Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Neunde Buch. Dreyhundert waren wol derselbigen zu zehlenDer ritter/ welchen hat als meister zu befehlen/ Derselbe hieß Volscens: Ein ieder war vorsehn Mit einem schild: jtzt sah man sie was näher gehn Und ziehn beym lager her und zu der stadt sich kehren/ Da sehn sie diese zween in ihrem zeug und wehren Von fern sich lencken auff den weg zur lincken hand/ Mit dem Euryalus wars also schlecht bewand/ Daß ihn der helm verrieth/ und nicht daran gedachte/ Was er doch/ da er sich so außstaffieret/ machte Es war zwar in der nacht/ doch war es mondenschein/ Und kunte dannenher nicht wol verborgen seyn. Da deuchte männiglich/ daß dieses was bedeute: Der Volscens schreyet auff im hauffen/ steht ihr leute! Wornach habt ihr zu gehn/ wer seyd ihr im gewehr! Wo dencket ihr hinaus? Wo seyd ihr kommen her? Sie sagten drauff kein wort und namen also balde Vertrauend sich der nacht die flucht hin zu dem walde; Die renter stellten sich auff die bekante weg/ Und legten rings umbher die wächter an den steg/ Und wehreten den paß. Der wald war da mit sträuchen Bewachsen hier und da mit hagen und steineichen/ Mit finsternüß erfüllt/ mit hecken ohne zahl/ Daß man empfunde scheu und grauen überall. Dadurch gieng nur ein weg gar heimlich und verborgen/ Der keine tapffen hatt/ und muste man stets sorgen/ Daß man nicht gienge schlimm: Der gute jüngeling Euryal wuste nicht/ wo enden er recht gieng. Es
Das Neunde Buch. Dreyhundert waren wol derſelbigen zu zehlenDer ritter/ welchen hat als meiſter zu befehlen/ Derſelbe hieß Volſcens: Ein ieder war vorſehn Mit einem ſchild: jtzt ſah man ſie was naͤher gehn Und ziehn beym lager her und zu der ſtadt ſich kehren/ Da ſehn ſie dieſe zween in ihrem zeug und wehren Von fern ſich lencken auff den weg zur lincken hand/ Mit dem Euryalus wars alſo ſchlecht bewand/ Daß ihn der helm verrieth/ und nicht daran gedachte/ Was er doch/ da er ſich ſo außſtaffieret/ machte Es war zwar in der nacht/ doch war es mondenſchein/ Und kunte dannenher nicht wol verborgen ſeyn. Da deuchte maͤnniglich/ daß dieſes was bedeute: Der Volſcens ſchreyet auff im hauffen/ ſteht ihr leute! Wornach habt ihr zu gehn/ wer ſeyd ihr im gewehr! Wo dencket ihr hinaus? Wo ſeyd ihr kommen her? Sie ſagten drauff kein wort und namen alſo balde Vertrauend ſich der nacht die flucht hin zu dem walde; Die renter ſtellten ſich auff die bekante weg/ Und legten rings umbher die waͤchter an den ſteg/ Und wehreten den paß. Der wald war da mit ſtraͤuchẽ Bewachſen hier und da mit hagen und ſteineichen/ Mit finſternuͤß erfuͤllt/ mit hecken ohne zahl/ Daß man empfunde ſcheu und grauen uͤberall. Dadurch gieng nur ein weg gar heimlich und verborgen/ Der keine tapffen hatt/ und muſte man ſtets ſorgen/ Daß man nicht gienge ſchlimm: Der gute juͤngeling Euryal wuſte nicht/ wo enden er recht gieng. Es
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Das Neunde Buch.
Dreyhundert waren wol derſelbigen zu zehlen
Der ritter/ welchen hat als meiſter zu befehlen/
Derſelbe hieß Volſcens: Ein ieder war vorſehn
Mit einem ſchild: jtzt ſah man ſie was naͤher gehn
Und ziehn beym lager her und zu der ſtadt ſich kehren/
Da ſehn ſie dieſe zween in ihrem zeug und wehren
Von fern ſich lencken auff den weg zur lincken hand/
Mit dem Euryalus wars alſo ſchlecht bewand/
Daß ihn der helm verrieth/ und nicht daran gedachte/
Was er doch/ da er ſich ſo außſtaffieret/ machte
Es war zwar in der nacht/ doch war es mondenſchein/
Und kunte dannenher nicht wol verborgen ſeyn.
Da deuchte maͤnniglich/ daß dieſes was bedeute:
Der Volſcens ſchreyet auff im hauffen/ ſteht ihr leute!
Wornach habt ihr zu gehn/ wer ſeyd ihr im gewehr!
Wo dencket ihr hinaus? Wo ſeyd ihr kommen her?
Sie ſagten drauff kein wort und namen alſo balde
Vertrauend ſich der nacht die flucht hin zu dem walde;
Die renter ſtellten ſich auff die bekante weg/
Und legten rings umbher die waͤchter an den ſteg/
Und wehreten den paß. Der wald war da mit ſtraͤuchẽ
Bewachſen hier und da mit hagen und ſteineichen/
Mit finſternuͤß erfuͤllt/ mit hecken ohne zahl/
Daß man empfunde ſcheu und grauen uͤberall.
Dadurch gieng nur ein weg gar heimlich und verborgen/
Der keine tapffen hatt/ und muſte man ſtets ſorgen/
Daß man nicht gienge ſchlimm: Der gute juͤngeling
Euryal wuſte nicht/ wo enden er recht gieng.
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