Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855.1) Zum Unternehmergewinn sind nicht zu rechnen diejenigen 1) Zum Unternehmergewinn ſind nicht zu rechnen diejenigen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0058" n="46"/> <p>1) Zum Unternehmergewinn ſind nicht zu rechnen diejenigen<lb/> Theile des Ertrags, welche nur bei der Production verbrauchte<lb/> Guͤter erſetzen, mithin gar nicht reines Einkommen ſind. Hierher<lb/> gehoͤrt nicht nur der Erſatz des umlaufenden, ſondern auch der-<lb/> jenige fuͤr die wirklich vernutzten Theile des ſtehenden Capitals,<lb/> die ja dem umlaufenden Capitale gleich zu achten ſind. Aber<lb/> noch mehr. Die meiſten Unternehmungen ſind nicht auf eine ein-<lb/> malige oder nur in beſchraͤnkter Zahl zu wiederholende, ſondern<lb/> auf eine vielfaͤltige, ja wohl unberechenbar lang andauernde,<lb/> gewiſſermaßen ewige Production berechnet. Gewiſſe Verluſte,<lb/> die bei einer einmaligen Production als eine unberechenbare<lb/> Chance des Ungluͤcks erſcheinen, werden hier zu einer regelmaͤßigen<lb/> und auf das geſammte Product gleichmaͤßig zu vertheilenden Laſt<lb/> der Unternehmung. Wenn daher in einer Wirthſchaftsperiode<lb/> ſolche Verluſte nicht eingetreten ſind, ſo iſt keineswegs Alles,<lb/> was nach Beſtreitung der gewoͤhnlichen Koſten uͤbrig bleibt, reiner<lb/> Gewinn, ſondern es muß davon noch ein entſprechender Theil<lb/> (Reſervefonds) abgegeben werden, um den vorausſichtlichen Ver-<lb/> luſt einer ſpaͤtern Periode damit zu uͤbertragen. Oder um dieſes<lb/> Verhaͤltniß von einer andern Seite zu betrachten, eine Unter-<lb/> nehmung kann nur beſtehen, wenn die Verluſte, die ſie regel-<lb/> maͤßig von Zeit zu Zeit erleidet, durch einen entſprechend groͤ-<lb/> ßern Ertrag in der Zwiſchenzeit aufgewogen werden. Dieſer<lb/> groͤßere Ertrag erſcheint daher gewiſſermaßen als eine Entſchaͤ-<lb/> digung fuͤr die gelaufne Gefahr, iſt aber in der That nichts<lb/> weniger als reines Einkommen, ſondern bloßer Capitalerſatz.<lb/> Dagegen gehoͤrt derjenige Theil des Ertrags, welcher nach Been-<lb/> digung einer Unternehmung in Folge gelungener Speculationen<lb/> uͤber die zur Erſetzung des verbrauchten Capitals und zu Be-<lb/> zahlung von Lohn und Zins nothwendige Summe uͤbrig bleibt,<lb/> zum reinen Einkommen des Unternehmers, und zwar fließt ſie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [46/0058]
1) Zum Unternehmergewinn ſind nicht zu rechnen diejenigen
Theile des Ertrags, welche nur bei der Production verbrauchte
Guͤter erſetzen, mithin gar nicht reines Einkommen ſind. Hierher
gehoͤrt nicht nur der Erſatz des umlaufenden, ſondern auch der-
jenige fuͤr die wirklich vernutzten Theile des ſtehenden Capitals,
die ja dem umlaufenden Capitale gleich zu achten ſind. Aber
noch mehr. Die meiſten Unternehmungen ſind nicht auf eine ein-
malige oder nur in beſchraͤnkter Zahl zu wiederholende, ſondern
auf eine vielfaͤltige, ja wohl unberechenbar lang andauernde,
gewiſſermaßen ewige Production berechnet. Gewiſſe Verluſte,
die bei einer einmaligen Production als eine unberechenbare
Chance des Ungluͤcks erſcheinen, werden hier zu einer regelmaͤßigen
und auf das geſammte Product gleichmaͤßig zu vertheilenden Laſt
der Unternehmung. Wenn daher in einer Wirthſchaftsperiode
ſolche Verluſte nicht eingetreten ſind, ſo iſt keineswegs Alles,
was nach Beſtreitung der gewoͤhnlichen Koſten uͤbrig bleibt, reiner
Gewinn, ſondern es muß davon noch ein entſprechender Theil
(Reſervefonds) abgegeben werden, um den vorausſichtlichen Ver-
luſt einer ſpaͤtern Periode damit zu uͤbertragen. Oder um dieſes
Verhaͤltniß von einer andern Seite zu betrachten, eine Unter-
nehmung kann nur beſtehen, wenn die Verluſte, die ſie regel-
maͤßig von Zeit zu Zeit erleidet, durch einen entſprechend groͤ-
ßern Ertrag in der Zwiſchenzeit aufgewogen werden. Dieſer
groͤßere Ertrag erſcheint daher gewiſſermaßen als eine Entſchaͤ-
digung fuͤr die gelaufne Gefahr, iſt aber in der That nichts
weniger als reines Einkommen, ſondern bloßer Capitalerſatz.
Dagegen gehoͤrt derjenige Theil des Ertrags, welcher nach Been-
digung einer Unternehmung in Folge gelungener Speculationen
uͤber die zur Erſetzung des verbrauchten Capitals und zu Be-
zahlung von Lohn und Zins nothwendige Summe uͤbrig bleibt,
zum reinen Einkommen des Unternehmers, und zwar fließt ſie
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