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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Erste Buch.
Da findet er sich auch im mitten bey den fürsten/
Des tapffern Griechenlands/ die mit begierde dürsten
nach edlen krieges ruhm in zweykampff/ schlacht und streit;
Er sieht sich weiter ümb/ da stehen auch bereit
Die heer aus Morgenland/ des Mohren königs waffen/
Der offt den Griechen hat gegeben viel zu schaffen:
Zuletzt betrachtet er die tapffre königin
Penthesilea/ wie sie träget ihren sinn
Mit brennender begier zum krieg und triumphieren/
Und unter tausenden läßt ihre tugend spüren:
Itzt freut er sich zu sehn/ wie sie in rüstung steht/
Und für das kühne heer der Amazonen geht.
Itzt lobt er/ wenn sie trägt den schild/ itzt wenn sie führet
Den spieß mit solcher art/ daß man ein hertze spüret
Zu gehen an den streit/ die abgebrennte brust/
Zu brauchen ihr geschoß eutzündet lauter lust.
Am schönsten stehts ihr an/ wenn sie sich schürt und rüstet/
Und ihr als heldin frisch in streit zu ziehn gelüstet/
Daß sie mit männern sol ein hartes treffen thun/
Da kan sie für begier der tugend nicht wol ruhn.
Als nun Eneas sich in dies- und andern sachen/
Darüber er erstarrt/ läst lust und liebe machen/
Erhebet Dido sich die schöne königin
In gleitschafft grosser schaar zu ihrem Tempel hin.
Wie/ wenn Diana hält ihr fest/ und aus spatzieret
Ans ufer Eurot hin/ auch etwan mit sich führet
Der zarten nimpfen chor auff Cyuthus grüne höh/
Darauff man sieht mit lust wald/ wiesen/ feld und see.
Da-
C 2
Das Erſte Buch.
Da findet er ſich auch im mitten bey den fuͤrſten/
Des tapffern Griechenlands/ die mit begierde duͤrſten
nach edlẽ krieges ruhm in zweykampff/ ſchlacht uñ ſtreit;
Er ſieht ſich weiter uͤmb/ da ſtehen auch bereit
Die heer aus Morgenland/ des Mohren koͤnigs waffen/
Der offt den Griechen hat gegeben viel zu ſchaffen:
Zuletzt betrachtet er die tapffre koͤnigin
Pentheſilea/ wie ſie traͤget ihren ſinn
Mit brennender begier zum krieg und triumphieren/
Und unter tauſenden laͤßt ihre tugend ſpuͤren:
Itzt freut er ſich zu ſehn/ wie ſie in ruͤſtung ſteht/
Und fuͤr das kuͤhne heer der Amazonen geht.
Itzt lobt er/ wenn ſie traͤgt den ſchild/ itzt wenn ſie fuͤhret
Den ſpieß mit ſolcher art/ daß man ein hertze ſpuͤret
Zu gehen an den ſtreit/ die abgebrennte bruſt/
Zu brauchen ihr geſchoß eutzuͤndet lauter luſt.
Am ſchoͤnſten ſtehts ihr an/ weñ ſie ſich ſchuͤrt und ruͤſtet/
Und ihr als heldin friſch in ſtreit zu ziehn geluͤſtet/
Daß ſie mit maͤnnern ſol ein hartes treffen thun/
Da kan ſie fuͤr begier der tugend nicht wol ruhn.
Als nun Eneas ſich in dieſ- und andern ſachen/
Daruͤber er erſtarrt/ laͤſt luſt und liebe machen/
Erhebet Dido ſich die ſchoͤne koͤnigin
In gleitſchafft groſſer ſchaar zu ihrem Tempel hin.
Wie/ wenn Diana haͤlt ihr feſt/ und aus ſpatzieret
Ans ufer Eurot hin/ auch etwan mit ſich fuͤhret
Der zarten nimpfen chor auff Cyuthus gruͤne hoͤh/
Darauff man ſieht mit luſt wald/ wieſen/ feld und ſee.
Da-
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[35/0057] Das Erſte Buch. Da findet er ſich auch im mitten bey den fuͤrſten/ Des tapffern Griechenlands/ die mit begierde duͤrſten nach edlẽ krieges ruhm in zweykampff/ ſchlacht uñ ſtreit; Er ſieht ſich weiter uͤmb/ da ſtehen auch bereit Die heer aus Morgenland/ des Mohren koͤnigs waffen/ Der offt den Griechen hat gegeben viel zu ſchaffen: Zuletzt betrachtet er die tapffre koͤnigin Pentheſilea/ wie ſie traͤget ihren ſinn Mit brennender begier zum krieg und triumphieren/ Und unter tauſenden laͤßt ihre tugend ſpuͤren: Itzt freut er ſich zu ſehn/ wie ſie in ruͤſtung ſteht/ Und fuͤr das kuͤhne heer der Amazonen geht. Itzt lobt er/ wenn ſie traͤgt den ſchild/ itzt wenn ſie fuͤhret Den ſpieß mit ſolcher art/ daß man ein hertze ſpuͤret Zu gehen an den ſtreit/ die abgebrennte bruſt/ Zu brauchen ihr geſchoß eutzuͤndet lauter luſt. Am ſchoͤnſten ſtehts ihr an/ weñ ſie ſich ſchuͤrt und ruͤſtet/ Und ihr als heldin friſch in ſtreit zu ziehn geluͤſtet/ Daß ſie mit maͤnnern ſol ein hartes treffen thun/ Da kan ſie fuͤr begier der tugend nicht wol ruhn. Als nun Eneas ſich in dieſ- und andern ſachen/ Daruͤber er erſtarrt/ laͤſt luſt und liebe machen/ Erhebet Dido ſich die ſchoͤne koͤnigin In gleitſchafft groſſer ſchaar zu ihrem Tempel hin. Wie/ wenn Diana haͤlt ihr feſt/ und aus ſpatzieret Ans ufer Eurot hin/ auch etwan mit ſich fuͤhret Der zarten nimpfen chor auff Cyuthus gruͤne hoͤh/ Darauff man ſieht mit luſt wald/ wieſen/ feld und ſee. Da- C 2

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/57>, abgerufen am 23.11.2024.