Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Sechste Buch. Umb eines bitt ich nur (dieweil an diesem orte/Wie man berichtet mich/ sol seyn der hellenpforte/ Des Plutons königreich und hoch erhabner stuel/ Der finstre Acheron und schwartzer hellen pfuhl) Daß ich zum vater doch Anchisen möchte gehen/ Und ihn daselbst/ was er doch gutes machet/ sehen; Zeig mir den weg dahin und mich gerade führ/ Und öffne mir hernach die heilge hellenthür. Auff diesen schulteru hab ich ihn durch spieß und flammen/ Die man sah allerseits mit wüten gehn zusammen/ Getragen durch den feind; Er ist durch alle meer Mit mir gezogen fort/ er litte noth/ beschwer/ Gefahr und ungestümm fast über sein vermögen Und überbliebnen krafft des hohen alters wegen; Er gab mit bitten auch mir diesen anbefehl/ Als auff den lippen ihm itzt schwebte seine seel; Ich möchte doch zu dir in deine wohnung gehen Und ehrerbietiglich deßwegen dich anflehen. Drumb/ lieber/ laß dir doch des sohns und vaters schmertz Auf unseres gebät berühren sinn und hertz: Du kanst ja/ was du wilst/ zuwege leichtlich bringen/ Und dich durch hindernüß und schwere sachen dringen; Dich hat ja nicht ümbsonst die grosse Hecate Der gegend fürgesetzt/ da wo die schwartze see Und hellenflüsse sind. Es hat ja Orpheus können Sein weib Eurydicen durch froliches beginnen Und süssen harffen klang gewinnen aus der höll/ Es hat ja Pollux auch den bruder von der schwell Der
Das Sechſte Buch. Umb eines bitt ich nur (dieweil an dieſem orte/Wie man berichtet mich/ ſol ſeyn der hellenpforte/ Des Plutons koͤnigreich und hoch erhabner ſtuel/ Der finſtre Acheron und ſchwartzer hellen pfuhl) Daß ich zum vater doch Anchiſen moͤchte gehen/ Und ihn daſelbſt/ was er doch gutes machet/ ſehen; Zeig mir den weg dahin und mich gerade fuͤhr/ Und oͤffne mir hernach die heilge hellenthuͤr. Auff dieſen ſchulteru hab ich ihn durch ſpieß und flam̃en/ Die man ſah allerſeits mit wuͤten gehn zuſammen/ Getragen durch den feind; Er iſt durch alle meer Mit mir gezogen fort/ er litte noth/ beſchwer/ Gefahr und ungeſtuͤmm faſt uͤber ſein vermoͤgen Und uͤberbliebnen krafft des hohen alters wegen; Er gab mit bitten auch mir dieſen anbefehl/ Als auff den lippen ihm itzt ſchwebte ſeine ſeel; Ich moͤchte doch zu dir in deine wohnung gehen Und ehrerbietiglich deßwegen dich anflehen. Drumb/ lieber/ laß dir doch des ſohns und vaters ſchmertz Auf unſeres gebaͤt beruͤhren ſinn und hertz: Du kanſt ja/ was du wilſt/ zuwege leichtlich bringen/ Und dich durch hindernuͤß und ſchwere ſachen dringen; Dich hat ja nicht uͤmbſonſt die groſſe Hecate Der gegend fuͤrgeſetzt/ da wo die ſchwartze ſee Und hellenfluͤſſe ſind. Es hat ja Orpheus koͤnnen Sein weib Eurydicen durch froliches beginnen Und ſuͤſſen harffen klang gewinnen aus der hoͤll/ Es hat ja Pollux auch den bruder von der ſchwell Der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0289" n="267"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Sechſte Buch.</hi> </fw><lb/> <l>Umb eines bitt ich nur (dieweil an dieſem orte/</l><lb/> <l>Wie man berichtet mich/ ſol ſeyn der hellenpforte/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>es Plutons koͤnigreich und hoch erhabner ſtuel/</l><lb/> <l>Der finſtre Acheron und ſchwartzer hellen pfuhl)</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>aß ich zum vater doch Anchiſen moͤchte gehen/</l><lb/> <l>Und ihn daſelbſt/ was er doch gutes machet/ ſehen<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/> <l>Zeig mir den weg dahin und mich gerade fuͤhr/</l><lb/> <l>Und oͤffne mir hernach die heilge hellenthuͤr.