Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Neunde Buch Was wilst du nun/ o held/ so lang bedencken tragen?Es ist nun zeit nach roß und nach geschirr zufragen. Ach säume dich ja nicht/ und greiff das lager an/ Das sonder ordnung ist/ und man leicht schrecken kan; Mit diesem schwunge sie die bundgestrahlten flügel/ Und floge freudig auff hoch über berg und hügel/ Und als sie an das zelt der dicken wolcken kam/ Schnitt sie den bogen durch und ihren flug fort nam. Der junge held wards inn/ und kandte sie gar eben/ Beginnet seine händ in himmel auffzuheben/ Und ruffet ihr so nach. O Iris himmelszier/ Wer hat von himmel dich hieher gefandt zu mir? Wo kömmet plötzlich her das heiterklare wetter? Der himmel thut sich auff/ ich seh das hauß der Götter/ Und schweben umb und umb viel tausend sternelein; Ich wil dem zeichen gern zu folgen willig seyn/ Wer du gleich bist/ der mich anmahnet zu den waffen. Als er dis außgered/ wolt er nicht lange gaffen/ Gieng fürbaß an dem fluß/ und schöpffet oben her Das wasser aus dem strom und bat die Götter sehr. Man sah das gantze heer nunmehr zu felde gehen/ An reutern mächtig starck/ staffieret und vorsehen Mit außerlessnem zeug und goldgestickter zier. Die erste ordnung hat Mossap und gienge für; Den nachzug führeten die beyden jüngelinge Tyrrhei söhn/ am muth und stärcke nicht geringe. Der Turnus lässet sich sehn mitten in dem heer/ Und reitet ab und zu als ein feldoberster/ Ge-
Das Neunde Buch Was wilſt du nun/ o held/ ſo lang bedencken tragen?Es iſt nun zeit nach roß und nach geſchirr zufragen. Ach ſaͤume dich ja nicht/ und greiff das lager an/ Das ſonder ordnung iſt/ und man leicht ſchrecken kan; Mit dieſem ſchwunge ſie die bundgeſtrahlten fluͤgel/ Und floge freudig auff hoch uͤber berg und huͤgel/ Und als ſie an das zelt der dicken wolcken kam/ Schnitt ſie den bogen durch und ihren flug fort nam. Der junge held wards inn/ und kandte ſie gar eben/ Beginnet ſeine haͤnd in himmel auffzuheben/ Und ruffet ihr ſo nach. O Iris himmelszier/ Wer hat von himmel dich hieher gefandt zu mir? Wo koͤmmet ploͤtzlich her das heiterklare wetter? Der himmel thut ſich auff/ ich ſeh das hauß der Goͤtter/ Und ſchweben umb und umb viel tauſend ſternelein; Ich wil dem zeichen gern zu folgen willig ſeyn/ Wer du gleich biſt/ der mich anmahnet zu den waffen. Als er dis außgered/ wolt er nicht lange gaffen/ Gieng fuͤrbaß an dem fluß/ und ſchoͤpffet oben her Das waſſer aus dem ſtrom und bat die Goͤtter ſehr. Man ſah das gantze heer nunmehr zu felde gehen/ An reutern maͤchtig ſtarck/ ſtaffieret und vorſehen Mit außerleſſnem zeug und goldgeſtickter zier. Die erſte ordnung hat Moſſap und gienge fuͤr; Den nachzug fuͤhreten die beyden juͤngelinge Tyrrhei ſoͤhn/ am muth und ſtaͤrcke nicht geringe. Der Turnus laͤſſet ſich ſehn mitten in dem heer/ Und reitet ab und zu als ein feldoberſter/ Ge-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0437" n="415"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Neunde Buch</hi> </fw><lb/> <l>Was wilſt du nun/ o held/ ſo lang bedencken tragen?</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">E</hi>s iſt nun zeit nach roß und nach geſchirr zufragen.