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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Zwölffte Buch.
O Turne? Oder was weichst du nun so zurücke;
Was kanst du lassen sehn nun für ein tapffer stücke;
Es wil mit lauffen nicht mehr außgerichtet seyn/
Du must dich für der faust zum streit frisch stellen ein.
Wolan! verwandle dich in allerley gestalten/
Nimm für die hand/ womit du meinest dich zu halten
An muth und schnelligkeit/ an räncken macht und list/
Wie du nur kanst und magst/ und was dir übrig ist/
Ja wüntsche/ daß du dich mit flügeln möchtest schwingen
Gen himmel oder durch den kreyß der erden dringen;
Da schüttelt Turnus frech den kopff mit dem bescheid.
O stoltzer feind/ es ist mir darumb noch nicht leid/
Dein hitziges geplerr kan mir nicht sehrecken bringen/
So nur die Götter nicht und Jupiter mich dringen/
Der mir gehäßig ist/ und schrecken jaget ein;
Mehr sagt er nicht/ und sah sich umb nach einem stein/
Der groß und ungeheur und auff dem platz lag eben/
Und hingeleget war ein grentzmahl abzugeben
Dem acker/ damit er entscheidete den zwist
Und zanck/ der hiebevor hierumb entstanden ist/
Derselbe hätte nicht getragen können werden
Von zwölffen! wenn sie noch so starck sind/ wie auff erden
Nun mehr die leute sind. Der held ergriff ihn bald
Mit einer hand und warff ihn hastig mit gewalt/
Sich richtend in die höh und lauffend wenig schritte
Zuvor auff seinen feind und aufangs werffend stritte:
Doch wust er selber nichts von sich/ was er anfieng/
Noch wenn er lieffe fort/ noch wenn er für sich gieng/
Noch
Das Zwoͤlffte Buch.
O Turne? Oder was weichſt du nun ſo zuruͤcke;
Was kanſt du laſſen ſehn nun fuͤr ein tapffer ſtuͤcke;
Es wil mit lauffen nicht mehr außgerichtet ſeyn/
Du muſt dich fuͤr der fauſt zum ſtreit friſch ſtellen ein.
Wolan! verwandle dich in allerley geſtalten/
Nimm fuͤr die hand/ womit du meineſt dich zu halten
An muth und ſchnelligkeit/ an raͤncken macht und liſt/
Wie du nur kanſt und magſt/ und was dir uͤbrig iſt/
Ja wuͤntſche/ daß du dich mit fluͤgeln moͤchteſt ſchwingen
Gen himmel oder durch den kreyß der erden dringen;
Da ſchuͤttelt Turnus frech den kopff mit dem beſcheid.
O ſtoltzer feind/ es iſt mir darumb noch nicht leid/
Dein hitziges geplerr kan mir nicht ſehrecken bringen/
So nur die Goͤtter nicht und Jupiter mich dringen/
Der mir gehaͤßig iſt/ und ſchrecken jaget ein;
Mehr ſagt er nicht/ und ſah ſich umb nach einem ſtein/
Der groß und ungeheur und auff dem platz lag eben/
Und hingeleget war ein grentzmahl abzugeben
Dem acker/ damit er entſcheidete den zwiſt
Und zanck/ der hiebevor hierumb entſtanden iſt/
Derſelbe haͤtte nicht getragen koͤnnen werden
Von zwoͤlffen! wenn ſie noch ſo ſtarck ſind/ wie auff erden
Nun mehr die leute ſind. Der held ergriff ihn bald
Mit einer hand und warff ihn haſtig mit gewalt/
Sich richtend in die hoͤh und lauffend wenig ſchritte
Zuvor auff ſeinen feind und aufangs werffend ſtritte:
Doch wuſt er ſelber nichts von ſich/ was er anfieng/
Noch wenn er lieffe fort/ noch wenn er fuͤr ſich gieng/
Noch
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[664/0686] Das Zwoͤlffte Buch. O Turne? Oder was weichſt du nun ſo zuruͤcke; Was kanſt du laſſen ſehn nun fuͤr ein tapffer ſtuͤcke; Es wil mit lauffen nicht mehr außgerichtet ſeyn/ Du muſt dich fuͤr der fauſt zum ſtreit friſch ſtellen ein. Wolan! verwandle dich in allerley geſtalten/ Nimm fuͤr die hand/ womit du meineſt dich zu halten An muth und ſchnelligkeit/ an raͤncken macht und liſt/ Wie du nur kanſt und magſt/ und was dir uͤbrig iſt/ Ja wuͤntſche/ daß du dich mit fluͤgeln moͤchteſt ſchwingen Gen himmel oder durch den kreyß der erden dringen; Da ſchuͤttelt Turnus frech den kopff mit dem beſcheid. O ſtoltzer feind/ es iſt mir darumb noch nicht leid/ Dein hitziges geplerr kan mir nicht ſehrecken bringen/ So nur die Goͤtter nicht und Jupiter mich dringen/ Der mir gehaͤßig iſt/ und ſchrecken jaget ein; Mehr ſagt er nicht/ und ſah ſich umb nach einem ſtein/ Der groß und ungeheur und auff dem platz lag eben/ Und hingeleget war ein grentzmahl abzugeben Dem acker/ damit er entſcheidete den zwiſt Und zanck/ der hiebevor hierumb entſtanden iſt/ Derſelbe haͤtte nicht getragen koͤnnen werden Von zwoͤlffen! wenn ſie noch ſo ſtarck ſind/ wie auff erden Nun mehr die leute ſind. Der held ergriff ihn bald Mit einer hand und warff ihn haſtig mit gewalt/ Sich richtend in die hoͤh und lauffend wenig ſchritte Zuvor auff ſeinen feind und aufangs werffend ſtritte: Doch wuſt er ſelber nichts von ſich/ was er anfieng/ Noch wenn er lieffe fort/ noch wenn er fuͤr ſich gieng/ Noch

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/686>, abgerufen am 22.11.2024.