Schwerpunkt eines Körpersystems vermöge der erlangten Fallgeschwindig- keiten ebenso hoch steigt, als er herabgefallen ist, ge- langt er zu dem Satze der Aequivalenz von Arbeit und lebendiger Kraft. Die Namen für seine Rechnungs- ausdrücke sind freilich erst viel später hinzugekommen.
Dieses Huyghens'sche Arbeitsprincip ist nun von den Zeitgenossen ziemlich allgemein mit Mistrauen aufge- nommen worden. Man hat sich damit begnügt, die glänzenden Resultate zu benutzen; die Ableitungen derselben durch andere zu ersetzen, ist man stets bemüht gewesen. An dem Princip ist auch, nachdem Johann und Daniel Bernoulli dasselbe erweitert hatten, immer mehr die Fruchtbarkeit als die Evidenz geschätzt worden.
Wir sehen, dass immer die Galilei-Newton'schen Sätze ihrer grössern Einfachheit und scheinbar grössern Evi- denz wegen den Galilei-Huyghens'schen vorgezogen wur- den. Zur Anwendung der letztern zwingt überhaupt nur die Noth in jenen Fällen, in welchen die Anwen- dung der ersteren wegen der zu mühsamen Detailbe- trachtung unmöglich wird, wie z. B. in der Theorie der Flüssigkeitsbewegung bei Johann und Daniel Bernoulli.
Betrachten wir aber die Sache genau, so kommt dem Huyghens'schen Princip dieselbe Einfachheit und Evi- denz zu, wie den zuvor erwähnten Newton'schen Sätzen. Dass (bei einem Körper) die Geschwindigkeit durch die Fallzeit oder dass sie durch den Fallraum bestimmt sei, ist eine gleich natürliche und einfache Annahme. Die Form des Gesetzes muss in beiden Fällen durch die
Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
nun, welche mehrere zueinander in Beziehung stehende Körper betreffen, erledigt Newton mit Hülfe der Be- griffe Kraft, Masse, Bewegungsgrösse.
5. Huyghens hat einen andern Weg zur Lösung der- selben Probleme eingeschlagen. Galilei hatte schon er- kannt, dass ein Körper vermöge der erlangten Fall- geschwindigkeit ebenso hoch steigt, als er herabgefallen ist. Indem Huyghens (im „Horologium oscillatorium‟) den Satz dahin verallgemeinert, dass der Schwerpunkt eines Körpersystems vermöge der erlangten Fallgeschwindig- keiten ebenso hoch steigt, als er herabgefallen ist, ge- langt er zu dem Satze der Aequivalenz von Arbeit und lebendiger Kraft. Die Namen für seine Rechnungs- ausdrücke sind freilich erst viel später hinzugekommen.
Dieses Huyghens’sche Arbeitsprincip ist nun von den Zeitgenossen ziemlich allgemein mit Mistrauen aufge- nommen worden. Man hat sich damit begnügt, die glänzenden Resultate zu benutzen; die Ableitungen derselben durch andere zu ersetzen, ist man stets bemüht gewesen. An dem Princip ist auch, nachdem Johann und Daniel Bernoulli dasselbe erweitert hatten, immer mehr die Fruchtbarkeit als die Evidenz geschätzt worden.
Wir sehen, dass immer die Galilei-Newton’schen Sätze ihrer grössern Einfachheit und scheinbar grössern Evi- denz wegen den Galilei-Huyghens’schen vorgezogen wur- den. Zur Anwendung der letztern zwingt überhaupt nur die Noth in jenen Fällen, in welchen die Anwen- dung der ersteren wegen der zu mühsamen Detailbe- trachtung unmöglich wird, wie z. B. in der Theorie der Flüssigkeitsbewegung bei Johann und Daniel Bernoulli.
Betrachten wir aber die Sache genau, so kommt dem Huyghens’schen Princip dieselbe Einfachheit und Evi- denz zu, wie den zuvor erwähnten Newton’schen Sätzen. Dass (bei einem Körper) die Geschwindigkeit durch die Fallzeit oder dass sie durch den Fallraum bestimmt sei, ist eine gleich natürliche und einfache Annahme. Die Form des Gesetzes muss in beiden Fällen durch die
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Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
nun, welche mehrere zueinander in Beziehung stehende
Körper betreffen, erledigt Newton mit Hülfe der Be-
griffe Kraft, Masse, Bewegungsgrösse.
5. Huyghens hat einen andern Weg zur Lösung der-
selben Probleme eingeschlagen. Galilei hatte schon er-
kannt, dass ein Körper vermöge der erlangten Fall-
geschwindigkeit ebenso hoch steigt, als er herabgefallen
ist. Indem Huyghens (im „Horologium oscillatorium‟) den
Satz dahin verallgemeinert, dass der Schwerpunkt eines
Körpersystems vermöge der erlangten Fallgeschwindig-
keiten ebenso hoch steigt, als er herabgefallen ist, ge-
langt er zu dem Satze der Aequivalenz von Arbeit und
lebendiger Kraft. Die Namen für seine Rechnungs-
ausdrücke sind freilich erst viel später hinzugekommen.
Dieses Huyghens’sche Arbeitsprincip ist nun von den
Zeitgenossen ziemlich allgemein mit Mistrauen aufge-
nommen worden. Man hat sich damit begnügt, die
glänzenden Resultate zu benutzen; die Ableitungen
derselben durch andere zu ersetzen, ist man stets
bemüht gewesen. An dem Princip ist auch, nachdem
Johann und Daniel Bernoulli dasselbe erweitert hatten,
immer mehr die Fruchtbarkeit als die Evidenz geschätzt
worden.
Wir sehen, dass immer die Galilei-Newton’schen Sätze
ihrer grössern Einfachheit und scheinbar grössern Evi-
denz wegen den Galilei-Huyghens’schen vorgezogen wur-
den. Zur Anwendung der letztern zwingt überhaupt
nur die Noth in jenen Fällen, in welchen die Anwen-
dung der ersteren wegen der zu mühsamen Detailbe-
trachtung unmöglich wird, wie z. B. in der Theorie der
Flüssigkeitsbewegung bei Johann und Daniel Bernoulli.
Betrachten wir aber die Sache genau, so kommt dem
Huyghens’schen Princip dieselbe Einfachheit und Evi-
denz zu, wie den zuvor erwähnten Newton’schen Sätzen.
Dass (bei einem Körper) die Geschwindigkeit durch die
Fallzeit oder dass sie durch den Fallraum bestimmt sei,
ist eine gleich natürliche und einfache Annahme. Die
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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/247>, abgerufen am 23.11.2024.
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