</l><lb/> <l>Ach ſaͤume dich ja nicht/ und greiff das lager an/</l><lb/> <l>Das ſonder ordnung iſt/ und man leicht ſchrecken kan;</l><lb/> <l>Mit dieſem ſchwunge ſie die bundgeſtrahlten fluͤgel/</l><lb/> <l>Und floge freudig auff hoch uͤber berg und huͤgel/</l><lb/> <l>Und als ſie an das zelt der dicken wolcken kam/</l><lb/> <l>Schnitt ſie den bogen durch und ihren flug fort nam.</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>er junge held wards inn/ und kandte ſie gar eben/</l><lb/> <l>Beginnet ſeine haͤnd in himmel auffzuheben/</l><lb/> <l>Und ruffet ihr ſo nach. O Iris himmelszier/</l><lb/> <l>Wer hat von himmel dich hieher gefandt zu mir?</l><lb/> <l>Wo koͤmmet ploͤtzlich her das heiterklare wetter?</l><lb/> <l>Der himmel thut ſich auff/ ich ſeh das hauß der Goͤtter/</l><lb/> <l>Und ſchweben umb und umb viel tauſend ſternelein;</l><lb/> <l>Ich wil dem zeichen gern zu folgen willig ſeyn/</l><lb/> <l>Wer du gleich biſt/ der mich anmahnet zu den waffen.</l><lb/> <l>Als er dis außgered/ wolt er nicht lange gaffen/</l><lb/> <l>Gieng fuͤrbaß an dem fluß/ und ſchoͤpffet oben her</l><lb/> <l>Das waſſer aus dem ſtrom und bat die Goͤtter ſehr.</l><lb/> <l>Man ſah das gantze heer nunmehr zu felde gehen/</l><lb/> <l>An reutern maͤchtig ſtarck/ ſtaffieret und vorſehen</l><lb/> <l>Mit außerleſſnem zeug und goldgeſtickter zier.</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie erſte ordnung hat Moſſap und gienge fuͤr;</l><lb/> <l>Den nachzug fuͤhreten die beyden juͤngelinge</l><lb/> <l>Tyrrhei ſoͤhn/ am muth und ſtaͤrcke nicht geringe.</l><lb/> <l>Der Turnus laͤſſet ſich ſehn mitten in dem heer/</l><lb/> <l>Und reitet ab und zu als ein feldoberſter/</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [415/0437]
Das Neunde Buch
Was wilſt du nun/ o held/ ſo lang bedencken tragen?
Es iſt nun zeit nach roß und nach geſchirr zufragen.
Ach ſaͤume dich ja nicht/ und greiff das lager an/
Das ſonder ordnung iſt/ und man leicht ſchrecken kan;
Mit dieſem ſchwunge ſie die bundgeſtrahlten fluͤgel/
Und floge freudig auff hoch uͤber berg und huͤgel/
Und als ſie an das zelt der dicken wolcken kam/
Schnitt ſie den bogen durch und ihren flug fort nam.
Der junge held wards inn/ und kandte ſie gar eben/
Beginnet ſeine haͤnd in himmel auffzuheben/
Und ruffet ihr ſo nach. O Iris himmelszier/
Wer hat von himmel dich hieher gefandt zu mir?
Wo koͤmmet ploͤtzlich her das heiterklare wetter?
Der himmel thut ſich auff/ ich ſeh das hauß der Goͤtter/
Und ſchweben umb und umb viel tauſend ſternelein;
Ich wil dem zeichen gern zu folgen willig ſeyn/
Wer du gleich biſt/ der mich anmahnet zu den waffen.
Als er dis außgered/ wolt er nicht lange gaffen/
Gieng fuͤrbaß an dem fluß/ und ſchoͤpffet oben her
Das waſſer aus dem ſtrom und bat die Goͤtter ſehr.
Man ſah das gantze heer nunmehr zu felde gehen/
An reutern maͤchtig ſtarck/ ſtaffieret und vorſehen
Mit außerleſſnem zeug und goldgeſtickter zier.
Die erſte ordnung hat Moſſap und gienge fuͤr;
Den nachzug fuͤhreten die beyden juͤngelinge
Tyrrhei ſoͤhn/ am muth und ſtaͤrcke nicht geringe.
Der Turnus laͤſſet ſich ſehn mitten in dem heer/
Und reitet ab und zu als ein feldoberſter/
Ge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |