Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Vierdte Buch.
Hätt ich mich doch durch mord an seinen sohn ergetzet/
Und seinem vater ihn zur speise vorgesetzet!
Ja das gelück im krieg hält aber selten stand?
Mag seyn! wer seinen tod selbst trägt in kühner hand/
Der fürchtet sich für nichts. O hätt ich feuer-brände
Geworffen in die schiff und meine beyde hände
Mit fackeln außgerüst/ so hätt ich vater/ sohn/
Und sämptliches geschlecht mit feur getilget schon!
Da hätt ich über sie als den vertilgten hauffen
Als eine siegesfrau mit freuden wollen lauffen/
Und mich erstechen auch. Es solte mir die rach
An meiner feinde rott seyn eine süsse sach.
O brunnen alles liechts! o goldgestrahlte Sonne!
Die du den sterblichen gibst süsse freud und wonne
Und leuchtest gantzer welt. Und du Dolmetscherin/
O Juno/ meiner lieb/ die du kennst meinen sinn;
Und du/ o Hecate/ die wir auff scheidewegen
Mit heulen und geschrey zu suchen sehnlich pflegen;
Ihr rächerinnen auch und Götter/ die ihr mich
Begleitet jederzeit und schützet gnädiglich;
Vernehmet meine bitt und wendet zorn und wüte/
Auff diese leute hin/ und neiget eure güte
Zu meiner bitt und wuntsch: So jener lose mann/
Den ich nicht übel gnung mag nennen oder kan/
Erreichen sol den port und hin zu lande schwimmen
Und ihm die Götter noch diß land zum zweck bestimmen/
So laßt ein kühnes volck doch kommen über ihn/
Und ihn die Rutuler mit kriegsmacht überziehn/
Daß
Das Vierdte Buch.
Haͤtt ich mich doch durch mord an ſeinen ſohn ergetzet/
Und ſeinem vater ihn zur ſpeiſe vorgeſetzet!
Ja das geluͤck im krieg haͤlt aber ſelten ſtand?
Mag ſeyn! wer ſeinen tod ſelbſt traͤgt in kuͤhner hand/
Der fuͤrchtet ſich fuͤr nichts. O haͤtt ich feuer-braͤnde
Geworffen in die ſchiff und meine beyde haͤnde
Mit fackeln außgeruͤſt/ ſo haͤtt ich vater/ ſohn/
Und ſaͤmptliches geſchlecht mit feur getilget ſchon!
Da haͤtt ich uͤber ſie als den vertilgten hauffen
Als eine ſiegesfrau mit freuden wollen lauffen/
Und mich erſtechen auch. Es ſolte mir die rach
An meiner feinde rott ſeyn eine ſuͤſſe ſach.
O brunnen alles liechts! o goldgeſtrahlte Sonne!
Die du den ſterblichen gibſt ſuͤſſe freud und wonne
Und leuchteſt gantzer welt. Und du Dolmetſcherin/
O Juno/ meiner lieb/ die du kennſt meinen ſinn;
Und du/ o Hecate/ die wir auff ſcheidewegen
Mit heulen und geſchrey zu ſuchen ſehnlich pflegen;
Ihr raͤcherinnen auch und Goͤtter/ die ihr mich
Begleitet jederzeit und ſchuͤtzet gnaͤdiglich;
Vernehmet meine bitt und wendet zorn und wuͤte/
Auff dieſe leute hin/ und neiget eure guͤte
Zu meiner bitt und wuntſch: So jener loſe mann/
Den ich nicht uͤbel gnung mag nennen oder kan/
Erreichen ſol den port und hin zu lande ſchwimmen
Und ihm die Goͤtter noch diß land zum zweck beſtimmen/
So laßt ein kuͤhnes volck doch kommen uͤber ihn/
Und ihn die Rutuler mit kriegsmacht uͤberziehn/
Daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0218" n="196"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Vierdte Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Ha&#x0364;tt ich mich doch durch mord an &#x017F;einen &#x017F;ohn ergetzet/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;einem vater ihn zur &#x017F;pei&#x017F;e vorge&#x017F;etzet<hi rendition="#i">!</hi></l><lb/>
          <l>Ja das gelu&#x0364;ck im krieg ha&#x0364;lt aber &#x017F;elten &#x017F;tand?</l><lb/>
          <l>Mag &#x017F;eyn! wer &#x017F;einen tod &#x017F;elb&#x017F;t tra&#x0364;gt in ku&#x0364;hner hand/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>er fu&#x0364;rchtet &#x017F;ich fu&#x0364;r nichts. O ha&#x0364;tt ich feuer-bra&#x0364;nde</l><lb/>
          <l>Geworffen in die &#x017F;chiff und meine beyde ha&#x0364;nde</l><lb/>
