Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Sechste Buch. Der vor der hellen ligt: Der lieff mit grossem schreckenZu seinem könig hin: Alcides kunt ihn trecken Und bände legen an: Der Theseus und Pirith Erkühnten sich die frau Plutons zu nehmen mit. Sibylla gabe kurtz darauff die gegensage: Du darffst/ o Charon/ nicht deswegen führen klage/ Es stellt dir keiner hier auff solche weise nach/ Besorge dich nur nicht: Es wird kein ungemach Noch schaden bringen dir: Du hast dich für die waffen Zu fürchten nicht/ ob schon der hellen-hund mit blaffen Nicht höret auf und stets erschreckt der seelen schaar/ Als die sich immer zu besorgen der gefahr/ Ob schon die keusche frau Proserpina verwahret Des vetters hellen-bnrg: Encas ungesparet/ Was er an muth vermag/ der fromm und tapffre mann Kommt in die hölle her zu seinem vater an. So du die frömmigkeit/ die ihm ist angelegen Mit hohem ehren glantz/ dich lässest nicht bewegen/ Erkenne doch den zweig (den er zoch unterm kleid Herfür) alßbald hierauff legt sich sein zornig leid. Nichts mehr setzt sie hinzu: Er muß hoch heilger massen Sich aus verwunderung des zweigs einnehmen lassen Des herrlichen geschencks/ das Gottes ewger rath Als sonderlichs gewächs vorher verordnet hat/ Das er erst lange zeit hernach bekam zu sehen. Was sol er weiter thun? Er lästs also geschehen/ Fährt nach den ufer zu mit seinem schwartzen kahn/ Und wil den frembden gast gar willig nehmen an/ Dann
Das Sechſte Buch. Der vor der hellen ligt: Der lieff mit groſſem ſchreckenZu ſeinem koͤnig hin: Alcides kunt ihn trecken Und baͤnde legen an: Der Theſeus und Pirith Erkuͤhnten ſich die frau Plutons zu nehmen mit. Sibylla gabe kurtz darauff die gegenſage: Du darffſt/ o Charon/ nicht deswegen fuͤhren klage/ Es ſtellt dir keiner hier auff ſolche weiſe nach/ Beſorge dich nur nicht: Es wird kein ungemach Noch ſchaden bringen dir: Du haſt dich fuͤr die waffen Zu fuͤrchten nicht/ ob ſchon der hellen-hund mit blaffen Nicht hoͤret auf und ſtets erſchreckt der ſeelen ſchaar/ Als die ſich immer zu beſorgen der gefahr/ Ob ſchon die keuſche frau Proſerpina verwahret Des vetters hellen-bnrg: Encas ungeſparet/ Was er an muth vermag/ der fromm und tapffre mann Kommt in die hoͤlle her zu ſeinem vater an. So du die froͤmmigkeit/ die ihm iſt angelegen Mit hohem ehren glantz/ dich laͤſſeſt nicht bewegen/ Erkenne doch den zweig (den er zoch unterm kleid Herfuͤr) alßbald hierauff legt ſich ſein zornig leid. Nichts mehr ſetzt ſie hinzu: Er muß hoch heilger maſſen Sich aus verwunderung des zweigs einnehmen laſſen Des herrlichen geſchencks/ das Gottes ewger rath Als ſonderlichs gewaͤchs vorher verordnet hat/ Das er erſt lange zeit hernach bekam zu ſehen. Was ſol er weiter thun? Er laͤſts alſo geſchehen/ Faͤhrt nach den ufer zu mit ſeinem ſchwartzen kahn/ Und wil den frembden gaſt gar willig nehmen an/ Dann
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Das Sechſte Buch.
Der vor der hellen ligt: Der lieff mit groſſem ſchrecken
Zu ſeinem koͤnig hin: Alcides kunt ihn trecken
Und baͤnde legen an: Der Theſeus und Pirith
Erkuͤhnten ſich die frau Plutons zu nehmen mit.
Sibylla gabe kurtz darauff die gegenſage:
Du darffſt/ o Charon/ nicht deswegen fuͤhren klage/
Es ſtellt dir keiner hier auff ſolche weiſe nach/
Beſorge dich nur nicht: Es wird kein ungemach
Noch ſchaden bringen dir: Du haſt dich fuͤr die waffen
Zu fuͤrchten nicht/ ob ſchon der hellen-hund mit blaffen
Nicht hoͤret auf und ſtets erſchreckt der ſeelen ſchaar/
Als die ſich immer zu beſorgen der gefahr/
Ob ſchon die keuſche frau Proſerpina verwahret
Des vetters hellen-bnrg: Encas ungeſparet/
Was er an muth vermag/ der fromm und tapffre mann
Kommt in die hoͤlle her zu ſeinem vater an.
So du die froͤmmigkeit/ die ihm iſt angelegen
Mit hohem ehren glantz/ dich laͤſſeſt nicht bewegen/
Erkenne doch den zweig (den er zoch unterm kleid
Herfuͤr) alßbald hierauff legt ſich ſein zornig leid.
Nichts mehr ſetzt ſie hinzu: Er muß hoch heilger maſſen
Sich aus verwunderung des zweigs einnehmen laſſen
Des herrlichen geſchencks/ das Gottes ewger rath
Als ſonderlichs gewaͤchs vorher verordnet hat/
Das er erſt lange zeit hernach bekam zu ſehen.
Was ſol er weiter thun? Er laͤſts alſo geſchehen/
Faͤhrt nach den ufer zu mit ſeinem ſchwartzen kahn/
Und wil den frembden gaſt gar willig nehmen an/
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