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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.

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auf die Erziehung der Töchter.
stehen. Ja, o Gott, gieb mir das Wollen und das
Vollbringen dazu; segne alle meine Bemühungen;
verleihe mir Verstand und Einsichten zu diesem wich-
tigen Werke und schenke mir erfahrne Freunde und
Rathgeber, die mich dabey unterstützen. Stärke
meine Kräfte und laß den Erfolg meinen Wünschen
entsprechen. Amen.



XV.
Morgengebet einer Mutter.


Gott, wie schnell fliehen unsre Stunden davon!
Wie drängt immer Ein Tag den andern, Ei-
ne Woche die andere, Ein Jahr das andere! Un-
aufhaltbar und dem reissendsten Strome gleich fähret
unsre ganze Lebenszeit dahin. Aber wir selbst, o
Gott, bleiben, und das Daseyn und die Fortdauer
unsers unsterblichen Geistes sind an keine Zeitabschnitte
gebunden. Dieses weiß und fühle und glaube ich;
und weil ich es durch meine Vernunft und durch deine
eigene Versicherung weiß, weil ich meine Würde und
Bestimmung fühle, weil ich mich unsterblich glaube,
eben deßwegen hat jeder größere und kleinere Zeitab-
schnitt, jedes Jahr, jede Woche, jeder Tag einen
überaus hohen Werth für mich.

Ja,

auf die Erziehung der Töchter.
ſtehen. Ja, o Gott, gieb mir das Wollen und das
Vollbringen dazu; ſegne alle meine Bemühungen;
verleihe mir Verſtand und Einſichten zu dieſem wich-
tigen Werke und ſchenke mir erfahrne Freunde und
Rathgeber, die mich dabey unterſtützen. Stärke
meine Kräfte und laß den Erfolg meinen Wünſchen
entſprechen. Amen.



XV.
Morgengebet einer Mutter.


Gott, wie ſchnell fliehen unſre Stunden davon!
Wie drängt immer Ein Tag den andern, Ei-
ne Woche die andere, Ein Jahr das andere! Un-
aufhaltbar und dem reiſſendſten Strome gleich fähret
unſre ganze Lebenszeit dahin. Aber wir ſelbſt, o
Gott, bleiben, und das Daſeyn und die Fortdauer
unſers unſterblichen Geiſtes ſind an keine Zeitabſchnitte
gebunden. Dieſes weiß und fühle und glaube ich;
und weil ich es durch meine Vernunft und durch deine
eigene Verſicherung weiß, weil ich meine Würde und
Beſtimmung fühle, weil ich mich unſterblich glaube,
eben deßwegen hat jeder größere und kleinere Zeitab-
ſchnitt, jedes Jahr, jede Woche, jeder Tag einen
überaus hohen Werth für mich.

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[319/0331] auf die Erziehung der Töchter. ſtehen. Ja, o Gott, gieb mir das Wollen und das Vollbringen dazu; ſegne alle meine Bemühungen; verleihe mir Verſtand und Einſichten zu dieſem wich- tigen Werke und ſchenke mir erfahrne Freunde und Rathgeber, die mich dabey unterſtützen. Stärke meine Kräfte und laß den Erfolg meinen Wünſchen entſprechen. Amen. XV. Morgengebet einer Mutter. Gott, wie ſchnell fliehen unſre Stunden davon! Wie drängt immer Ein Tag den andern, Ei- ne Woche die andere, Ein Jahr das andere! Un- aufhaltbar und dem reiſſendſten Strome gleich fähret unſre ganze Lebenszeit dahin. Aber wir ſelbſt, o Gott, bleiben, und das Daſeyn und die Fortdauer unſers unſterblichen Geiſtes ſind an keine Zeitabſchnitte gebunden. Dieſes weiß und fühle und glaube ich; und weil ich es durch meine Vernunft und durch deine eigene Verſicherung weiß, weil ich meine Würde und Beſtimmung fühle, weil ich mich unſterblich glaube, eben deßwegen hat jeder größere und kleinere Zeitab- ſchnitt, jedes Jahr, jede Woche, jeder Tag einen überaus hohen Werth für mich. Ja,

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Zitationshilfe: Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/331>, abgerufen am 24.11.2024.