Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.Die jüngere Wittwe. Ja, meine Kinder, o Gott, meine noch un- So nehme ich meine Zuflucht zu dir, o Gott, tung
Die jüngere Wittwe. Ja, meine Kinder, o Gott, meine noch un- So nehme ich meine Zuflucht zu dir, o Gott, tung
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0350" n="338"/> <fw place="top" type="header">Die jüngere Wittwe.</fw><lb/> <p>Ja, meine Kinder, o Gott, meine noch un-<lb/> erzogenen und hülfsbedürftigen Kinder, die empfehle<lb/> ich deiner väterlichen Fürſorge und Aufſicht. Itzt<lb/> find es freylich arme, vaterloſe Geſchöpfe; aber an<lb/> dir, dem Schöpfer und Erhalter aller Dinge, an dir<lb/> haben ſie einen Vater und Verſorger, dem es weder<lb/> an dem Willen noch an der Macht zu helfen fehlet.<lb/> Itzt jammert mich freylich ihr Anblick; aber wie viele<lb/> tauſend und aber tauſend verwaiſete Kinder ſind nicht<lb/> durch deine Unterſtützung und durch deinen Einfluß zu<lb/> verſtändigen, guten, brauchbaren Menſchen und Glie-<lb/> dern des Staats gebildet worden! Sollteſt und könn-<lb/> teſt du die Meinigen dem Zufalle überlaſſen? Soll-<lb/> teſt und könnteſt du ſie dem Elende Preis geben, wenn<lb/> ich das meinige redlich thue? Nein, wenn ich die-<lb/> ſelben zur Frömmigkeit und zum Gehorſam gegen deine<lb/> Gebote erziehe, wenn ich ihren jungen Herzen Liebe<lb/> und Wohlwollen gegen alle Menſchen und Gefälligkeit<lb/> und Theilnehmung einflöße, wenn ich ſie zum Fleiße,<lb/> zur Arbeitſamkeit, zur Ordnung, zur Sparſamkeit,<lb/> zur Genügſamkeit und Zufriedenheit gewöhne; dann<lb/> wirſt du ihnen auch Freunde und Beſchützer und Füh-<lb/> rer und Wohlthäter erwecken, die ſich ihrer thätig an-<lb/> nehmen, die mich bey meinen Bemühungen für die-<lb/> ſelben unterſtützen, die das Werk an meiner Statt<lb/> vollenden.</p><lb/> <p>So nehme ich meine Zuflucht zu dir, o Gott,<lb/> und finde Troſt und Beruhigung bey dir. So über-<lb/> gebe ich mich und meine Kinder deiner Fürſorge und<lb/> Güte. So fühle ich im Gebete und in der Unterhal-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">tung</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [338/0350]
Die jüngere Wittwe.
Ja, meine Kinder, o Gott, meine noch un-
erzogenen und hülfsbedürftigen Kinder, die empfehle
ich deiner väterlichen Fürſorge und Aufſicht. Itzt
find es freylich arme, vaterloſe Geſchöpfe; aber an
dir, dem Schöpfer und Erhalter aller Dinge, an dir
haben ſie einen Vater und Verſorger, dem es weder
an dem Willen noch an der Macht zu helfen fehlet.
Itzt jammert mich freylich ihr Anblick; aber wie viele
tauſend und aber tauſend verwaiſete Kinder ſind nicht
durch deine Unterſtützung und durch deinen Einfluß zu
verſtändigen, guten, brauchbaren Menſchen und Glie-
dern des Staats gebildet worden! Sollteſt und könn-
teſt du die Meinigen dem Zufalle überlaſſen? Soll-
teſt und könnteſt du ſie dem Elende Preis geben, wenn
ich das meinige redlich thue? Nein, wenn ich die-
ſelben zur Frömmigkeit und zum Gehorſam gegen deine
Gebote erziehe, wenn ich ihren jungen Herzen Liebe
und Wohlwollen gegen alle Menſchen und Gefälligkeit
und Theilnehmung einflöße, wenn ich ſie zum Fleiße,
zur Arbeitſamkeit, zur Ordnung, zur Sparſamkeit,
zur Genügſamkeit und Zufriedenheit gewöhne; dann
wirſt du ihnen auch Freunde und Beſchützer und Füh-
rer und Wohlthäter erwecken, die ſich ihrer thätig an-
nehmen, die mich bey meinen Bemühungen für die-
ſelben unterſtützen, die das Werk an meiner Statt
vollenden.
So nehme ich meine Zuflucht zu dir, o Gott,
und finde Troſt und Beruhigung bey dir. So über-
gebe ich mich und meine Kinder deiner Fürſorge und
Güte. So fühle ich im Gebete und in der Unterhal-
tung
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