Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Fünffte Buch. Thun dieses frölich nach Eneas kommt gegangenMit vielen tausenden mit grossem gleit und prangen Zum grab: hier steht er still und schenckt zweene becher ein Nach altem opffer brauch; Und da er von dem wein Gekostet/ geist er ihn auffs grab wie auch zwo schalen Voll srischer milch/ auch zwo voll blut und wil bezahlen Den Göttern opfferdanck/ und streut mit voller hand Viel rothe blumen aus/ der Venus liebes pfand/ Hebt also an und sagt: O heilig-frommer vater/ Gehabe dich nun wol/ der du warst mein berather: Und du/ o asche/ seel und geist des vaters seyd Gegrüsset abermal/ zu dem ich nach dem leid Vergebens wiederkomm: Ich hab nicht können finden Das land Italien/ bin blieben sehr dahinden/ Daß ich die Tyber hätt erreichet nebenst dir/ Wie das verhängnüß sich heraus ließ gegen mir. Diß hat er kaum gesagt; Da sah man eine schlange Die groß und schlüpffrig war/ aus innerm heilgen gange Herfahren grimmiglich/ die in die krümme kroch Sich waltzend hin und her/ und offt in kreyß sich zoch; Kreucht sachte zu dem grab und sich ums selbte schweiffet Kommt endlich zum altar/ und hin und her sich schleiffet/ Trägt blaue flecken auff dem rücken/ und ist gantz Auff ihrer schupenhaut beflammt mit güldnem glantz. So sieht man im gewölck den schönen bogen gläntzen Von farben mancher zier/ wenn er der sonnen gräntzen Entgegen steht: Es wird Eneas drob erschreckt/ Die schlange/ die sich krümmt und in die länge streckt/ Kreucht
Das Fuͤnffte Buch. Thun dieſes froͤlich nach Eneas kommt gegangenMit vielen tauſenden mit groſſem gleit und prangen Zum gꝛab: hier ſteht eꝛ ſtill uñ ſchenckt zweene becheꝛ ein Nach altem opffer brauch; Und da er von dem wein Gekoſtet/ geiſt er ihn auffs grab wie auch zwo ſchalen Voll ſriſcher milch/ auch zwo voll blut und wil bezahlen Den Goͤttern opfferdanck/ und ſtreut mit voller hand Viel rothe blumen aus/ der Venus liebes pfand/ Hebt alſo an und ſagt: O heilig-frommer vater/ Gehabe dich nun wol/ der du warſt mein berather: Und du/ o aſche/ ſeel und geiſt des vaters ſeyd Gegruͤſſet abermal/ zu dem ich nach dem leid Vergebens wiederkomm: Ich hab nicht koͤnnen finden Das land Italien/ bin blieben ſehr dahinden/ Daß ich die Tyber haͤtt erreichet nebenſt dir/ Wie das verhaͤngnuͤß ſich heraus ließ gegen mir. Diß hat er kaum geſagt; Da ſah man eine ſchlange Die groß und ſchluͤpffrig war/ aus innerm heilgen gange Herfahren grimmiglich/ die in die kruͤmme kroch Sich waltzend hin und her/ und offt in kreyß ſich zoch; Kreucht ſachte zu dem grab und ſich ums ſelbte ſchweiffet Kom̃t endlich zum altar/ und hin und her ſich ſchleiffet/ Traͤgt blaue flecken auff dem ruͤcken/ und iſt gantz Auff ihrer ſchupenhaut beflammt mit guͤldnem glantz. So ſieht man im gewoͤlck den ſchoͤnen bogen glaͤntzen Von farben mancher zier/ wenn er der ſonnen graͤntzen Entgegen ſteht: Es wird Eneas drob erſchreckt/ Die ſchlange/ die ſich kruͤmmt und in die laͤnge ſtreckt/ Kreucht
