Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorbereitungsgebet zur ersten Communion.
des Christenthums erinnern, die auch mir bekannt
und zu Theil geworden sind. Hier kann und muß ich
mir Jesum in seinen verschiedenen Lagen und Verhält-
nissen denken, wie er überall gedacht und gehandelt
hat. Hier kann und muß ich mir seine Liebe zu dir,
sein Vertrauen auf dich, seinen Gehorsam gegen dich,
sein unermüdetes Wohlthun, seine freywillige, gros-
müthige Aufopferung für das Beste der Welt, seine
Mäßigkeit, Bescheidenheit, Demuth, Sanftmuth,
Geduld, Standhaftigkeit, sein heiliges, tugendhaf-
tes Leben vergegenwärtigen und mich dadurch zu allen
guten Gesinnungen und Handlungen ermuntern und
stärken. Hier müssen Liebe und Dankbarkeit gegen
Jesum, meinen Freund und Wohlthäter, und Liebe
und Dankbarkeit gegen dich, meinen Schöpfer und
Vater und den Urheber aller dieser Segnungen, die
herrschenden Empfindungen meines Herzens seyn und
mich so beleben und durchdringen, daß sie auch künftig
bey mir wirksam und an guten Folgen fruchtbar bleiben.

Hier, bey dieser heiligen, feyerlichen Handlung
muß ich das Glück, ein Mensch zu seyn, und das
noch größere Glück, eine Christin zu seyn, lebhaft
empfinden. Hier kann und darf ich mich der völlig-
sten Freude und dem frohesten Entzücken überlassen.
Dieß ist die reinste, die edelste, die erhabenste Freu-
de, deren ein Mensch fähig ist. Es ist Freude über
dich und deine weise Güte, der du mich nach dei-
nem Bilde, mit den herrlichsten Anlagen und Fähig-
keiten, zur Bollkommenheit und Glückseligkeit geschaf-
fen hast. Es ist Freude über das Glück, daß ich

dich
E 3

Vorbereitungsgebet zur erſten Communion.
des Chriſtenthums erinnern, die auch mir bekannt
und zu Theil geworden ſind. Hier kann und muß ich
mir Jeſum in ſeinen verſchiedenen Lagen und Verhält-
niſſen denken, wie er überall gedacht und gehandelt
hat. Hier kann und muß ich mir ſeine Liebe zu dir,
ſein Vertrauen auf dich, ſeinen Gehorſam gegen dich,
ſein unermüdetes Wohlthun, ſeine freywillige, gros-
müthige Aufopferung für das Beſte der Welt, ſeine
Mäßigkeit, Beſcheidenheit, Demuth, Sanftmuth,
Geduld, Standhaftigkeit, ſein heiliges, tugendhaf-
tes Leben vergegenwärtigen und mich dadurch zu allen
guten Geſinnungen und Handlungen ermuntern und
ſtärken. Hier müſſen Liebe und Dankbarkeit gegen
Jeſum, meinen Freund und Wohlthäter, und Liebe
und Dankbarkeit gegen dich, meinen Schöpfer und
Vater und den Urheber aller dieſer Segnungen, die
herrſchenden Empfindungen meines Herzens ſeyn und
mich ſo beleben und durchdringen, daß ſie auch künftig
bey mir wirkſam und an guten Folgen fruchtbar bleiben.

Hier, bey dieſer heiligen, feyerlichen Handlung
muß ich das Glück, ein Menſch zu ſeyn, und das
noch größere Glück, eine Chriſtin zu ſeyn, lebhaft
empfinden. Hier kann und darf ich mich der völlig-
ſten Freude und dem froheſten Entzücken überlaſſen.
Dieß iſt die reinſte, die edelſte, die erhabenſte Freu-
de, deren ein Menſch fähig iſt. Es iſt Freude über
dich und deine weiſe Güte, der du mich nach dei-
nem Bilde, mit den herrlichſten Anlagen und Fähig-
keiten, zur Bollkommenheit und Glückſeligkeit geſchaf-
fen haſt. Es iſt Freude über das Glück, daß ich

