Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Erste Buch.
Daß du/ o königin/ nicht werdest reue tragen/
Wenn du zu erst uns wirst mit allem wolbehagen
Mit vorschub/ lieb und gunst erscheinen förderlich;
Es wird Eneas selbst gereitzt befleissen sich
Die ihm erwiesne gunst uud hoch geneigten willen
Zu tragen danckbar ab: Wo aber ers erfüllen
Nicht kan und lieget tod/ ist uns Sicilien
Mit freundschafft zugethan/ da heer und schiffe stehn.
Es lebt auch noch Acest von Troischem geblüte/
Ein mann von mitteln groß und tapfer von gemühte;
Dahero können wir/ wenns noht/ zu seiner zeit
Vergelten in der that erzeigte mildigkeit.
Derhalben bitten wir mit tieff gebognen knien/
Daß uns vergönnet sey an euer land zu ziehen/
Und eures Havens uns gebrauchen dergestalt/
Daß wir gesichert seyn für unfug und gewalt/
Und mögen holtz genung in eurem walde hauen/
Damit wir wiederumb die schiffe flick- und bauen/
Die sehr zerschellet sind; Ob wir noch können hin
Mit unbetrübtem schein des glücks in Welschland ziehn.
Wer weiß/ es möchte noch Eneas zu uns kommen
Und unsre reise-pursch/ von der man nichts vernommen;
So könten wir als dann ins land Italien
Mit segel-schnellem heer und guten muhte gehn.
Solts aber seyn umb uns und unser glück geschehen/
Daß wir/ o vater/ dich nicht sollen wieder sehen/
Weil du geblieben bist in sund der Libyer/
Und das auch nicht dein sohn Julus lebet mehr;
So
Das Erſte Buch.
Daß du/ o koͤnigin/ nicht werdeſt reue tragen/
Wenn du zu erſt uns wirſt mit allem wolbehagen
Mit vorſchub/ lieb und gunſt erſcheinen foͤrderlich;
Es wird Eneas ſelbſt gereitzt befleiſſen ſich
Die ihm erwieſne gunſt uud hoch geneigten willen
Zu tragen danckbar ab: Wo aber ers erfuͤllen
Nicht kan und lieget tod/ iſt uns Sicilien
Mit freundſchafft zugethan/ da heer und ſchiffe ſtehn.
Es lebt auch noch Aceſt von Troiſchem gebluͤte/
Ein mann von mitteln groß und tapfer von gemuͤhte;
Dahero koͤnnen wir/ wenns noht/ zu ſeiner zeit
Vergelten in der that erzeigte mildigkeit.
Derhalben bitten wir mit tieff gebognen knien/
Daß uns vergoͤnnet ſey an euer land zu ziehen/
Und eures Havens uns gebrauchen dergeſtalt/
Daß wir geſichert ſeyn fuͤr unfug und gewalt/
Und moͤgen holtz genung in eurem walde hauen/
Damit wir wiederumb die ſchiffe flick- und bauen/
Die ſehr zerſchellet ſind; Ob wir noch koͤnnen hin
Mit unbetruͤbtem ſchein des gluͤcks in Welſchland ziehn.
Wer weiß/ es moͤchte noch Eneas zu uns kommen
Und unſre reiſe-purſch/ von der man nichts vernom̃en;
So koͤnten wir als dann ins land Italien
Mit ſegel-ſchnellem heer und guten muhte gehn.
