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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Zehende Buch.
Dis hält er ihm theils für/ theils sucht er ihn zu lencken
Mit bitt auff seine seit. Der Tarchon ohn bedencken
Schlägt seine macht zu ihm/ und gehet bündnüß ein:
Als nun die Lydier sich sehn befreyet seyn
Vom göttlichen bescheid/ weil über sie regierte
Nunmehr ein frembder fürst/ und für den feind sie führte;
Da gehen sie zu schiff auff göttliches geheiß:
Eneens schiff geht vor/ und hat den ersten preiß;
Forn war ein Lew gemahlt; Darüber war ingleichen
Der Idensberg/ auff den die Troer musten weichen/
Als Troja ward zerstört; war ihnen sehr bequem/
Und derentwegen auch nicht wenig angenehm.
Da sitzt der tapffre mann Eneas in gedancken/
Und muß in mancher sorg und tieffen zweiffel wancken/
Indem er gnaw erwegt/ was sich begeben könnt/
Und was zu hoffen sey; Was außschlag/ was für end
Der krieg gewinnen möcht: Es saß an lincker seite
Der Pallas neben ihm: Bald fraget er die leute/
Welchs das gestürne sey/ nachdem bey finstrer nacht
Die schiffer richten sich und nehmen wol in acht;
Bald klagt er/ was er hab beyds auff dem meer und erde
Gelitten für gefahr/ angst/ elend und beschwerde.
Ihr Musen/ machet auff nun ewren Helicon.
Und stimmet an ein lied in einem höhern thon.
Helfft nur beschreiben auff poetisch art und weise/
Was beym Eneen ist gewesen auff der reise
Für kriegesvolck/ als er zog aus Hetrurien
Zu wasser/ und gerüst in welschland wolte gehn.
Der
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Das Zehende Buch.
Dis haͤlt er ihm theils fuͤr/ theils ſucht er ihn zu lencken
Mit bitt auff ſeine ſeit. Der Tarchon ohn bedencken
Schlaͤgt ſeine macht zu ihm/ und gehet buͤndnuͤß ein:
Als nun die Lydier ſich ſehn befreyet ſeyn
Vom goͤttlichen beſcheid/ weil uͤber ſie regierte
Nunmehr ein frembder fuͤrſt/ und fuͤr den feind ſie fuͤhrte;
Da gehen ſie zu ſchiff auff goͤttliches geheiß:
Eneens ſchiff geht vor/ und hat den erſten preiß;
Forn war ein Lew gemahlt; Daruͤber war ingleichen
Der Idensberg/ auff den die Troer muſten weichen/
Als Troja ward zerſtoͤrt; war ihnen ſehr bequem/
Und derentwegen auch nicht wenig angenehm.
Da ſitzt der tapffre mann Eneas in gedancken/
Und muß in mancher ſorg und tieffen zweiffel wancken/
Indem er gnaw erwegt/ was ſich begeben koͤnnt/
Und was zu hoffen ſey; Was außſchlag/ was fuͤr end
Der krieg gewinnen moͤcht: Es ſaß an lincker ſeite
Der Pallas neben ihm: Bald fraget er die leute/
Welchs das geſtuͤrne ſey/ nachdem bey finſtrer nacht
Die ſchiffer richten ſich und nehmen wol in acht;
Bald klagt er/ was er hab beyds auff dem meer und erde
Gelitten fuͤr gefahr/ angſt/ elend und beſchwerde.
Ihr Muſen/ machet auff nun ewren Helicon.
Und ſtimmet an ein lied in einem hoͤhern thon.
Helfft nur beſchreiben auff poetiſch art und weiſe/
Was beym Eneen iſt geweſen auff der reiſe
Fuͤr kriegesvolck/ als er zog aus Hetrurien
Zu waſſer/ und geruͤſt in welſchland wolte gehn.
Der
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[481/0503] Das Zehende Buch. Dis haͤlt er ihm theils fuͤr/ theils ſucht er ihn zu lencken Mit bitt auff ſeine ſeit. Der Tarchon ohn bedencken Schlaͤgt ſeine macht zu ihm/ und gehet buͤndnuͤß ein: Als nun die Lydier ſich ſehn befreyet ſeyn Vom goͤttlichen beſcheid/ weil uͤber ſie regierte Nunmehr ein frembder fuͤrſt/ und fuͤr den feind ſie fuͤhrte; Da gehen ſie zu ſchiff auff goͤttliches geheiß: Eneens ſchiff geht vor/ und hat den erſten preiß; Forn war ein Lew gemahlt; Daruͤber war ingleichen Der Idensberg/ auff den die Troer muſten weichen/ Als Troja ward zerſtoͤrt; war ihnen ſehr bequem/ Und derentwegen auch nicht wenig angenehm. Da ſitzt der tapffre mann Eneas in gedancken/ Und muß in mancher ſorg und tieffen zweiffel wancken/ Indem er gnaw erwegt/ was ſich begeben koͤnnt/ Und was zu hoffen ſey; Was außſchlag/ was fuͤr end Der krieg gewinnen moͤcht: Es ſaß an lincker ſeite Der Pallas neben ihm: Bald fraget er die leute/ Welchs das geſtuͤrne ſey/ nachdem bey finſtrer nacht Die ſchiffer richten ſich und nehmen wol in acht; Bald klagt er/ was er hab beyds auff dem meer und erde Gelitten fuͤr gefahr/ angſt/ elend und beſchwerde. Ihr Muſen/ machet auff nun ewren Helicon. Und ſtimmet an ein lied in einem hoͤhern thon. Helfft nur beſchreiben auff poetiſch art und weiſe/ Was beym Eneen iſt geweſen auff der reiſe Fuͤr kriegesvolck/ als er zog aus Hetrurien Zu waſſer/ und geruͤſt in welſchland wolte gehn. Der H h

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/503>, abgerufen am 25.11.2024.