Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

beim Aufsuchen Jemandes, der die Herstellung des gewünschten
Productes zu übernehmen bereit wäre. Eine weitere Schwierig-
keit würde sich bei der Bestimmung des Preises wie der Zeit
herausstellen, in welcher die Dienstleistung, sei es unmittelbar,
sei es in einem Sachgute verkörpert, geleistet werden sollte.
Viele Dienstleistungen sind der Art, daß sie mit demselben Auf-
wande Vielen zu gleicher Zeit geleistet werden können wie We-
nigen oder einem Einzelnen. Hier müßte der Begehrende dann
so lange auf die Befriedigung seines Bedürfnisses warten, bis
sich eine größere Anzahl mit ihm im gleichen Falle Befindlicher
zusammengefunden hätte, oder er müßte einen unverhältnißmäßi-
gen Preis bezahlen. Ganz ähnlich verhält es sich mit vielen
Sachgütern, deren Productionskosten sich mit der Massenhaftig-
keit ihrer Erzeugung vermindern. Und wenn sich nun bei einem
Productionswilligen eine gehörige Nachfrage eingestellt hätte,
würde er auch das Sachgut alsbald zu liefern, den Dienst so-
gleich zu leisten im Stande sein und würde er den zu fordernden
Preis ohne Weiteres bestimmen können? Bei Weitem die mei-
sten Producte und Dienstleistungen sind das Erzeugniß vielfach
complicirter Thätigkeiten und Capitalanwendungen. Die be-
treffenden Producenten würden daher auf alle ihre Vorarbeiter
und alle Diejenigen, die mit ihren Capitalien die Production
irgend wie zu fördern haben, zurückgreifen müssen, um mit ihnen
Transactionen über die zu übernehmenden Geschäfte zu treffen,
und bei jeder dieser Transactionen würden sich alle die obigen
Schwierigkeiten wiederholen. Schließlich aber, nach Beseitigung
dieser sämmtlichen Hemmnisse wäre es immer noch sehr die Frage,
ob das gelieferte Product wirklich dem zu befriedigenden Be-
dürfnisse entspräche. Die vielfachen Enttäuschungen, welche man
im wirklichen Leben bei Arbeiten erfährt, welche man zu bestellen
genöthigt ist, lassen einen kleinen Schluß auf das Ergebniß

beim Aufſuchen Jemandes, der die Herſtellung des gewuͤnſchten
Productes zu uͤbernehmen bereit waͤre. Eine weitere Schwierig-
keit wuͤrde ſich bei der Beſtimmung des Preiſes wie der Zeit
herausſtellen, in welcher die Dienſtleiſtung, ſei es unmittelbar,
ſei es in einem Sachgute verkoͤrpert, geleiſtet werden ſollte.
Viele Dienſtleiſtungen ſind der Art, daß ſie mit demſelben Auf-
wande Vielen zu gleicher Zeit geleiſtet werden koͤnnen wie We-
nigen oder einem Einzelnen. Hier muͤßte der Begehrende dann
ſo lange auf die Befriedigung ſeines Beduͤrfniſſes warten, bis
ſich eine groͤßere Anzahl mit ihm im gleichen Falle Befindlicher
zuſammengefunden haͤtte, oder er muͤßte einen unverhaͤltnißmaͤßi-
gen Preis bezahlen. Ganz aͤhnlich verhaͤlt es ſich mit vielen
Sachguͤtern, deren Productionskoſten ſich mit der Maſſenhaftig-
keit ihrer Erzeugung vermindern. Und wenn ſich nun bei einem
Productionswilligen eine gehoͤrige Nachfrage eingeſtellt haͤtte,
wuͤrde er auch das Sachgut alsbald zu liefern, den Dienſt ſo-
