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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.

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Bey dem Eintritte des Jünglings
heiten begehen und sich durch Laster erniedrigen könnte,
um Ruhm dadurch zu erwerben.

War es uns bisher ein Ernst, ihn zur Religion
und zum Christenthum anzuführen; war es unsre
Freude, wenn wir ihn von Andacht durchdrungen und
von den erhabenen Lehren deines Sohnes Jesu gerührt
sahen: o wie furchtlos kann ich ihn da in die Welt
und unter unbekannte Menschen treten sehen! Der
mächtige Gedanke von deiner alles erfüllenden Gegen-
wart und von deiner Aufsicht auf alle unsre Handlun-
gen, Gedanken, Wünsche und Gesinnungen, das
Gefühl seiner menschlichen und christlichen Würde, das
Gefühl der Größe seiner irdischen und zukünftigen hö-
hern Bestimmung, die Hoffnung der Unsterblichkeit,
die er kennet und glaubet, die werden ihm stets gegen-
wärtig seyn und bleiben, ihn zum Kampfe ermuntern
und im Kampfe stärken, ihm bey jeder Versuchung
zur Sünde Muth und Kraft zum Widerstand einflös-
sen, ihn in die Einsamkeit, zu seinen Arbeiten, zu
seinen Vergnügungen, in seine Gesellschaften begleiten,
ihn, wenn er strauchelt, bald von seinem Falle auf-
richten, und wenn er irret, bald mit neuem und hel-
lerem Lichte auf den Weg der Wahrheit zurückführen.
Die Religion wird zu jeder Zeit und in allen Umstän-
den seine Freundin, seine Lehrerin, seine Begleiterin
seyn, und an ihrer Hand wird er nie ein Raub des
Lasters und nie wahrhaft elend werden.

O so laß denn auch, gütigster Gott und Vater,
laß sein Unternehmen gesegnet seyn. Laß die guten

Absich-

Bey dem Eintritte des Jünglings
heiten begehen und ſich durch Laſter erniedrigen könnte,
um Ruhm dadurch zu erwerben.

War es uns bisher ein Ernſt, ihn zur Religion
und zum Chriſtenthum anzuführen; war es unſre
Freude, wenn wir ihn von Andacht durchdrungen und
von den erhabenen Lehren deines Sohnes Jeſu gerührt
ſahen: o wie furchtlos kann ich ihn da in die Welt
und unter unbekannte Menſchen treten ſehen! Der
mächtige Gedanke von deiner alles erfüllenden Gegen-
wart und von deiner Aufſicht auf alle unſre Handlun-
gen, Gedanken, Wünſche und Geſinnungen, das
Gefühl ſeiner menſchlichen und chriſtlichen Würde, das
Gefühl der Größe ſeiner irdiſchen und zukünftigen hö-
hern Beſtimmung, die Hoffnung der Unſterblichkeit,
die er kennet und glaubet, die werden ihm ſtets gegen-
wärtig ſeyn und bleiben, ihn zum Kampfe ermuntern
und im Kampfe ſtärken, ihm bey jeder Verſuchung
zur Sünde Muth und Kraft zum Widerſtand einflöſ-
ſen, ihn in die Einſamkeit, zu ſeinen Arbeiten, zu
ſeinen Vergnügungen, in ſeine Geſellſchaften begleiten,
ihn, wenn er ſtrauchelt, bald von ſeinem Falle auf-
richten, und wenn er irret, bald mit neuem und hel-
lerem Lichte auf den Weg der Wahrheit zurückführen.
Die Religion wird zu jeder Zeit und in allen Umſtän-
den ſeine Freundin, ſeine Lehrerin, ſeine Begleiterin
ſeyn, und an ihrer Hand wird er nie ein Raub des
Laſters und nie wahrhaft elend werden.

O ſo laß denn auch, gütigſter Gott und Vater,
laß ſein Unternehmen geſegnet ſeyn. Laß die guten

Abſich-
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[286/0298] Bey dem Eintritte des Jünglings heiten begehen und ſich durch Laſter erniedrigen könnte, um Ruhm dadurch zu erwerben. War es uns bisher ein Ernſt, ihn zur Religion und zum Chriſtenthum anzuführen; war es unſre Freude, wenn wir ihn von Andacht durchdrungen und von den erhabenen Lehren deines Sohnes Jeſu gerührt ſahen: o wie furchtlos kann ich ihn da in die Welt und unter unbekannte Menſchen treten ſehen! Der mächtige Gedanke von deiner alles erfüllenden Gegen- wart und von deiner Aufſicht auf alle unſre Handlun- gen, Gedanken, Wünſche und Geſinnungen, das Gefühl ſeiner menſchlichen und chriſtlichen Würde, das Gefühl der Größe ſeiner irdiſchen und zukünftigen hö- hern Beſtimmung, die Hoffnung der Unſterblichkeit, die er kennet und glaubet, die werden ihm ſtets gegen- wärtig ſeyn und bleiben, ihn zum Kampfe ermuntern und im Kampfe ſtärken, ihm bey jeder Verſuchung zur Sünde Muth und Kraft zum Widerſtand einflöſ- ſen, ihn in die Einſamkeit, zu ſeinen Arbeiten, zu ſeinen Vergnügungen, in ſeine Geſellſchaften begleiten, ihn, wenn er ſtrauchelt, bald von ſeinem Falle auf- richten, und wenn er irret, bald mit neuem und hel- lerem Lichte auf den Weg der Wahrheit zurückführen. Die Religion wird zu jeder Zeit und in allen Umſtän- den ſeine Freundin, ſeine Lehrerin, ſeine Begleiterin ſeyn, und an ihrer Hand wird er nie ein Raub des Laſters und nie wahrhaft elend werden. O ſo laß denn auch, gütigſter Gott und Vater, laß ſein Unternehmen geſegnet ſeyn. Laß die guten Abſich-

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Zitationshilfe: Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/298>, abgerufen am 22.11.2024.