dich
E 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0081" n="69"/><fw place="top" type="header">Vorbereitungsgebet zur er&#x017F;ten Communion.</fw><lb/>
des Chri&#x017F;tenthums erinnern, die auch mir bekannt<lb/>
und zu Theil geworden &#x017F;ind. Hier kann und muß ich<lb/>
mir Je&#x017F;um in &#x017F;einen ver&#x017F;chiedenen Lagen und Verhält-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;en denken, wie er überall gedacht und gehandelt<lb/>
hat. Hier kann und muß ich mir &#x017F;eine Liebe zu dir,<lb/>
&#x017F;ein Vertrauen auf dich, &#x017F;einen Gehor&#x017F;am gegen dich,<lb/>
&#x017F;ein unermüdetes Wohlthun, &#x017F;eine freywillige, gros-<lb/>
müthige Aufopferung für das Be&#x017F;te der Welt, &#x017F;eine<lb/>
Mäßigkeit, Be&#x017F;cheidenheit, Demuth, Sanftmuth,<lb/>
Geduld, Standhaftigkeit, &#x017F;ein heiliges, tugendhaf-<lb/>
tes Leben vergegenwärtigen und mich dadurch zu allen<lb/>
guten Ge&#x017F;innungen und Handlungen ermuntern und<lb/>
&#x017F;tärken. Hier mü&#x017F;&#x017F;en Liebe und Dankbarkeit gegen<lb/>
Je&#x017F;um, meinen Freund und Wohlthäter, und Liebe<lb/>
und Dankbarkeit gegen dich, meinen Schöpfer und<lb/>
Vater und den Urheber aller die&#x017F;er Segnungen, die<lb/>
herr&#x017F;chenden Empfindungen meines Herzens &#x017F;eyn und<lb/>
mich &#x017F;o beleben und durchdringen, daß &#x017F;ie auch künftig<lb/>
bey mir wirk&#x017F;am und an guten Folgen fruchtbar bleiben.</p><lb/>
        <p>Hier, bey die&#x017F;er heiligen, feyerlichen Handlung<lb/>
muß ich das Glück, ein Men&#x017F;ch zu &#x017F;eyn, und das<lb/>
noch größere Glück, eine Chri&#x017F;tin zu &#x017F;eyn, lebhaft<lb/>
empfinden. Hier kann und darf ich mich der völlig-<lb/>
&#x017F;ten Freude und dem frohe&#x017F;ten Entzücken überla&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Dieß i&#x017F;t die rein&#x017F;te, die edel&#x017F;te, die erhaben&#x017F;te Freu-<lb/>
de, deren ein Men&#x017F;ch fähig i&#x017F;t. Es i&#x017F;t Freude über<lb/>
dich und deine wei&#x017F;e Güte, der du mich nach dei-<lb/>
nem Bilde, mit den herrlich&#x017F;ten Anlagen und Fähig-<lb/>
keiten, zur Bollkommenheit und Glück&#x017F;eligkeit ge&#x017F;chaf-<lb/>
fen ha&#x017F;t. Es i&#x017F;t Freude über das Glück, daß ich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 3</fw><fw place="bottom" type="catch">dich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0081] Vorbereitungsgebet zur erſten Communion. des Chriſtenthums erinnern, die auch mir bekannt und zu Theil geworden ſind. Hier kann und muß ich mir Jeſum in ſeinen verſchiedenen Lagen und Verhält- niſſen denken, wie er überall gedacht und gehandelt hat. Hier kann und muß ich mir ſeine Liebe zu dir, ſein Vertrauen auf dich, ſeinen Gehorſam gegen dich, ſein unermüdetes Wohlthun, ſeine freywillige, gros- müthige Aufopferung für das Beſte der Welt, ſeine Mäßigkeit, Beſcheidenheit, Demuth, Sanftmuth, Geduld, Standhaftigkeit, ſein heiliges, tugendhaf- tes Leben vergegenwärtigen und mich dadurch zu allen guten Geſinnungen und Handlungen ermuntern und ſtärken. Hier müſſen Liebe und Dankbarkeit gegen Jeſum, meinen Freund und Wohlthäter, und Liebe und Dankbarkeit gegen dich, meinen Schöpfer und Vater und den Urheber aller dieſer Segnungen, die herrſchenden Empfindungen meines Herzens ſeyn und mich ſo beleben und durchdringen, daß ſie auch künftig bey mir wirkſam und an guten Folgen fruchtbar bleiben. Hier, bey dieſer heiligen, feyerlichen Handlung muß ich das Glück, ein Menſch zu ſeyn, und das noch größere Glück, eine Chriſtin zu ſeyn, lebhaft empfinden. Hier kann und darf ich mich der völlig- ſten Freude und dem froheſten Entzücken überlaſſen. Dieß iſt die reinſte, die edelſte, die erhabenſte Freu- de, deren ein Menſch fähig iſt. Es iſt Freude über dich und deine weiſe Güte, der du mich nach dei- nem Bilde, mit den herrlichſten Anlagen und Fähig- keiten, zur Bollkommenheit und Glückſeligkeit geſchaf- fen haſt. Es iſt Freude über das Glück, daß ich dich E 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/81
Zitationshilfe: Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/81>, abgerufen am 25.11.2024.