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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

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Entwickelung der Principien der Statik.
der Umschrift: "Wonder en is gheen wonder". Wirk-
lich ist jeder aufklärende wissenschaftliche Fort-
schritt mit einem gewissen Gefühl von Enttäuschung
verbunden. Wir erkennen, dass was uns wunderbar
erschienen ist, nicht wunderbarer ist, als anderes, das
wir instinctiv kennen und für selbstverständlich halten,
ja dass das Gegentheil viel wunderbarer wäre, dass
überall dieselbe Thatsache sich ausspricht. Unser Pro-
blem erweist sich dann als gar kein Problem mehr, es zer-
fliesst in Nichts, und geht unter die historischen Schatten.

4. Nachdem Stevin das Princip der schiefen Ebene
gewonnen hatte, wurde es ihm leicht, dasselbe auch auf die
übrigen Maschinen anzuwenden, und diese dadurch zu
erläutern. Er macht hiervon z. B. auch folgende An-
wendung.

Wir hätten eine schiefe Ebene, und denken uns auf
dieser die Last Q, ziehen einen Faden über eine Rolle
A, und denken uns die Last Q durch die Last P im
Gleichgewicht gehal-
ten. Stevin nimmt
nun einen ähnlichen
Weg, wie ihn Galilei
später eingeschlagen.
Er bemerkt, es sei
nicht nothwendig,
dass die Last Q auf
der schiefen Ebene
liege. Wenn nur die
Art ihrer Beweglich-

[Abbildung] Fig. 22.
keit beibehalten wird, so bleibt auch das Verhältniss
von Kraft und Last dasselbe. Wir können uns also die
Last auch angebracht denken an einem Faden, der über
eine Rolle D geführt wird und den wir entsprechend
belasten, und zwar ist dieser Faden normal gegen die
schiefe Ebene. Führen wir dies aus, so haben wir
eigentlich eine sogenannte Seilmaschine vor uns. Nun
sehen wir, dass wir den Gewichtsantheil, mit dem der
Körper auf der schiefen Ebene nach abwärts strebt, sehr

Entwickelung der Principien der Statik.
der Umschrift: „Wonder en is gheen wonder‟. Wirk-
lich ist jeder aufklärende wissenschaftliche Fort-
schritt mit einem gewissen Gefühl von Enttäuschung
verbunden. Wir erkennen, dass was uns wunderbar
erschienen ist, nicht wunderbarer ist, als anderes, das
wir instinctiv kennen und für selbstverständlich halten,
ja dass das Gegentheil viel wunderbarer wäre, dass
überall dieselbe Thatsache sich ausspricht. Unser Pro-
blem erweist sich dann als gar kein Problem mehr, es zer-
fliesst in Nichts, und geht unter die historischen Schatten.

4. Nachdem Stevin das Princip der schiefen Ebene
gewonnen hatte, wurde es ihm leicht, dasselbe auch auf die
übrigen Maschinen anzuwenden, und diese dadurch zu
erläutern. Er macht hiervon z. B. auch folgende An-
wendung.

Wir hätten eine schiefe Ebene, und denken uns auf
dieser die Last Q, ziehen einen Faden über eine Rolle
A, und denken uns die Last Q durch die Last P im
Gleichgewicht gehal-
ten. Stevin nimmt
nun einen ähnlichen
Weg, wie ihn Galilei
später eingeschlagen.
Er bemerkt, es sei
nicht nothwendig,
dass die Last Q auf
der schiefen Ebene
liege. Wenn nur die
Art ihrer Beweglich-

[Abbildung] Fig. 22.
keit beibehalten wird, so bleibt auch das Verhältniss
von Kraft und Last dasselbe. Wir können uns also die
Last auch angebracht denken an einem Faden, der über
eine Rolle D geführt wird und den wir entsprechend
belasten, und zwar ist dieser Faden normal gegen die
schiefe Ebene. Führen wir dies aus, so haben wir
eigentlich eine sogenannte Seilmaschine vor uns. Nun
sehen wir, dass wir den Gewichtsantheil, mit dem der
Körper auf der schiefen Ebene nach abwärts strebt, sehr

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[29/0041] Entwickelung der Principien der Statik. der Umschrift: „Wonder en is gheen wonder‟. Wirk- lich ist jeder aufklärende wissenschaftliche Fort- schritt mit einem gewissen Gefühl von Enttäuschung verbunden. Wir erkennen, dass was uns wunderbar erschienen ist, nicht wunderbarer ist, als anderes, das wir instinctiv kennen und für selbstverständlich halten, ja dass das Gegentheil viel wunderbarer wäre, dass überall dieselbe Thatsache sich ausspricht. Unser Pro- blem erweist sich dann als gar kein Problem mehr, es zer- fliesst in Nichts, und geht unter die historischen Schatten. 4. Nachdem Stevin das Princip der schiefen Ebene gewonnen hatte, wurde es ihm leicht, dasselbe auch auf die übrigen Maschinen anzuwenden, und diese dadurch zu erläutern. Er macht hiervon z. B. auch folgende An- wendung. Wir hätten eine schiefe Ebene, und denken uns auf dieser die Last Q, ziehen einen Faden über eine Rolle A, und denken uns die Last Q durch die Last P im Gleichgewicht gehal- ten. Stevin nimmt nun einen ähnlichen Weg, wie ihn Galilei später eingeschlagen. Er bemerkt, es sei nicht nothwendig, dass die Last Q auf der schiefen Ebene liege. Wenn nur die Art ihrer Beweglich- [Abbildung Fig. 22.] keit beibehalten wird, so bleibt auch das Verhältniss von Kraft und Last dasselbe. Wir können uns also die Last auch angebracht denken an einem Faden, der über eine Rolle D geführt wird und den wir entsprechend belasten, und zwar ist dieser Faden normal gegen die schiefe Ebene. Führen wir dies aus, so haben wir eigentlich eine sogenannte Seilmaschine vor uns. Nun sehen wir, dass wir den Gewichtsantheil, mit dem der Körper auf der schiefen Ebene nach abwärts strebt, sehr

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Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/41>, abgerufen am 23.11.2024.