          <l>Mit fackeln außgeru&#x0364;&#x017F;t/ &#x017F;o ha&#x0364;tt ich vater/ &#x017F;ohn/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;a&#x0364;mptliches ge&#x017F;chlecht mit feur getilget &#x017F;chon!</l><lb/>
          <l>Da ha&#x0364;tt ich u&#x0364;ber &#x017F;ie als den vertilgten hauffen</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">A</hi>ls eine &#x017F;iegesfrau mit freuden wollen lauffen/</l><lb/>
          <l>Und mich er&#x017F;techen auch. Es &#x017F;olte mir die rach</l><lb/>
          <l>An meiner feinde rott &#x017F;eyn eine &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ach.</l><lb/>
          <l>O brunnen alles liechts<hi rendition="#i">!</hi> o goldge&#x017F;trahlte Sonne!</l><lb/>
          <l>Die du den &#x017F;terblichen gib&#x017F;t &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e freud und wonne</l><lb/>
          <l>Und leuchte&#x017F;t gantzer welt. Und du Dolmet&#x017F;cherin/</l><lb/>
          <l>O Juno/ meiner lieb/ die du kenn&#x017F;t meinen &#x017F;inn;</l><lb/>
          <l>Und du/ o Hecate/ die wir auff &#x017F;cheidewegen</l><lb/>
          <l>Mit heulen und ge&#x017F;chrey zu &#x017F;uchen &#x017F;ehnlich pflegen;</l><lb/>
          <l>Ihr ra&#x0364;cherinnen auch und Go&#x0364;tter/ die ihr mich</l><lb/>
          <l>Begleitet jederzeit und &#x017F;chu&#x0364;tzet gna&#x0364;diglich<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Vernehmet meine bitt und wendet zorn und wu&#x0364;te/</l><lb/>
          <l>Auff die&#x017F;e leute hin/ und neiget eure gu&#x0364;te</l><lb/>
          <l>Zu meiner bitt und wunt&#x017F;ch: So jener lo&#x017F;e mann/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>en ich nicht u&#x0364;bel gnung mag nennen oder kan/</l><lb/>
          <l>Erreichen &#x017F;ol den port und hin zu lande &#x017F;chwimmen</l><lb/>
          <l>Und ihm die Go&#x0364;tter noch diß land zum zweck be&#x017F;timmen/</l><lb/>
          <l>So laßt ein ku&#x0364;hnes volck doch kommen u&#x0364;ber ihn/</l><lb/>
          <l>Und ihn die Rutuler mit kriegsmacht u&#x0364;berziehn/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0218] Das Vierdte Buch. Haͤtt ich mich doch durch mord an ſeinen ſohn ergetzet/ Und ſeinem vater ihn zur ſpeiſe vorgeſetzet! Ja das geluͤck im krieg haͤlt aber ſelten ſtand? Mag ſeyn! wer ſeinen tod ſelbſt traͤgt in kuͤhner hand/ Der fuͤrchtet ſich fuͤr nichts. O haͤtt ich feuer-braͤnde Geworffen in die ſchiff und meine beyde haͤnde Mit fackeln außgeruͤſt/ ſo haͤtt ich vater/ ſohn/ Und ſaͤmptliches geſchlecht mit feur getilget ſchon! Da haͤtt ich uͤber ſie als den vertilgten hauffen Als eine ſiegesfrau mit freuden wollen lauffen/ Und mich erſtechen auch. Es ſolte mir die rach An meiner feinde rott ſeyn eine ſuͤſſe ſach. O brunnen alles liechts! o goldgeſtrahlte Sonne! Die du den ſterblichen gibſt ſuͤſſe freud und wonne Und leuchteſt gantzer welt. Und du Dolmetſcherin/ O Juno/ meiner lieb/ die du kennſt meinen ſinn; Und du/ o Hecate/ die wir auff ſcheidewegen Mit heulen und geſchrey zu ſuchen ſehnlich pflegen; Ihr raͤcherinnen auch und Goͤtter/ die ihr mich Begleitet jederzeit und ſchuͤtzet gnaͤdiglich; Vernehmet meine bitt und wendet zorn und wuͤte/ Auff dieſe leute hin/ und neiget eure guͤte Zu meiner bitt und wuntſch: So jener loſe mann/ Den ich nicht uͤbel gnung mag nennen oder kan/ Erreichen ſol den port und hin zu lande ſchwimmen Und ihm die Goͤtter noch diß land zum zweck beſtimmen/ So laßt ein kuͤhnes volck doch kommen uͤber ihn/ Und ihn die Rutuler mit kriegsmacht uͤberziehn/ Daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/218
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/218>, abgerufen am 27.11.2024.