gleich zu leiſten im Stande ſein und wuͤrde er den zu fordernden
Preis ohne Weiteres beſtimmen koͤnnen? Bei Weitem die mei-
ſten Producte und Dienſtleiſtungen ſind das Erzeugniß vielfach
complicirter Thaͤtigkeiten und Capitalanwendungen. Die be-
treffenden Producenten wuͤrden daher auf alle ihre Vorarbeiter
und alle Diejenigen, die mit ihren Capitalien die Production
irgend wie zu foͤrdern haben, zuruͤckgreifen muͤſſen, um mit ihnen
Transactionen uͤber die zu uͤbernehmenden Geſchaͤfte zu treffen,
und bei jeder dieſer Transactionen wuͤrden ſich alle die obigen
Schwierigkeiten wiederholen. Schließlich aber, nach Beſeitigung
dieſer ſaͤmmtlichen Hemmniſſe waͤre es immer noch ſehr die Frage,
ob das gelieferte Product wirklich dem zu befriedigenden Be-
duͤrfniſſe entſpraͤche. Die vielfachen Enttaͤuſchungen, welche man
im wirklichen Leben bei Arbeiten erfaͤhrt, welche man zu beſtellen
genoͤthigt iſt, laſſen einen kleinen Schluß auf das Ergebniß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0065" n="53"/>
beim Auf&#x017F;uchen Jemandes, der die Her&#x017F;tellung des gewu&#x0364;n&#x017F;chten<lb/>
Productes zu u&#x0364;bernehmen bereit wa&#x0364;re. Eine weitere Schwierig-<lb/>
keit wu&#x0364;rde &#x017F;ich bei der Be&#x017F;timmung des Prei&#x017F;es wie der Zeit<lb/>
heraus&#x017F;tellen, in welcher die Dien&#x017F;tlei&#x017F;tung, &#x017F;ei es unmittelbar,<lb/>
&#x017F;ei es in einem Sachgute verko&#x0364;rpert, gelei&#x017F;tet werden &#x017F;ollte.<lb/>
Viele Dien&#x017F;tlei&#x017F;tungen &#x017F;ind der Art, daß &#x017F;ie mit dem&#x017F;elben Auf-<lb/>
wande Vielen zu gleicher Zeit gelei&#x017F;tet werden ko&#x0364;nnen wie We-<lb/>
nigen oder einem Einzelnen. Hier mu&#x0364;ßte der Begehrende dann<lb/>
&#x017F;o lange auf die Befriedigung &#x017F;eines Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;es warten, bis<lb/>
&#x017F;ich eine gro&#x0364;ßere Anzahl mit ihm im gleichen Falle Befindlicher<lb/>
zu&#x017F;ammengefunden ha&#x0364;tte, oder er mu&#x0364;ßte einen unverha&#x0364;ltnißma&#x0364;ßi-<lb/>
gen Preis bezahlen. Ganz a&#x0364;hnlich verha&#x0364;lt es &#x017F;ich mit vielen<lb/>
Sachgu&#x0364;tern, deren Productionsko&#x017F;ten &#x017F;ich mit der Ma&#x017F;&#x017F;enhaftig-<lb/>
keit ihrer Erzeugung vermindern. Und wenn &#x017F;ich nun bei einem<lb/>
Productionswilligen eine geho&#x0364;rige Nachfrage einge&#x017F;tellt ha&#x0364;tte,<lb/>
wu&#x0364;rde er auch das Sachgut alsbald zu liefern, den Dien&#x017F;t &#x017F;o-<lb/>
gleich zu lei&#x017F;ten im Stande &#x017F;ein und wu&#x0364;rde er den zu fordernden<lb/>
Preis ohne Weiteres be&#x017F;timmen ko&#x0364;nnen? Bei Weitem die mei-<lb/>
&#x017F;ten Producte und Dien&#x017F;tlei&#x017F;tungen &#x017F;ind das Erzeugniß vielfach<lb/>
complicirter Tha&#x0364;tigkeiten und Capitalanwendungen. Die be-<lb/>
treffenden Producenten wu&#x0364;rden daher auf alle ihre Vorarbeiter<lb/>
und alle Diejenigen, die mit ihren Capitalien die Production<lb/>
