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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.

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Die Mutter als die erste Erzieherin
lasse. Aber ich will es für meinen größten Ruhm
halten, einen Menschen erziehen und bilden zu helfen,
der einst seine Kräfte und Bestimmung kennet, der seine
Pflichten als Mensch, als Glied der Gesellschaft und
als Christ treu und gewissenhaft erfüllet, der zum
Besten des Ganzen arbeitet und zur allgemeinen
Glückseligkeit das seinige beyträgt.

Ja, will ich meinen mütterlichen Beruf erfül-
len und ganz erfüllen, so muß ich vor allen Dingen
dahin arbeiten, daß mein Kind, welches weise, tu-
gendhaft und gemeinnützig werden soll, frühzeitig von
dem Geiste der Religion und des Christenthums be-
seelt und durchdrungen wird. O wie gewiß werde ich
meine Absichten mit demselben erreichen, wenn ich es
sobald als möglich mit dir und deinen Werken, mit
deiner Weisheit und Güte, mit deinen Segnungen
und Wohlthaten bekannt mache! Wie gewiß wird es
dich lieben, dich verehren, dir gehorchen, dir ver-
trauen lernen, wenn der erste Unterricht, welchen ich ihm
ertheile, vernünftig und zweckmässig ist und nicht
blos eine Sache des Gedächtnisses, sondern des Ver-
standes und Herzens wird! Wie gewiß werde ich die
Freude haben, die natürlichsten, ungekünsteltsten Aeus-
serungen der Tugend und Frömmigkeit, der Liebe und
Dankbarkeit an meinem Kinde zu bemerken, wenn
ich Lust und Eifer und Fähigkeit besitze, ihm seine
Pflichten auf eine faßliche Weise beyzubringen und
sein noch unverdorbenes Herz für das Gute zu er-
wärmen!

Und

Die Mutter als die erſte Erzieherin
laſſe. Aber ich will es für meinen größten Ruhm
halten, einen Menſchen erziehen und bilden zu helfen,
der einſt ſeine Kräfte und Beſtimmung kennet, der ſeine
Pflichten als Menſch, als Glied der Geſellſchaft und
als Chriſt treu und gewiſſenhaft erfüllet, der zum
Beſten des Ganzen arbeitet und zur allgemeinen
Glückſeligkeit das ſeinige beyträgt.

Ja, will ich meinen mütterlichen Beruf erfül-
len und ganz erfüllen, ſo muß ich vor allen Dingen
dahin arbeiten, daß mein Kind, welches weiſe, tu-
gendhaft und gemeinnützig werden ſoll, frühzeitig von
dem Geiſte der Religion und des Chriſtenthums be-
ſeelt und durchdrungen wird. O wie gewiß werde ich
meine Abſichten mit demſelben erreichen, wenn ich es
ſobald als möglich mit dir und deinen Werken, mit
deiner Weisheit und Güte, mit deinen Segnungen
und Wohlthaten bekannt mache! Wie gewiß wird es
dich lieben, dich verehren, dir gehorchen, dir ver-
trauen lernen, wenn der erſte Unterricht, welchen ich ihm
ertheile, vernünftig und zweckmäſſig iſt und nicht
blos eine Sache des Gedächtniſſes, ſondern des Ver-
ſtandes und Herzens wird! Wie gewiß werde ich die
Freude haben, die natürlichſten, ungekünſteltſten Aeuſ-
ſerungen der Tugend und Frömmigkeit, der Liebe und
Dankbarkeit an meinem Kinde zu bemerken, wenn
ich Luſt und Eifer und Fähigkeit beſitze, ihm ſeine
Pflichten auf eine faßliche Weiſe beyzubringen und
ſein noch unverdorbenes Herz für das Gute zu er-
wärmen!

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[246/0258] Die Mutter als die erſte Erzieherin laſſe. Aber ich will es für meinen größten Ruhm halten, einen Menſchen erziehen und bilden zu helfen, der einſt ſeine Kräfte und Beſtimmung kennet, der ſeine Pflichten als Menſch, als Glied der Geſellſchaft und als Chriſt treu und gewiſſenhaft erfüllet, der zum Beſten des Ganzen arbeitet und zur allgemeinen Glückſeligkeit das ſeinige beyträgt. Ja, will ich meinen mütterlichen Beruf erfül- len und ganz erfüllen, ſo muß ich vor allen Dingen dahin arbeiten, daß mein Kind, welches weiſe, tu- gendhaft und gemeinnützig werden ſoll, frühzeitig von dem Geiſte der Religion und des Chriſtenthums be- ſeelt und durchdrungen wird. O wie gewiß werde ich meine Abſichten mit demſelben erreichen, wenn ich es ſobald als möglich mit dir und deinen Werken, mit deiner Weisheit und Güte, mit deinen Segnungen und Wohlthaten bekannt mache! Wie gewiß wird es dich lieben, dich verehren, dir gehorchen, dir ver- trauen lernen, wenn der erſte Unterricht, welchen ich ihm ertheile, vernünftig und zweckmäſſig iſt und nicht blos eine Sache des Gedächtniſſes, ſondern des Ver- ſtandes und Herzens wird! Wie gewiß werde ich die Freude haben, die natürlichſten, ungekünſteltſten Aeuſ- ſerungen der Tugend und Frömmigkeit, der Liebe und Dankbarkeit an meinem Kinde zu bemerken, wenn ich Luſt und Eifer und Fähigkeit beſitze, ihm ſeine Pflichten auf eine faßliche Weiſe beyzubringen und ſein noch unverdorbenes Herz für das Gute zu er- wärmen! Und

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Zitationshilfe: Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/258>, abgerufen am 22.11.2024.