Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583.

Bild:
<< vorherige Seite

nantura malum est. Das ist / wer zweiffelt daran / daß alles / das man böß nennet / nichts anders sey / dann die Verderbung. Vnd bald hernach: Wann dann in keinem Ding etwas böses befunden wirdt ohn die Verderbung / vnd dieselbe Verderbung ist nicht die Natur selber / so folget / daß keine Natur böse ist. Auß welchen Worten Augustini klar zu sehen / daß deß Menschen Natur / so ferrn sie ein Natur ist / was gutes sey / vnnd daß die Boßheit oder Verderbung der Natur vnnd die Natur selbst nicht einerley sind. Daß auch / wann die Boßheit vnnd Verderbung von der Natur genommen wirdt / die Natur als ein Geschöpff Gottes bleibe / gleich wie das Wasser bleibet / wann die Vnreinigkeit vom selben gescheiden wirdt.

Daß alles / was nicht auß dem Glauben ist / Sünde sey / Rom. 14 ist viel ein anders / dann da man vber streittet. Der Apostel redet von den Wercken / welche ohne den Glauben an Christum geschehen / vnd spricht / daß dieselben Werck Sünde sind / das ist / GOTT nicht gefallen / So zeucht es das Gegentheil auff die verderbte Natur deß Menschen / vnnd will darauß erweisen / daß die verderbte Natur die Sünde selbst sey. D. Lutherus in seinem seruo arbitrio, führet diesen Spruch auch nicht / zu beweisen / daß die verderbte Natur die Sünde selbst sey: Dann daruon war zwischen jhme vnnd Erasmo kein Streit: sondern von Kräfften deß vnbekehrten vnnd vnwidergebornen Willens in Geistlichen Sachen / welche D. Lutherus auß gemeltem Spruch vmbstösset / mit nichten aber streitet / daß die verderbte Natur die Erbsünde selbst sey. Darumb reimen sich Lutheri Wort zu dieser Sach gar nichts / sondern werden dieses Orts vbel vnd wider Lutheri Meynung citiert.

Von der natürlichen vnnd Theologischen Betrachtung deß Menschen / der dieses Orts abermals Erwehnung geschicht / ist droben gründtlich geantwortet / darbey wirs bleiben lassen.

nãtura malum est. Das ist / wer zweiffelt daran / daß alles / das man böß nennet / nichts anders sey / dann die Verderbung. Vñ bald hernach: Wann dann in keinem Ding etwas böses befunden wirdt ohn die Verderbung / vnd dieselbe Verderbung ist nicht die Natur selber / so folget / daß keine Natur böse ist. Auß welchen Worten Augustini klar zu sehen / daß deß Menschen Natur / so ferrn sie ein Natur ist / was gutes sey / vnnd daß die Boßheit oder Verderbung der Natur vnnd die Natur selbst nicht einerley sind. Daß auch / wann die Boßheit vnnd Verderbung von der Natur genommen wirdt / die Natur als ein Geschöpff Gottes bleibe / gleich wie das Wasser bleibet / wann die Vnreinigkeit vom selben gescheiden wirdt.

Daß alles / was nicht auß dem Glauben ist / Sünde sey / Rom. 14 ist viel ein anders / dann da man vber streittet. Der Apostel redet von den Wercken / welche ohne den Glauben an Christum geschehen / vnd spricht / daß dieselben Werck Sünde sind / das ist / GOTT nicht gefallen / So zeucht es das Gegentheil auff die verderbte Natur deß Menschen / vnnd will darauß erweisen / daß die verderbte Natur die Sünde selbst sey. D. Lutherus in seinem seruo arbitrio, führet diesen Spruch auch nicht / zu beweisen / daß die verderbte Natur die Sünde selbst sey: Dann daruon war zwischen jhme vnnd Erasmo kein Streit: sondern von Kräfften deß vnbekehrten vnnd vnwidergebornen Willens in Geistlichen Sachen / welche D. Lutherus auß gemeltem Spruch vmbstösset / mit nichten aber streitet / daß die verderbte Natur die Erbsünde selbst sey. Darumb reimen sich Lutheri Wort zu dieser Sach gar nichts / sondern werden dieses Orts vbel vnd wider Lutheri Meynung citiert.

