Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Dritte Buch. Wo denck ich aber hin/ daß ich so ferne schreiteUnd dich mit langem wuntsch und unterricht begleite/ Was halt ich dich hier auff/ weil nun der segelwind/ Der gleich von suden kömmt/ sich wieder bey uns find? Es bracht Andromachen nicht minder dieses scheiden Und letzter abschieds gruß bekümmernüß und leiden/ Sie ließ erscheinen auch ihr hohe mildigkeit Und schickt Ascanio ein goldgesticktes kleid/ Auch einen reiter rock durch Phryger kunst und nadel Gewircket und gestickt ohn allen fehl und tadel/ Viel stücken noch darzu schön außgeneht/ verbremt- Und schamorirt/ daß sich kein fürst darinnen schämt. Diß alles schenckt sie ihm/ und wil so seiner ehre Begegnen prächtiglich beyfügend diese lehre: Mein knabe (sagte sie) nimm hin von meiner hand Was ich verehre dir an kleidern und gewand Zum denckmal/ daß ich theils hab selbst geausarbeitet/ Ein theil ist anderweit gesticket und bereitet: Laß dirs ein zeichen seyn/ dadurch du deiner baaß/ Als meiner/ dencken solst mit lieb ohn unterlaß. Nimm/ sage ich/ diese gab die letzte deiner lieben/ O einges ebenbild/ das annoch übrig blieben Von meinem söhnelein Astyanax/ den du Daheim noch hast gekand bey stiller friedens ruh. Er trug fast einerley gebärden und beginnen/ Und kunte gleichfalls schon auff hohe sachen sinnen: So sah er/ so trug er die hände haupt und mund/ Sein wesen/ gang und sprach ihm alles zierlich stund/ Er
Das Dritte Buch. Wo denck ich aber hin/ daß ich ſo ferne ſchreiteUnd dich mit langem wuntſch und unterricht begleite/ Was halt ich dich hier auff/ weil nun der ſegelwind/ Der gleich von ſuden koͤmmt/ ſich wieder bey uns find? Es bracht Andromachen nicht minder dieſes ſcheiden Und letzter abſchieds gruß bekuͤmmernuͤß und leiden/ Sie ließ erſcheinen auch ihr hohe mildigkeit Und ſchickt Aſcanio ein goldgeſticktes kleid/ Auch einen reiter rock durch Phryger kunſt und nadel Gewircket und geſtickt ohn allen fehl und tadel/ Viel ſtuͤcken noch darzu ſchoͤn außgeneht/ verbremt- Und ſchamorirt/ daß ſich kein fuͤrſt darinnen ſchaͤmt. Diß alles ſchenckt ſie ihm/ und wil ſo ſeiner ehre Begegnen praͤchtiglich beyfuͤgend dieſe lehre: Mein knabe (ſagte ſie) nimm hin von meiner hand Was ich verehre dir an kleidern und gewand Zum denckmal/ daß ich theils hab ſelbſt geausarbeitet/ Ein theil iſt anderweit geſticket und bereitet: Laß dirs ein zeichen ſeyn/ dadurch du deiner baaß/ Als meiner/ dencken ſolſt mit lieb ohn unterlaß. Nimm/ ſage ich/ dieſe gab die letzte deiner lieben/ O einges ebenbild/ das annoch uͤbrig blieben Von meinem ſoͤhnelein Aſtyanax/ den du Daheim noch haſt gekand bey ſtiller friedens ruh. Er trug faſt einerley gebaͤrden und beginnen/ Und kunte gleichfalls ſchon auff hohe ſachen ſinnen: So ſah er/ ſo trug er die haͤnde haupt und mund/ Sein weſen/ gang und ſprach ihm alles zierlich ſtund/ Er
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0161" n="139"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Dritte Buch.</hi> </fw><lb/> <l>Wo denck ich aber hin/ daß ich ſo ferne ſchreite</l><lb/> <l>Und dich mit langem wuntſch und unterricht begleite/</l><lb/> <l>Was halt ich dich hier auff/ weil nun der ſegelwind/</l><lb/> <l>Der gleich von ſuden koͤmmt/ ſich wieder bey uns find?</l><lb/> <l>Es bracht <hi rendition="#fr">A</hi>ndromachen nicht minder dieſes ſcheiden</l><lb/> <l>Und letzter abſchieds gruß bekuͤmmernuͤß und leiden/</l><lb/> <l>Sie ließ erſcheinen auch ihr hohe mildigkeit</l><lb/> <l>Und ſchickt Aſcanio ein goldgeſticktes kleid/</l><lb/> <l>Auch einen reiter rock durch Phryger kunſt und nadel</l><lb/> <l>Gewircket und geſtickt ohn allen fehl und tadel/</l><lb/> <l>Viel ſtuͤcken noch darzu ſchoͤn außgeneht/ verbremt-</l><lb/> <l>Und ſchamorirt/ daß ſich kein fuͤrſt darinnen ſchaͤmt.</l><lb/> <l>Diß alles ſchenckt ſie ihm/ und wil ſo ſeiner ehre</l><lb/> <l>Begegnen praͤchtiglich beyfuͤgend dieſe lehre:</l><lb/> <l>Mein knabe (ſagte ſie) nimm hin von meiner hand</l><lb/> <l>Was ich verehre dir an kleidern und gewand</l><lb/> <l>Zum denckmal/ daß ich theils hab ſelbſt geausarbeitet/</l><lb/> <l>Ein theil iſt anderweit geſticket und bereitet:</l><lb/> <l>Laß dirs ein zeichen ſeyn/ dadurch du deiner baaß/</l><lb/> <l>Als meiner/ dencken ſolſt mit lieb ohn unterlaß.</l><lb/> <l>Nimm/ ſage ich/ dieſe gab die letzte deiner lieben/</l><lb/> <l>O einges ebenbild/ das annoch uͤbrig blieben</l><lb/> <l>Von meinem ſoͤhnelein Aſtyanax/ den du</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>aheim noch haſt gekand bey ſtiller friedens ruh.</l><lb/> <l>Er trug faſt einerley gebaͤrden und beginnen/</l><lb/> <l>Und kunte gleichfalls ſchon auff hohe ſachen ſinnen:</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">S</hi>o ſah er/ ſo trug er die haͤnde haupt und mund/</l><lb/> <l>Sein weſen/ gang und ſprach ihm alles zierlich ſtund/</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Er</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [139/0161]
Das Dritte Buch.
Wo denck ich aber hin/ daß ich ſo ferne ſchreite
Und dich mit langem wuntſch und unterricht begleite/
Was halt ich dich hier auff/ weil nun der ſegelwind/
Der gleich von ſuden koͤmmt/ ſich wieder bey uns find?
Es bracht Andromachen nicht minder dieſes ſcheiden
Und letzter abſchieds gruß bekuͤmmernuͤß und leiden/
Sie ließ erſcheinen auch ihr hohe mildigkeit
Und ſchickt Aſcanio ein goldgeſticktes kleid/
Auch einen reiter rock durch Phryger kunſt und nadel
Gewircket und geſtickt ohn allen fehl und tadel/
Viel ſtuͤcken noch darzu ſchoͤn außgeneht/ verbremt-
Und ſchamorirt/ daß ſich kein fuͤrſt darinnen ſchaͤmt.
Diß alles ſchenckt ſie ihm/ und wil ſo ſeiner ehre
Begegnen praͤchtiglich beyfuͤgend dieſe lehre:
Mein knabe (ſagte ſie) nimm hin von meiner hand
Was ich verehre dir an kleidern und gewand
Zum denckmal/ daß ich theils hab ſelbſt geausarbeitet/
Ein theil iſt anderweit geſticket und bereitet:
Laß dirs ein zeichen ſeyn/ dadurch du deiner baaß/
Als meiner/ dencken ſolſt mit lieb ohn unterlaß.
Nimm/ ſage ich/ dieſe gab die letzte deiner lieben/
O einges ebenbild/ das annoch uͤbrig blieben
Von meinem ſoͤhnelein Aſtyanax/ den du
Daheim noch haſt gekand bey ſtiller friedens ruh.
Er trug faſt einerley gebaͤrden und beginnen/
Und kunte gleichfalls ſchon auff hohe ſachen ſinnen:
So ſah er/ ſo trug er die haͤnde haupt und mund/
Sein weſen/ gang und ſprach ihm alles zierlich ſtund/
Er
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |