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Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

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Rede in eine gebundene Zierlichkeit zustellen/ da man die
Unreinigkeit vermeiden/ was überflüssig ist an Wort/
und Sylben weg lassen/ den Mangel durch Zusetzung
ergäntzen/ den Schluß mit einer lieblichen Uberein-
stimmung enden muß.

2 Es werden zu dieser Wissenschafft dreyerley er-
fodert (1) phusis die Natur (2) mathesis die Un-
terweisung (3) askesis die Ubung.

3 Horatius stelt die Frage auff/ ob zu einem Ge-
dichte mehr die Kunst/ als Natur contribuire, und
beantwortet es mit diesen Worten/ L. de arte Poet.
v.
485.

Natura fieret laudabile carmen an arte.
Quaesitum est: Ego nec studium sine divite vena
Nec rude quod prosit video ingenium alterius sic
Altera poscit opem res & conjurat amice.

Wiewohl nun die natürliche Neigung vornehmlich
vorangesetzt wird/ so werden doch die andern 2. Thei-
le davon nicht abgesondert/ und wo die Unterwei-
sung und Ubung Geschwister werden/ da wird die
Kunst zu einem Leib-Gedinge. Conf. Buchleri Insti-
tut. Poet. pag. 1. Cicero pro Archia,
scheinet zwar
allein der Natur den Ausschlag zugebeu/ wann er
also schreibt: a summis hominibus eruditissimisque
accepimus, caetera studia & doctrina & praeceptis
& arte constare, Poetam ipsa natura valere & men-
tis viribus excitari, & quasi divino quodam Spiri-
tu afflari.
Allein/ obgleich nicht zu leugnen/ daß
die Natur eine Meisterin ist den feurigen Geist an-
zubrenneu/ so ist doch auch das gewiß/ daß die Kunst

das

Rede in eine gebundene Zierlichkeit zuſtellē/ da man die
Unreinigkeit vermeiden/ was uͤberfluͤſſig iſt an Wort/
und Sylben weg laſſen/ den Mangel durch Zuſetzung
ergaͤntzen/ den Schluß mit einer lieblichen Uberein-
ſtimmung enden muß.

2 Es werden zu dieſer Wiſſenſchafft dreyerley er-
fodert (1) φύσις die Natur (2) μάϑησις die Un-
terweiſung (3) ἄσκησις die Ubung.

3 Horatius ſtelt die Frage auff/ ob zu einem Ge-
dichte mehr die Kunſt/ als Natur contribuire, und
beantwortet es mit dieſen Worten/ L. de arte Poet.
v.
485.

Natura fieret laudabile carmen an arte.
Quæſitum eſt: Ego nec ſtudium ſine divite vena
Nec rude quod proſit video ingenium alterius ſic
Altera poſcit opem res & conjurat amice.

Wiewohl nun die natuͤrliche Neigung vornehmlich
vorangeſetzt wird/ ſo werden doch die andern 2. Thei-
le davon nicht abgeſondert/ und wo die Unterwei-
ſung und Ubung Geſchwiſter werden/ da wird die
Kunſt zu einem Leib-Gedinge. Conf. Buchleri Inſti-
tut. Poet. pag. 1. Cicero pro Archia,
ſcheinet zwar
allein der Natur den Ausſchlag zugebeu/ wann er
alſo ſchreibt: a ſummis hominibus eruditiſſimisque
accepimus, cætera ſtudia & doctrina & præceptis
& arte conſtare, Poetam ipſa natura valere & men-
tis viribus excitari, & quaſi divino quodam Spiri-
tu afflari.
Allein/ obgleich nicht zu leugnen/ daß
die Natur eine Meiſterin iſt den feurigen Geiſt an-
zubrenneu/ ſo iſt doch auch das gewiß/ daß die Kunſt

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[27/0039] Rede in eine gebundene Zierlichkeit zuſtellē/ da man die Unreinigkeit vermeiden/ was uͤberfluͤſſig iſt an Wort/ und Sylben weg laſſen/ den Mangel durch Zuſetzung ergaͤntzen/ den Schluß mit einer lieblichen Uberein- ſtimmung enden muß. 2 Es werden zu dieſer Wiſſenſchafft dreyerley er- fodert (1) φύσις die Natur (2) μάϑησις die Un- terweiſung (3) ἄσκησις die Ubung. 3 Horatius ſtelt die Frage auff/ ob zu einem Ge- dichte mehr die Kunſt/ als Natur contribuire, und beantwortet es mit dieſen Worten/ L. de arte Poet. v. 485. Natura fieret laudabile carmen an arte. Quæſitum eſt: Ego nec ſtudium ſine divite vena Nec rude quod proſit video ingenium alterius ſic Altera poſcit opem res & conjurat amice. Wiewohl nun die natuͤrliche Neigung vornehmlich vorangeſetzt wird/ ſo werden doch die andern 2. Thei- le davon nicht abgeſondert/ und wo die Unterwei- ſung und Ubung Geſchwiſter werden/ da wird die Kunſt zu einem Leib-Gedinge. Conf. Buchleri Inſti- tut. Poet. pag. 1. Cicero pro Archia, ſcheinet zwar allein der Natur den Ausſchlag zugebeu/ wann er alſo ſchreibt: a ſummis hominibus eruditiſſimisque accepimus, cætera ſtudia & doctrina & præceptis & arte conſtare, Poetam ipſa natura valere & men- tis viribus excitari, & quaſi divino quodam Spiri- tu afflari. Allein/ obgleich nicht zu leugnen/ daß die Natur eine Meiſterin iſt den feurigen Geiſt an- zubrenneu/ ſo iſt doch auch das gewiß/ daß die Kunſt das

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Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/39>, abgerufen am 23.11.2024.