durch das umgekehrte Verhältniss der durch dieselbe Arbeit erzeugten Geschwindigkeitsquadrate definirt.
Beide Gedankenkreise betrachten die Abhängigkeit ganz verschiedener Momente derselben Erscheinung. Die Newton'sche Betrachtung ist insofern vollständiger, als sie über die Bewegung jeder Masse Aufschluss gibt: dafür muss sie aber auch sehr ins Einzelne eingehen. Die Huyghens'sche gibt eine Regel für das ganze System. Sie ist nur bequem, aber dann sehr bequem, wenn die Geschwindigkeitsverhältnisse der Massen ohnehin schon bekannt sind.
7. Wir können also beobachten, dass bei Entwickelung der Dynamik ganz ebenso wie bei der Entwickelung der Statik zu verschiedenen Zeiten der Zusammenhang sehr verschiedener Merkmale der mechanischen Vor- gänge die Aufmerksamkeit der Forscher gefesselt hat. Man kann die Bewegungsquantität eines Systems durch die Kräfte als bestimmt ansehen, man kann aber auch die lebendige Kraft als durch die Arbeit bestimmt be- trachten. Bei der Wahl der betreffenden Merkmale hat die Individualität der Forscher einen grossen Spiel- raum. Man wird es nach den gegebenen Ausführungen für möglich halten, dass das System der mechanischen Begriffe vielleicht ein anderes wäre, wenn Kepler die ersten Untersuchungen über die Fallbewegung ange- stellt, oder wenn Galilei bei seinen ersten Ueberlegungen keinen Fehler begangen hätte. Man wird zugleich er- kennen, dass für das historishe Verständniss einer Wissenschaft nicht nur die Kenntniss der Gedanken wichtig ist, welche von den Nachfolgern angenommen und gepflegt worden sind, sondern dass mitunter auch flüchtige Erwägungen der Forscher, ja sogar das schein- bar ganz Verfehlte, sehr wichtig und sehr belehrend sein kann. Die historische Untersuchung des Ent- wickelungsganges einer Wissenschaft ist sehr nothwen- dig, wenn die aufgespeicherten Sätze nicht allmählich zu einem System von halb verstandenen Recepten oder gar zu einem System von Vorurtheilen werden sollen.
Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
durch das umgekehrte Verhältniss der durch dieselbe Arbeit erzeugten Geschwindigkeitsquadrate definirt.
Beide Gedankenkreise betrachten die Abhängigkeit ganz verschiedener Momente derselben Erscheinung. Die Newton’sche Betrachtung ist insofern vollständiger, als sie über die Bewegung jeder Masse Aufschluss gibt: dafür muss sie aber auch sehr ins Einzelne eingehen. Die Huyghens’sche gibt eine Regel für das ganze System. Sie ist nur bequem, aber dann sehr bequem, wenn die Geschwindigkeitsverhältnisse der Massen ohnehin schon bekannt sind.
7. Wir können also beobachten, dass bei Entwickelung der Dynamik ganz ebenso wie bei der Entwickelung der Statik zu verschiedenen Zeiten der Zusammenhang sehr verschiedener Merkmale der mechanischen Vor- gänge die Aufmerksamkeit der Forscher gefesselt hat. Man kann die Bewegungsquantität eines Systems durch die Kräfte als bestimmt ansehen, man kann aber auch die lebendige Kraft als durch die Arbeit bestimmt be- trachten. Bei der Wahl der betreffenden Merkmale hat die Individualität der Forscher einen grossen Spiel- raum. Man wird es nach den gegebenen Ausführungen für möglich halten, dass das System der mechanischen Begriffe vielleicht ein anderes wäre, wenn Kepler die ersten Untersuchungen über die Fallbewegung ange- stellt, oder wenn Galilei bei seinen ersten Ueberlegungen keinen Fehler begangen hätte. Man wird zugleich er- kennen, dass für das historishe Verständniss einer Wissenschaft nicht nur die Kenntniss der Gedanken wichtig ist, welche von den Nachfolgern angenommen und gepflegt worden sind, sondern dass mitunter auch flüchtige Erwägungen der Forscher, ja sogar das schein- bar ganz Verfehlte, sehr wichtig und sehr belehrend sein kann. Die historische Untersuchung des Ent- wickelungsganges einer Wissenschaft ist sehr nothwen- dig, wenn die aufgespeicherten Sätze nicht allmählich zu einem System von halb verstandenen Recepten oder gar zu einem System von Vorurtheilen werden sollen.
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Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
durch das umgekehrte Verhältniss der durch dieselbe
Arbeit erzeugten Geschwindigkeitsquadrate definirt.
Beide Gedankenkreise betrachten die Abhängigkeit
ganz verschiedener Momente derselben Erscheinung.
Die Newton’sche Betrachtung ist insofern vollständiger,
als sie über die Bewegung jeder Masse Aufschluss gibt:
dafür muss sie aber auch sehr ins Einzelne eingehen.
Die Huyghens’sche gibt eine Regel für das ganze
System. Sie ist nur bequem, aber dann sehr bequem,
wenn die Geschwindigkeitsverhältnisse der
Massen ohnehin schon bekannt sind.
7. Wir können also beobachten, dass bei Entwickelung
der Dynamik ganz ebenso wie bei der Entwickelung
der Statik zu verschiedenen Zeiten der Zusammenhang
sehr verschiedener Merkmale der mechanischen Vor-
gänge die Aufmerksamkeit der Forscher gefesselt hat.
Man kann die Bewegungsquantität eines Systems durch
die Kräfte als bestimmt ansehen, man kann aber auch
die lebendige Kraft als durch die Arbeit bestimmt be-
trachten. Bei der Wahl der betreffenden Merkmale hat
die Individualität der Forscher einen grossen Spiel-
raum. Man wird es nach den gegebenen Ausführungen
für möglich halten, dass das System der mechanischen
Begriffe vielleicht ein anderes wäre, wenn Kepler die
ersten Untersuchungen über die Fallbewegung ange-
stellt, oder wenn Galilei bei seinen ersten Ueberlegungen
keinen Fehler begangen hätte. Man wird zugleich er-
kennen, dass für das historishe Verständniss einer
Wissenschaft nicht nur die Kenntniss der Gedanken
wichtig ist, welche von den Nachfolgern angenommen
und gepflegt worden sind, sondern dass mitunter auch
flüchtige Erwägungen der Forscher, ja sogar das schein-
bar ganz Verfehlte, sehr wichtig und sehr belehrend
sein kann. Die historische Untersuchung des Ent-
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dig, wenn die aufgespeicherten Sätze nicht allmählich
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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/249>, abgerufen am 27.11.2024.
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