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0230" n="208"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Fuͤnffte Buch.</hi> </fw><lb/> <l>Thun dieſes froͤlich nach Eneas kommt gegangen</l><lb/> <l>Mit vielen tauſenden mit groſſem gleit und prangen</l><lb/> <l>Zum gꝛab: hier ſteht eꝛ ſtill uñ ſchenckt zweene becheꝛ ein</l><lb/> <l>Nach altem opffer brauch; Und da er von dem wein</l><lb/> <l>Gekoſtet/ geiſt er ihn auffs grab wie auch zwo ſchalen</l><lb/> <l>Voll ſriſcher milch/ auch zwo voll blut und wil bezahlen</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>en Goͤttern opfferdanck/ und ſtreut mit voller hand</l><lb/> <l>Viel rothe blumen aus/ der Venus liebes pfand/</l><lb/> <l>Hebt alſo an und ſagt: O heilig-frommer vater/</l><lb/> <l>Gehabe dich nun wol/ der du warſt mein berather:</l><lb/> <l>Und du/ o aſche/ ſeel und geiſt des vaters ſeyd</l><lb/> <l>Gegruͤſſet abermal/ zu dem ich nach dem leid</l><lb/> <l>Vergebens wiederkomm: Ich hab nicht koͤnnen finden</l><lb/> <l>Das land Italien/ bin blieben ſehr dahinden/</l><lb/> <l>Daß ich die Tyber haͤtt erreichet nebenſt dir/</l><lb/> <l>Wie das verhaͤngnuͤß ſich heraus ließ gegen mir.</l><lb/> <l>Diß hat er kaum geſagt; <hi rendition="#fr">D</hi>a ſah man eine ſchlange</l><lb/> <l>Die groß und ſchluͤpffrig war/ aus innerm heilgen gange</l><lb/> <l>Herfahren grimmiglich/ die in die kruͤmme kroch</l><lb/> <l>Sich waltzend hin und her/ und offt in kreyß ſich zoch<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/> <l>Kreucht ſachte zu dem grab und ſich ums ſelbte ſchweiffet</l><lb/> <l>Kom̃t endlich zum altar/ und hin und her ſich ſchleiffet/</l><lb/> <l>Traͤgt blaue flecken auff dem ruͤcken/ und iſt gantz</l><lb/> <l>Auff ihrer ſchupenhaut beflammt mit guͤldnem glantz.</l><lb/> <l>So ſieht man im gewoͤlck den ſchoͤnen bogen glaͤntzen</l><lb/> <l>Von farben mancher zier/ wenn er der ſonnen graͤntzen</l><lb/> <l>Entgegen ſteht: Es wird Eneas drob erſchreckt/</l><lb/> <l>Die ſchlange/ die ſich kruͤmmt und in die laͤnge ſtreckt/</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Kreucht</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [208/0230]
Das Fuͤnffte Buch.
Thun dieſes froͤlich nach Eneas kommt gegangen
Mit vielen tauſenden mit groſſem gleit und prangen
Zum gꝛab: hier ſteht eꝛ ſtill uñ ſchenckt zweene becheꝛ ein
Nach altem opffer brauch; Und da er von dem wein
Gekoſtet/ geiſt er ihn auffs grab wie auch zwo ſchalen
Voll ſriſcher milch/ auch zwo voll blut und wil bezahlen
Den Goͤttern opfferdanck/ und ſtreut mit voller hand
Viel rothe blumen aus/ der Venus liebes pfand/
Hebt alſo an und ſagt: O heilig-frommer vater/
Gehabe dich nun wol/ der du warſt mein berather:
Und du/ o aſche/ ſeel und geiſt des vaters ſeyd
Gegruͤſſet abermal/ zu dem ich nach dem leid
Vergebens wiederkomm: Ich hab nicht koͤnnen finden
Das land Italien/ bin blieben ſehr dahinden/
Daß ich die Tyber haͤtt erreichet nebenſt dir/
Wie das verhaͤngnuͤß ſich heraus ließ gegen mir.
Diß hat er kaum geſagt; Da ſah man eine ſchlange
Die groß und ſchluͤpffrig war/ aus innerm heilgen gange
Herfahren grimmiglich/ die in die kruͤmme kroch
Sich waltzend hin und her/ und offt in kreyß ſich zoch;
Kreucht ſachte zu dem grab und ſich ums ſelbte ſchweiffet
Kom̃t endlich zum altar/ und hin und her ſich ſchleiffet/
Traͤgt blaue flecken auff dem ruͤcken/ und iſt gantz
Auff ihrer ſchupenhaut beflammt mit guͤldnem glantz.
So ſieht man im gewoͤlck den ſchoͤnen bogen glaͤntzen
Von farben mancher zier/ wenn er der ſonnen graͤntzen
Entgegen ſteht: Es wird Eneas drob erſchreckt/
Die ſchlange/ die ſich kruͤmmt und in die laͤnge ſtreckt/
Kreucht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |