Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

Bild:
<< vorherige Seite

Entwickelung der Principien der Statik.
messen werden können. Das messbare Gewicht leistet uns
bei Verfolgung der mechanischen Vorgänge als sicheres,
bequemes und mittheilbares Merkmal analoge Dienste
wie das unsere Wärmeempfindung in exacter Weise ver-
tretende Thermometer bei Verfolgung der Wärmevor-
gänge. Wie wir schon bemerkt haben, kann die Statik
sich nicht jeder Kenntniss der Bewegungsvorgänge ent-
schlagen. Dies zeigt sich besonders deutlich bei Be-
stimmung der Richtung einer Kraft durch die Richtung
der Bewegung, welche dieselbe, wenn sie allein vorhan-
den ist, bestimmt. Als Angriffspunkt können wir jenen
Körperpunkt bezeichnen, dessen Bewegung durch die
Kraft auch dann noch bestimmt ist, wenn derselbe von
seinen Verbindungen mit andern Körpertheilen be-
freit wird.

Die Kraft ist also ein bewegungsbestimmender Um-
stand, dessen Merkmale sich in folgender Art angeben
lassen. Die Richtung der Kraft ist die Richtung der
von der gegebenen Kraft allein bestimmten Bewegung.
Der Angriffspunkt ist derjenige Punkt, dessen Bewegung
auch unabhängig von seinen Verbindungen bestimmt ist.
Die Grösse der Kraft ist das Gewicht, welches nach
der bestimmten Richtung (an einer Schnur) wirkend,
an dem gegebenen Punkt angreifend, dieselbe Bewegung
bestimmt oder dasselbe Gleichgewicht erhält. Die
übrigen Umstände, welche die Bestimmung einer Be-
wegung modificiren, aber eine solche für sich allein nicht
bestimmen können, wie die virtuellen Verschiebungen,
die Hebelarme u. s. w., können als bewegungs- oder als
gleichgewichtsbestimmende Nebenumstände bezeichnet
werden.

6. Die Principien der Statik in ihrer Anwendung
auf die flüssigen Körper.

1. Die Betrachtung der flüssigen Körper hat zwar
der Statik nicht viele wesentlich neue Gesichtspunkte
geliefert, doch haben sich dabei zahlreiche Anwendungen

Entwickelung der Principien der Statik.
messen werden können. Das messbare Gewicht leistet uns
bei Verfolgung der mechanischen Vorgänge als sicheres,
bequemes und mittheilbares Merkmal analoge Dienste
wie das unsere Wärmeempfindung in exacter Weise ver-
tretende Thermometer bei Verfolgung der Wärmevor-
gänge. Wie wir schon bemerkt haben, kann die Statik
sich nicht jeder Kenntniss der Bewegungsvorgänge ent-
schlagen. Dies zeigt sich besonders deutlich bei Be-
stimmung der Richtung einer Kraft durch die Richtung
der Bewegung, welche dieselbe, wenn sie allein vorhan-
den ist, bestimmt. Als Angriffspunkt können wir jenen
Körperpunkt bezeichnen, dessen Bewegung durch die
Kraft auch dann noch bestimmt ist, wenn derselbe von
seinen Verbindungen mit andern Körpertheilen be-
freit wird.

Die Kraft ist also ein bewegungsbestimmender Um-
stand, dessen Merkmale sich in folgender Art angeben
lassen. Die Richtung der Kraft ist die Richtung der
von der gegebenen Kraft allein bestimmten Bewegung.
Der Angriffspunkt ist derjenige Punkt, dessen Bewegung
auch unabhängig von seinen Verbindungen bestimmt ist.
Die Grösse der Kraft ist das Gewicht, welches nach
der bestimmten Richtung (an einer Schnur) wirkend,
an dem gegebenen Punkt angreifend, dieselbe Bewegung
bestimmt oder dasselbe Gleichgewicht erhält. Die
übrigen Umstände, welche die Bestimmung einer Be-
wegung modificiren, aber eine solche für sich allein nicht
bestimmen können, wie die virtuellen Verschiebungen,
die Hebelarme u. s. w., können als bewegungs- oder als
gleichgewichtsbestimmende Nebenumstände bezeichnet
werden.

6. Die Principien der Statik in ihrer Anwendung
auf die flüssigen Körper.

1. Die Betrachtung der flüssigen Körper hat zwar
der Statik nicht viele wesentlich neue Gesichtspunkte
geliefert, doch haben sich dabei zahlreiche Anwendungen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0091" n="79"/><fw place="top" type="header">Entwickelung der Principien der Statik.</fw><lb/>
messen werden können. Das messbare Gewicht leistet uns<lb/>
bei Verfolgung der mechanischen Vorgänge als sicheres,<lb/>
bequemes und mittheilbares Merkmal analoge Dienste<lb/>
wie das unsere Wärmeempfindung in exacter Weise ver-<lb/>
tretende Thermometer bei Verfolgung der Wärmevor-<lb/>
gänge. Wie wir schon bemerkt haben, kann die Statik<lb/>
sich nicht jeder Kenntniss der Bewegungsvorgänge ent-<lb/>
schlagen. Dies zeigt sich besonders deutlich bei Be-<lb/>
stimmung der Richtung einer Kraft durch die Richtung<lb/>
der Bewegung, welche dieselbe, wenn sie allein vorhan-<lb/>
den ist, bestimmt. Als Angriffspunkt können wir jenen<lb/>
Körperpunkt bezeichnen, dessen Bewegung durch die<lb/>
Kraft auch dann noch bestimmt ist, wenn derselbe von<lb/>
seinen Verbindungen mit andern Körpertheilen be-<lb/>
freit wird.</p><lb/>
          <p>Die Kraft ist also ein bewegungsbestimmender Um-<lb/>
stand, dessen Merkmale sich in folgender Art angeben<lb/>
lassen. Die Richtung der Kraft ist die Richtung der<lb/>
von der gegebenen Kraft allein bestimmten Bewegung.<lb/>
Der Angriffspunkt ist derjenige Punkt, dessen Bewegung<lb/>
auch unabhängig von seinen Verbindungen bestimmt ist.<lb/>
Die Grösse der Kraft ist das Gewicht, welches nach<lb/>
der bestimmten Richtung (an einer Schnur) wirkend,<lb/>
an dem gegebenen Punkt angreifend, dieselbe Bewegung<lb/>
bestimmt oder dasselbe Gleichgewicht erhält. Die<lb/>
übrigen Umstände, welche die Bestimmung einer Be-<lb/>
wegung modificiren, aber eine solche für sich allein nicht<lb/>
bestimmen können, wie die virtuellen Verschiebungen,<lb/>
die Hebelarme u. s. w., können als bewegungs- oder als<lb/>
gleichgewichtsbestimmende Nebenumstände bezeichnet<lb/>
werden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#i">6. Die Principien der Statik in ihrer Anwendung<lb/>
auf die flüssigen Körper.</hi> </head><lb/>
          <p>1. Die Betrachtung der flüssigen Körper hat zwar<lb/>
der Statik nicht viele wesentlich neue Gesichtspunkte<lb/>
geliefert, doch haben sich dabei zahlreiche Anwendungen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0091] Entwickelung der Principien der Statik. messen werden können. Das messbare Gewicht leistet uns bei Verfolgung der mechanischen Vorgänge als sicheres, bequemes und mittheilbares Merkmal analoge Dienste wie das unsere Wärmeempfindung in exacter Weise ver- tretende Thermometer bei Verfolgung der Wärmevor- gänge. Wie wir schon bemerkt haben, kann die Statik sich nicht jeder Kenntniss der Bewegungsvorgänge ent- schlagen. Dies zeigt sich besonders deutlich bei Be- stimmung der Richtung einer Kraft durch die Richtung der Bewegung, welche dieselbe, wenn sie allein vorhan- den ist, bestimmt. Als Angriffspunkt können wir jenen Körperpunkt bezeichnen, dessen Bewegung durch die Kraft auch dann noch bestimmt ist, wenn derselbe von seinen Verbindungen mit andern Körpertheilen be- freit wird. Die Kraft ist also ein bewegungsbestimmender Um- stand, dessen Merkmale sich in folgender Art angeben lassen. Die Richtung der Kraft ist die Richtung der von der gegebenen Kraft allein bestimmten Bewegung. Der Angriffspunkt ist derjenige Punkt, dessen Bewegung auch unabhängig von seinen Verbindungen bestimmt ist. Die Grösse der Kraft ist das Gewicht, welches nach der bestimmten Richtung (an einer Schnur) wirkend, an dem gegebenen Punkt angreifend, dieselbe Bewegung bestimmt oder dasselbe Gleichgewicht erhält. Die übrigen Umstände, welche die Bestimmung einer Be- wegung modificiren, aber eine solche für sich allein nicht bestimmen können, wie die virtuellen Verschiebungen, die Hebelarme u. s. w., können als bewegungs- oder als gleichgewichtsbestimmende Nebenumstände bezeichnet werden. 6. Die Principien der Statik in ihrer Anwendung auf die flüssigen Körper. 1. Die Betrachtung der flüssigen Körper hat zwar der Statik nicht viele wesentlich neue Gesichtspunkte geliefert, doch haben sich dabei zahlreiche Anwendungen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/91
Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/91>, abgerufen am 24.11.2024.