</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">A</hi>uff dieſen ſchulteru hab ich ihn durch ſpieß und flam̃en/</l><lb/> <l>Die man ſah allerſeits mit wuͤten gehn zuſammen/</l><lb/> <l>Getragen durch den feind<hi rendition="#i">;</hi> <hi rendition="#fr">E</hi>r iſt durch alle meer</l><lb/> <l>Mit mir gezogen fort/ er litte noth/ beſchwer/</l><lb/> <l>Gefahr und ungeſtuͤmm faſt uͤber ſein vermoͤgen</l><lb/> <l>Und uͤberbliebnen krafft des hohen alters wegen;</l><lb/> <l>Er gab mit bitten auch mir dieſen anbefehl/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">A</hi>ls auff den lippen ihm itzt ſchwebte ſeine ſeel;</l><lb/> <l>Ich moͤchte doch zu dir in deine wohnung gehen</l><lb/> <l>Und ehrerbietiglich deßwegen dich anflehen.</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>rumb/ lieber/ laß dir doch des ſohns und vaters ſchmertz</l><lb/> <l>Auf unſeres gebaͤt beruͤhren ſinn und hertz:</l><lb/> <l>Du kanſt ja/ was du wilſt/ zuwege leichtlich bringen/</l><lb/> <l>Und dich durch hindernuͤß und ſchwere ſachen dringen;</l><lb/> <l>Dich hat ja nicht uͤmbſonſt die groſſe Hecate</l><lb/> <l>Der gegend fuͤrgeſetzt/ da wo die ſchwartze ſee</l><lb/> <l>Und hellenfluͤſſe ſind. Es hat ja Orpheus koͤnnen</l><lb/> <l>Sein weib Eurydicen durch froliches beginnen</l><lb/> <l>Und ſuͤſſen harffen klang gewinnen aus der hoͤll/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">E</hi>s hat ja Pollux auch den bruder von der ſchwell</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [267/0289]
Das Sechſte Buch.
Umb eines bitt ich nur (dieweil an dieſem orte/
Wie man berichtet mich/ ſol ſeyn der hellenpforte/
Des Plutons koͤnigreich und hoch erhabner ſtuel/
Der finſtre Acheron und ſchwartzer hellen pfuhl)
Daß ich zum vater doch Anchiſen moͤchte gehen/
Und ihn daſelbſt/ was er doch gutes machet/ ſehen;
Zeig mir den weg dahin und mich gerade fuͤhr/
Und oͤffne mir hernach die heilge hellenthuͤr.
Auff dieſen ſchulteru hab ich ihn durch ſpieß und flam̃en/
Die man ſah allerſeits mit wuͤten gehn zuſammen/
Getragen durch den feind; Er iſt durch alle meer
Mit mir gezogen fort/ er litte noth/ beſchwer/
Gefahr und ungeſtuͤmm faſt uͤber ſein vermoͤgen
Und uͤberbliebnen krafft des hohen alters wegen;
Er gab mit bitten auch mir dieſen anbefehl/
Als auff den lippen ihm itzt ſchwebte ſeine ſeel;
Ich moͤchte doch zu dir in deine wohnung gehen
Und ehrerbietiglich deßwegen dich anflehen.
Drumb/ lieber/ laß dir doch des ſohns und vaters ſchmertz
Auf unſeres gebaͤt beruͤhren ſinn und hertz:
Du kanſt ja/ was du wilſt/ zuwege leichtlich bringen/
Und dich durch hindernuͤß und ſchwere ſachen dringen;
Dich hat ja nicht uͤmbſonſt die groſſe Hecate
Der gegend fuͤrgeſetzt/ da wo die ſchwartze ſee
Und hellenfluͤſſe ſind. Es hat ja Orpheus koͤnnen
Sein weib Eurydicen durch froliches beginnen
Und ſuͤſſen harffen klang gewinnen aus der hoͤll/
Es hat ja Pollux auch den bruder von der ſchwell
Der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |