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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Sechste Buch.
Sie giengen beyd allein bey nacht in finstrer höhle/
Und kamen endlich hin/ da zwar schwebt manche seele/
Doch aber ohne leib/ in Plutons wüsten reich/
Da es dem mondenschein beynahe sahe gleich/
Im fall derselbe blinckt durch dicke wolckendecken/
Da man ihn siehet bald herfür gehn/ bald verstecken
Sein silberklares liecht: Sie giengen durch den wald
Bey dicker nacht/ da sich läßt keinerley gestalt
Der erden-dinge sehn: So bald sie waren kommen
In vorhoff/ hatten da ihr lager eingenommen
In höhlen hin und her die schwere traurigkeit/
Der unmuth/ Sorge/ gram und nagend hertzeleid.
Es hielten sich da auff die bleichen kranckheit schaaren/
Das alter und die furcht: Auch da zu finden waren
Der hunger/ welcher offt zum bösen reitzet an/
Die armuth/ dero man sich nicht erfreuen kan
Mit freyer namens-zier/ die schreckliche gestalten/
Der bittre tod und müh/ die grimmigen gewalten/
Dann auch der süsse schlaff/ der mit dem tod verwand/
Die wollust-üppigkeit/ und eitle lebens tand.
Dagegen über war zu sehn der krieg und jammer/
Der unholdinnen zunfft und eysen-grimme kammer/
Der tolle zwyst und zanck/ die zwytracht/ dero haar
Mit schlangen ümm und ümm geflochten schrecklich war.
Ein grosser rüstenbaum mit alten ast und zweygen
Ließ in der mitten sich mit dickem laube zeigen;
Die eitlen traumgesicht/ gestalt man giebet für/
Sind seßhafft an dem ort und schweben ümm allhier/
Und
S 3
Das Sechſte Buch.
Sie giengen beyd allein bey nacht in finſtrer hoͤhle/
Und kamen endlich hin/ da zwar ſchwebt manche ſeele/
Doch aber ohne leib/ in Plutons wuͤſten reich/
Da es dem mondenſchein beynahe ſahe gleich/
Im fall derſelbe blinckt durch dicke wolckendecken/
Da man ihn ſiehet bald herfuͤr gehn/ bald verſtecken
Sein ſilberklares liecht: Sie giengen durch den wald
Bey dicker nacht/ da ſich laͤßt keinerley geſtalt
Der erden-dinge ſehn: So bald ſie waren kommen
In vorhoff/ hatten da ihr lager eingenommen
In hoͤhlen hin und her die ſchwere traurigkeit/
Der unmuth/ Sorge/ gram und nagend hertzeleid.
Es hielten ſich da auff die bleichen kranckheit ſchaaren/
Das alter und die furcht: Auch da zu finden waren
Der hunger/ welcher offt zum boͤſen reitzet an/
Die armuth/ dero man ſich nicht erfreuen kan
Mit freyer namens-zier/ die ſchreckliche geſtalten/
Der bittre tod und muͤh/ die grimmigen gewalten/
Dann auch der ſuͤſſe ſchlaff/ der mit dem tod verwand/
Die wolluſt-uͤppigkeit/ und eitle lebens tand.
Dagegen uͤber war zu ſehn der krieg und jammer/
Der unholdinnen zunfft und eyſen-grimme kammer/
Der tolle zwyſt und zanck/ die zwytracht/ dero haar
Mit ſchlangẽ uͤmm und uͤmm geflochten ſchrecklich war.
Ein groſſer ruͤſtenbaum mit alten aſt und zweygen
Ließ in der mitten ſich mit dickem laube zeigen;
Die eitlen traumgeſicht/ geſtalt man giebet fuͤr/
Sind ſeßhafft an dem ort und ſchweben uͤmm allhier/
Und
S 3
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[277/0299] Das Sechſte Buch. Sie giengen beyd allein bey nacht in finſtrer hoͤhle/ Und kamen endlich hin/ da zwar ſchwebt manche ſeele/ Doch aber ohne leib/ in Plutons wuͤſten reich/ Da es dem mondenſchein beynahe ſahe gleich/ Im fall derſelbe blinckt durch dicke wolckendecken/ Da man ihn ſiehet bald herfuͤr gehn/ bald verſtecken Sein ſilberklares liecht: Sie giengen durch den wald Bey dicker nacht/ da ſich laͤßt keinerley geſtalt Der erden-dinge ſehn: So bald ſie waren kommen In vorhoff/ hatten da ihr lager eingenommen In hoͤhlen hin und her die ſchwere traurigkeit/ Der unmuth/ Sorge/ gram und nagend hertzeleid. Es hielten ſich da auff die bleichen kranckheit ſchaaren/ Das alter und die furcht: Auch da zu finden waren Der hunger/ welcher offt zum boͤſen reitzet an/ Die armuth/ dero man ſich nicht erfreuen kan Mit freyer namens-zier/ die ſchreckliche geſtalten/ Der bittre tod und muͤh/ die grimmigen gewalten/ Dann auch der ſuͤſſe ſchlaff/ der mit dem tod verwand/ Die wolluſt-uͤppigkeit/ und eitle lebens tand. Dagegen uͤber war zu ſehn der krieg und jammer/ Der unholdinnen zunfft und eyſen-grimme kammer/ Der tolle zwyſt und zanck/ die zwytracht/ dero haar Mit ſchlangẽ uͤmm und uͤmm geflochten ſchrecklich war. Ein groſſer ruͤſtenbaum mit alten aſt und zweygen Ließ in der mitten ſich mit dickem laube zeigen; Die eitlen traumgeſicht/ geſtalt man giebet fuͤr/ Sind ſeßhafft an dem ort und ſchweben uͤmm allhier/ Und S 3

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/299>, abgerufen am 22.11.2024.