Solts aber ſeyn umb uns und unſer gluͤck geſchehen/
Daß wir/ o vater/ dich nicht ſollen wieder ſehen/
Weil du geblieben biſt in ſund der Libyer/
Und das auch nicht dein ſohn Julus lebet mehr;
So
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0062" n="40"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Er&#x017F;te Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Daß du/ o ko&#x0364;nigin/ nicht werde&#x017F;t reue tragen/</l><lb/>
          <l>Wenn du zu er&#x017F;t uns wir&#x017F;t mit allem wolbehagen</l><lb/>
          <l>Mit vor&#x017F;chub/ lieb und gun&#x017F;t er&#x017F;cheinen fo&#x0364;rderlich;</l><lb/>
          <l>Es wird Eneas &#x017F;elb&#x017F;t gereitzt beflei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich</l><lb/>
          <l>Die ihm erwie&#x017F;ne gun&#x017F;t uud hoch geneigten willen</l><lb/>
          <l>Zu tragen danckbar ab: Wo aber ers erfu&#x0364;llen</l><lb/>
          <l>Nicht kan und lieget tod/ i&#x017F;t uns Sicilien</l><lb/>
          <l>Mit freund&#x017F;chafft zugethan/ da heer und &#x017F;chiffe &#x017F;tehn.</l><lb/>
          <l>Es lebt auch noch Ace&#x017F;t von Troi&#x017F;chem geblu&#x0364;te/</l><lb/>
          <l>Ein mann von mitteln groß und tapfer von gemu&#x0364;hte;</l><lb/>
          <l>Dahero ko&#x0364;nnen wir/ wenns noht/ zu &#x017F;einer zeit</l><lb/>
          <l>Vergelten in der that erzeigte mildigkeit.</l><lb/>
          <l>Derhalben bitten wir mit tieff gebognen knien/</l><lb/>
          <l>Daß uns vergo&#x0364;nnet &#x017F;ey an euer land zu ziehen/</l><lb/>
          <l>Und eures Havens uns gebrauchen derge&#x017F;talt/</l><lb/>
          <l>Daß wir ge&#x017F;ichert &#x017F;eyn fu&#x0364;r unfug und gewalt/</l><lb/>
          <l>Und mo&#x0364;gen holtz genung in eurem walde hauen/</l><lb/>
          <l>Damit wir wiederumb die &#x017F;chiffe flick- und bauen/</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;ehr zer&#x017F;chellet &#x017F;ind; Ob wir noch ko&#x0364;nnen hin</l><lb/>
          <l>Mit unbetru&#x0364;btem &#x017F;chein des glu&#x0364;cks in Wel&#x017F;chland ziehn.</l><lb/>
          <l>Wer weiß/ es mo&#x0364;chte noch Eneas zu uns kommen</l><lb/>
          <l>Und un&#x017F;re rei&#x017F;e-pur&#x017F;ch/ von der man nichts vernom&#x0303;en;</l><lb/>
          <l>So ko&#x0364;nten wir als dann ins land Italien</l><lb/>
          <l>Mit &#x017F;egel-&#x017F;chnellem heer und guten muhte gehn.</l><lb/>
          <l>Solts aber &#x017F;eyn umb uns und un&#x017F;er glu&#x0364;ck ge&#x017F;chehen/</l><lb/>
          <l>Daß wir/ o vater/ dich nicht &#x017F;ollen wieder &#x017F;ehen/</l><lb/>
          <l>Weil du geblieben bi&#x017F;t in &#x017F;und der Libyer/</l><lb/>
          <l>Und das auch nicht dein &#x017F;ohn Julus lebet mehr;</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0062] Das Erſte Buch. Daß du/ o koͤnigin/ nicht werdeſt reue tragen/ Wenn du zu erſt uns wirſt mit allem wolbehagen Mit vorſchub/ lieb und gunſt erſcheinen foͤrderlich; Es wird Eneas ſelbſt gereitzt befleiſſen ſich Die ihm erwieſne gunſt uud hoch geneigten willen Zu tragen danckbar ab: Wo aber ers erfuͤllen Nicht kan und lieget tod/ iſt uns Sicilien Mit freundſchafft zugethan/ da heer und ſchiffe ſtehn. Es lebt auch noch Aceſt von Troiſchem gebluͤte/ Ein mann von mitteln groß und tapfer von gemuͤhte; Dahero koͤnnen wir/ wenns noht/ zu ſeiner zeit Vergelten in der that erzeigte mildigkeit. Derhalben bitten wir mit tieff gebognen knien/ Daß uns vergoͤnnet ſey an euer land zu ziehen/ Und eures Havens uns gebrauchen dergeſtalt/ Daß wir geſichert ſeyn fuͤr unfug und gewalt/ Und moͤgen holtz genung in eurem walde hauen/ Damit wir wiederumb die ſchiffe flick- und bauen/ Die ſehr zerſchellet ſind; Ob wir noch koͤnnen hin Mit unbetruͤbtem ſchein des gluͤcks in Welſchland ziehn. Wer weiß/ es moͤchte noch Eneas zu uns kommen Und unſre reiſe-purſch/ von der man nichts vernom̃en; So koͤnten wir als dann ins land Italien Mit ſegel-ſchnellem heer und guten muhte gehn. Solts aber ſeyn umb uns und unſer gluͤck geſchehen/ Daß wir/ o vater/ dich nicht ſollen wieder ſehen/ Weil du geblieben biſt in ſund der Libyer/ Und das auch nicht dein ſohn Julus lebet mehr; So

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/62
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/62>, abgerufen am 23.11.2024.