irgend wie zu fo&#x0364;rdern haben, zuru&#x0364;ckgreifen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, um mit ihnen<lb/>
Transactionen u&#x0364;ber die zu u&#x0364;bernehmenden Ge&#x017F;cha&#x0364;fte zu treffen,<lb/>
und bei jeder die&#x017F;er Transactionen wu&#x0364;rden &#x017F;ich alle die obigen<lb/>
Schwierigkeiten wiederholen. Schließlich aber, nach Be&#x017F;eitigung<lb/>
die&#x017F;er &#x017F;a&#x0364;mmtlichen Hemmni&#x017F;&#x017F;e wa&#x0364;re es immer noch &#x017F;ehr die Frage,<lb/>
ob das gelieferte Product wirklich dem zu befriedigenden Be-<lb/>
du&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e ent&#x017F;pra&#x0364;che. Die vielfachen Entta&#x0364;u&#x017F;chungen, welche man<lb/>
im wirklichen Leben bei Arbeiten erfa&#x0364;hrt, welche man zu be&#x017F;tellen<lb/>
geno&#x0364;thigt i&#x017F;t, la&#x017F;&#x017F;en einen kleinen Schluß auf das Ergebniß<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0065] beim Aufſuchen Jemandes, der die Herſtellung des gewuͤnſchten Productes zu uͤbernehmen bereit waͤre. Eine weitere Schwierig- keit wuͤrde ſich bei der Beſtimmung des Preiſes wie der Zeit herausſtellen, in welcher die Dienſtleiſtung, ſei es unmittelbar, ſei es in einem Sachgute verkoͤrpert, geleiſtet werden ſollte. Viele Dienſtleiſtungen ſind der Art, daß ſie mit demſelben Auf- wande Vielen zu gleicher Zeit geleiſtet werden koͤnnen wie We- nigen oder einem Einzelnen. Hier muͤßte der Begehrende dann ſo lange auf die Befriedigung ſeines Beduͤrfniſſes warten, bis ſich eine groͤßere Anzahl mit ihm im gleichen Falle Befindlicher zuſammengefunden haͤtte, oder er muͤßte einen unverhaͤltnißmaͤßi- gen Preis bezahlen. Ganz aͤhnlich verhaͤlt es ſich mit vielen Sachguͤtern, deren Productionskoſten ſich mit der Maſſenhaftig- keit ihrer Erzeugung vermindern. Und wenn ſich nun bei einem Productionswilligen eine gehoͤrige Nachfrage eingeſtellt haͤtte, wuͤrde er auch das Sachgut alsbald zu liefern, den Dienſt ſo- gleich zu leiſten im Stande ſein und wuͤrde er den zu fordernden Preis ohne Weiteres beſtimmen koͤnnen? Bei Weitem die mei- ſten Producte und Dienſtleiſtungen ſind das Erzeugniß vielfach complicirter Thaͤtigkeiten und Capitalanwendungen. Die be- treffenden Producenten wuͤrden daher auf alle ihre Vorarbeiter und alle Diejenigen, die mit ihren Capitalien die Production irgend wie zu foͤrdern haben, zuruͤckgreifen muͤſſen, um mit ihnen Transactionen uͤber die zu uͤbernehmenden Geſchaͤfte zu treffen, und bei jeder dieſer Transactionen wuͤrden ſich alle die obigen Schwierigkeiten wiederholen. Schließlich aber, nach Beſeitigung dieſer ſaͤmmtlichen Hemmniſſe waͤre es immer noch ſehr die Frage, ob das gelieferte Product wirklich dem zu befriedigenden Be- duͤrfniſſe entſpraͤche. Die vielfachen Enttaͤuſchungen, welche man im wirklichen Leben bei Arbeiten erfaͤhrt, welche man zu beſtellen genoͤthigt iſt, laſſen einen kleinen Schluß auf das Ergebniß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/65
Zitationshilfe: Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/65>, abgerufen am 25.11.2024.