Von der natürlichen vnnd Theologischen Betrachtung deß Menschen / der dieses Orts abermals Erwehnung geschicht / ist droben gründtlich geantwortet / darbey wirs bleiben lassen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0207" n="98"/>
na&#x0303;tura malum                      est. Das ist / wer zweiffelt daran / daß alles / das man böß nennet / nichts                      anders sey / dann die Verderbung. Vn&#x0303; bald hernach: Wann dann in                      keinem Ding etwas böses befunden wirdt ohn die Verderbung / vnd dieselbe                      Verderbung ist nicht die Natur selber / so folget / daß keine Natur böse ist.                      Auß welchen Worten Augustini klar zu sehen / daß deß Menschen Natur / so ferrn                      sie ein Natur ist / was gutes sey / vnnd daß die Boßheit oder Verderbung der                      Natur vnnd die Natur selbst nicht einerley sind. Daß auch / wann die Boßheit                      vnnd Verderbung von der Natur genommen wirdt / die Natur als ein Geschöpff                      Gottes bleibe / gleich wie das Wasser bleibet / wann die Vnreinigkeit vom selben                      gescheiden wirdt.</p>
        <p>Daß alles / was nicht auß dem Glauben ist / Sünde sey / Rom. 14 ist viel ein                      anders / dann da man vber streittet. Der Apostel redet von den Wercken / welche                      ohne den Glauben an Christum geschehen / vnd spricht / daß dieselben Werck Sünde                      sind / das ist / GOTT nicht gefallen / So zeucht es das Gegentheil auff die                      verderbte Natur deß Menschen / vnnd will darauß erweisen / daß die verderbte                      Natur die Sünde selbst sey. D. Lutherus in seinem seruo arbitrio, führet diesen                      Spruch auch nicht / zu beweisen / daß die verderbte Natur die Sünde selbst sey:                      Dann daruon war zwischen jhme vnnd Erasmo kein Streit: sondern von Kräfften deß                      vnbekehrten vnnd vnwidergebornen Willens in Geistlichen Sachen / welche D.                      Lutherus auß gemeltem Spruch vmbstösset / mit nichten aber streitet / daß die                      verderbte Natur die Erbsünde selbst sey. Darumb reimen sich Lutheri Wort zu                      dieser Sach gar nichts / sondern werden dieses Orts vbel vnd wider Lutheri                      Meynung citiert.</p>
        <p>Von der natürlichen vnnd Theologischen Betrachtung deß Menschen / der dieses Orts                      abermals Erwehnung geschicht / ist droben gründtlich geantwortet / darbey wirs                      bleiben lassen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0207] nãtura malum est. Das ist / wer zweiffelt daran / daß alles / das man böß nennet / nichts anders sey / dann die Verderbung. Vñ bald hernach: Wann dann in keinem Ding etwas böses befunden wirdt ohn die Verderbung / vnd dieselbe Verderbung ist nicht die Natur selber / so folget / daß keine Natur böse ist. Auß welchen Worten Augustini klar zu sehen / daß deß Menschen Natur / so ferrn sie ein Natur ist / was gutes sey / vnnd daß die Boßheit oder Verderbung der Natur vnnd die Natur selbst nicht einerley sind. Daß auch / wann die Boßheit vnnd Verderbung von der Natur genommen wirdt / die Natur als ein Geschöpff Gottes bleibe / gleich wie das Wasser bleibet / wann die Vnreinigkeit vom selben gescheiden wirdt. Daß alles / was nicht auß dem Glauben ist / Sünde sey / Rom. 14 ist viel ein anders / dann da man vber streittet. Der Apostel redet von den Wercken / welche ohne den Glauben an Christum geschehen / vnd spricht / daß dieselben Werck Sünde sind / das ist / GOTT nicht gefallen / So zeucht es das Gegentheil auff die verderbte Natur deß Menschen / vnnd will darauß erweisen / daß die verderbte Natur die Sünde selbst sey. D. Lutherus in seinem seruo arbitrio, führet diesen Spruch auch nicht / zu beweisen / daß die verderbte Natur die Sünde selbst sey: Dann daruon war zwischen jhme vnnd Erasmo kein Streit: sondern von Kräfften deß vnbekehrten vnnd vnwidergebornen Willens in Geistlichen Sachen / welche D. Lutherus auß gemeltem Spruch vmbstösset / mit nichten aber streitet / daß die verderbte Natur die Erbsünde selbst sey. Darumb reimen sich Lutheri Wort zu dieser Sach gar nichts / sondern werden dieses Orts vbel vnd wider Lutheri Meynung citiert. Von der natürlichen vnnd Theologischen Betrachtung deß Menschen / der dieses Orts abermals Erwehnung geschicht / ist droben gründtlich geantwortet / darbey wirs bleiben lassen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583/207
Zitationshilfe: Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583/207>, abgerufen am 21.11.2024.