Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Siebende Buch. Und in beruff gebracht. Nun aber ruhet hierAn diesen ort dein lob und schöne namenszier. Und diese stäte/ da in Welschland dein gebeine Ligt (so es ist ein ruhm/ inmassen ich vermeine) Hat ihren namen nun von deines namenszier/ Der wird ihr unverrückt verbleiben für und für. Der fromm Eneas nun nach dem er aller massen/ Wie es gebräublich ist/ die amme hatte lassen Begraben/ und das meer sich sanfft und stille trug/ Stösst er von haven ab und nimmet seinen zug Mit vollem segel fort: Die linden lüfftlein wehen Des nachts/ man siehet auch am hohen himmel stehen Den silberklaren mon/ der wil mit seinem schein Den fahrenden zu trost und hülffe dienlich seyn. Das meer gläntzt von dem liecht/ das immer schien zu beben/ Man sah sie bey den berg Circeo itzund schweben/ Da wo die Circe sich läßt hören in dem wald/ Der immer vom gesang mit liebligkeit erschallt. Dahin sich keiner darff zu kommen unterwinden; Dieselbe reiche frau pflag Cedern anzuzünden Des nachts in ihrer burg/ und webte/ das es schnurrt/ Da wird ein seufftzgeschrey und löwenzorn gehort. Die wehren sich mit macht die ketten anzunehmen/ Und wollen sich der frau nicht nach begehr bequemen/ Und brüllen grimmiglich bey wolcken-schwartzer nacht: Die wilden schwein und bähr ergrimmen auch mit macht. Die menschen heulten auch in wölffischen gestalten/ Die diese göttin kunt mit greulichen gewalten Und
Das Siebende Buch. Und in beruff gebracht. Nun aber ruhet hierAn dieſen ort dein lob und ſchoͤne namenszier. Und dieſe ſtaͤte/ da in Welſchland dein gebeine Ligt (ſo es iſt ein ruhm/ inmaſſen ich vermeine) Hat ihren namen nun von deines namenszier/ Der wird ihr unverruͤckt verbleiben fuͤr und fuͤr. Der fromm Eneas nun nach dem er aller maſſen/ Wie es gebraͤublich iſt/ die amme hatte laſſen Begraben/ und das meer ſich ſanfft und ſtille trug/ Stoͤſſt er von haven ab und nimmet ſeinen zug Mit vollem ſegel fort: Die linden luͤfftlein wehen Des nachts/ man ſiehet auch am hohen himmel ſtehen Den ſilberklaren mon/ der wil mit ſeinem ſchein Den fahrenden zu troſt und huͤlffe dienlich ſeyn. Das meer glaͤntzt von dem liecht/ das im̃er ſchien zu bebẽ/ Man ſah ſie bey den berg Circeo itzund ſchweben/ Da wo die Circe ſich laͤßt hoͤren in dem wald/ Der immer vom geſang mit liebligkeit erſchallt. Dahin ſich keiner darff zu kommen unterwinden; Dieſelbe reiche frau pflag Cedern anzuzuͤnden Des nachts in ihrer burg/ und webte/ das es ſchnurrt/ Da wird ein ſeufftzgeſchrey und loͤwenzorn gehort. Die wehren ſich mit macht die ketten anzunehmen/ Und wollen ſich der frau nicht nach begehr bequemen/ Und bruͤllen grimmiglich bey wolcken-ſchwartzer nacht: Die wildẽ ſchwein und baͤhr ergrimmen auch mit macht. Die menſchen heulten auch in woͤlffiſchen geſtalten/ Die dieſe goͤttin kunt mit greulichen gewalten Und
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Das Siebende Buch.
Und in beruff gebracht. Nun aber ruhet hier
An dieſen ort dein lob und ſchoͤne namenszier.
Und dieſe ſtaͤte/ da in Welſchland dein gebeine
Ligt (ſo es iſt ein ruhm/ inmaſſen ich vermeine)
Hat ihren namen nun von deines namenszier/
Der wird ihr unverruͤckt verbleiben fuͤr und fuͤr.
Der fromm Eneas nun nach dem er aller maſſen/
Wie es gebraͤublich iſt/ die amme hatte laſſen
Begraben/ und das meer ſich ſanfft und ſtille trug/
Stoͤſſt er von haven ab und nimmet ſeinen zug
Mit vollem ſegel fort: Die linden luͤfftlein wehen
Des nachts/ man ſiehet auch am hohen himmel ſtehen
Den ſilberklaren mon/ der wil mit ſeinem ſchein
Den fahrenden zu troſt und huͤlffe dienlich ſeyn.
Das meer glaͤntzt von dem liecht/ das im̃er ſchien zu bebẽ/
Man ſah ſie bey den berg Circeo itzund ſchweben/
Da wo die Circe ſich laͤßt hoͤren in dem wald/
Der immer vom geſang mit liebligkeit erſchallt.
Dahin ſich keiner darff zu kommen unterwinden;
Dieſelbe reiche frau pflag Cedern anzuzuͤnden
Des nachts in ihrer burg/ und webte/ das es ſchnurrt/
Da wird ein ſeufftzgeſchrey und loͤwenzorn gehort.
Die wehren ſich mit macht die ketten anzunehmen/
Und wollen ſich der frau nicht nach begehr bequemen/
Und bruͤllen grimmiglich bey wolcken-ſchwartzer nacht:
Die wildẽ ſchwein und baͤhr ergrimmen auch mit macht.
Die menſchen heulten auch in woͤlffiſchen geſtalten/
Die dieſe goͤttin kunt mit greulichen gewalten
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