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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Andere Buch.
Dahinwerts kehren sie verbergend ihre schiffe
An diesem wüsten port/ zusehn/ ob ihre griffe
Itzt glücklich gehen ab. Wir stunden in dem wahn/
Als wehren sie gantz weg und nunmehr kommen an
Mit vollem segelwind nach Argos und Mycenen/
Und würden nimmermehr sich wieder nach uns sehnen:
Drumb macht gantz Troja sich von langem kummer frey/
Und freut sich wiederumb ohn alle furcht und scheu.
Man öffnet thür und thor/ man geht hinaus zu sehen/
Wo sonst der feind sein zeug und lager hatte stehen;
Man findet alles bloß verlassen wüst und öd/
Der Haven aller dings ohn mast und segel steht.
Hier hatten ihre schantz die Doloper/ hier lagen
Achillis schiff und zeug; Hier hat er auff geschlagen
Sein lager und gezelt. Hier pflag der ort zu seyn/
Da man sich tapfer schlug und ließ in schlachten ein.
Ein theil erstarret fast für wunder und beschauet
Das ungeheure pferd das allda stund erbauet/
Ein schädliches geschenck/ das zum verderb der stadt
Die Pallas/ welche nie kein man erkennet hat/
Den Troern hinterließ/ die sie verderben wolte/
Thymeth mahnt erstlich an/ daß man es führen solte
Gantz in die stadt hinein/ und stellen auff den wall/
Auff daß mans sehen kont zum denckmal überall.
Es war entweder list/ wo nicht/ musts doch geschohen/
Und war in Götter raht beschlossen und vorsehen
Zur straffe dieser stadt/ die so verblendet war.
Der Capys traff es baß erwegend die gefahr
Mit
Das Andere Buch.
Dahinwerts kehren ſie verbergend ihre ſchiffe
An dieſem wuͤſten port/ zuſehn/ ob ihre griffe
Itzt gluͤcklich gehen ab. Wir ſtunden in dem wahn/
Als wehren ſie gantz weg und nunmehr kommen an
Mit vollem ſegelwind nach Argos und Mycenen/
Und wuͤrden nimmermehr ſich wieder nach uns ſehnen:
Drumb macht gantz Troja ſich von langem kum̃er frey/
Und freut ſich wiederumb ohn alle furcht und ſcheu.
Man oͤffnet thuͤr und thor/ man geht hinaus zu ſehen/
Wo ſonſt der feind ſein zeug und lager hatte ſtehen;
Man findet alles bloß verlaſſen wuͤſt und oͤd/
Der Haven aller dings ohn maſt und ſegel ſteht.
Hier hatten ihre ſchantz die Doloper/ hier lagen
Achillis ſchiff und zeug; Hier hat er auff geſchlagen
Sein lager und gezelt. Hier pflag der ort zu ſeyn/
Da man ſich tapfer ſchlug und ließ in ſchlachten ein.
Ein theil erſtarret faſt fuͤr wunder und beſchauet
Das ungeheure pferd das allda ſtund erbauet/
Ein ſchaͤdliches geſchenck/ das zum verderb der ſtadt
Die Pallas/ welche nie kein man erkennet hat/
Den Troern hinterließ/ die ſie verderben wolte/
Thymeth mahnt erſtlich an/ daß man es fuͤhren ſolte
Gantz in die ſtadt hinein/ und ſtellen auff den wall/
Auff daß mans ſehen kont zum denckmal uͤberall.
Es war entweder liſt/ wo nicht/ muſts doch geſchohen/
Und war in Goͤtter raht beſchloſſen und vorſehen
Zur ſtraffe dieſer ſtadt/ die ſo verblendet war.
Der Capys traff es baß erwegend die gefahr
Mit
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[58/0080] Das Andere Buch. Dahinwerts kehren ſie verbergend ihre ſchiffe An dieſem wuͤſten port/ zuſehn/ ob ihre griffe Itzt gluͤcklich gehen ab. Wir ſtunden in dem wahn/ Als wehren ſie gantz weg und nunmehr kommen an Mit vollem ſegelwind nach Argos und Mycenen/ Und wuͤrden nimmermehr ſich wieder nach uns ſehnen: Drumb macht gantz Troja ſich von langem kum̃er frey/ Und freut ſich wiederumb ohn alle furcht und ſcheu. Man oͤffnet thuͤr und thor/ man geht hinaus zu ſehen/ Wo ſonſt der feind ſein zeug und lager hatte ſtehen; Man findet alles bloß verlaſſen wuͤſt und oͤd/ Der Haven aller dings ohn maſt und ſegel ſteht. Hier hatten ihre ſchantz die Doloper/ hier lagen Achillis ſchiff und zeug; Hier hat er auff geſchlagen Sein lager und gezelt. Hier pflag der ort zu ſeyn/ Da man ſich tapfer ſchlug und ließ in ſchlachten ein. Ein theil erſtarret faſt fuͤr wunder und beſchauet Das ungeheure pferd das allda ſtund erbauet/ Ein ſchaͤdliches geſchenck/ das zum verderb der ſtadt Die Pallas/ welche nie kein man erkennet hat/ Den Troern hinterließ/ die ſie verderben wolte/ Thymeth mahnt erſtlich an/ daß man es fuͤhren ſolte Gantz in die ſtadt hinein/ und ſtellen auff den wall/ Auff daß mans ſehen kont zum denckmal uͤberall. Es war entweder liſt/ wo nicht/ muſts doch geſchohen/ Und war in Goͤtter raht beſchloſſen und vorſehen Zur ſtraffe dieſer ſtadt/ die ſo verblendet war. Der Capys traff es baß erwegend die gefahr Mit

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/80>, abgerufen am 25.11.2024.