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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Andere Buch.
Ja wenn die Götter nicht von uns gewichen wären/
Und hätten unsern sinn nicht lassen so bethören/
So hätte dieser mann zu beugen uns vermocht/
Als er an dieses pferd mit seinem spiesse pocht:
Daß wir dasselbe holtz flugs hätten gantz zerstücket/
So wäre dieser fund auch ihnen nicht geglücket/
Und stunde Troja noch und Priams herrlich reich/
Das einer wüsteney nun ist geworden gleich.
Schau mittlerweile bringt das bauervolck gefangen
Ein junges blut/ und kömmt zum könig hingegangen
Mit gräßlichem geschrey/ der ihnen unbekand
Kam wissend in den lauff/ daß er bott hülff und hand
Den schlauhen Griechen dar in ihren krummen tücken
Zu machen ihnen kund/ wenns würde wol gelücken;
War ein verwegner bub auff alle sättel recht/
Zu üben arglist aus/ zu gehen ans gefecht
Und tödtliche gefahr: Die junge pursche streubet
Sich häuffig gegen ihn und ihre kurtzweil treibet/
Sie zwackt und placket ihn/ und wers am besten kan/
Denselben halten sie für einen braven mann.
Vernimm nun königin der Griechen list und räncke
Und daß sie alle sind/ wie dieser/ bey dir dencke;
Denn als er wie bestürtzt und wehrloß siunde da/
Und das so grosse heer der Troer übersah:
Brach er in diese wort: ach leider! was für erde/ (schwerde
Welch meer verschlinget mich/ und macht mich vom be-
Und diesem unglück loß! was hab ich armer man
Zu hoffen/ weil ich nicht zu Argos bleiben kan;
Bin
Das Andere Buch.
Ja wenn die Goͤtter nicht von uns gewichen waͤren/
Und haͤtten unſern ſinn nicht laſſen ſo bethoͤren/
So haͤtte dieſer mann zu beugen uns vermocht/
Als er an dieſes pferd mit ſeinem ſpieſſe pocht:
Daß wir daſſelbe holtz flugs haͤtten gantz zerſtuͤcket/
So waͤre dieſer fund auch ihnen nicht gegluͤcket/
Und ſtunde Troja noch und Priams herrlich reich/
Das einer wuͤſteney nun iſt geworden gleich.
Schau mittlerweile bringt das bauervolck gefangen
Ein junges blut/ und koͤmmt zum koͤnig hingegángen
Mit graͤßlichem geſchrey/ der ihnen unbekand
Kam wiſſend in den lauff/ daß er bott huͤlff und hand
Den ſchlauhen Griechen dar in ihren krummen tuͤcken
Zu machen ihnen kund/ wenns wuͤrde wol geluͤcken;
War ein verwegner bub auff alle ſaͤttel recht/
Zu uͤben argliſt aus/ zu gehen ans gefecht
Und toͤdtliche gefahr: Die junge purſche ſtreubet
Sich haͤuffig gegen ihn und ihre kurtzweil treibet/
Sie zwackt und placket ihn/ und wers am beſten kan/
Denſelben halten ſie fuͤr einen braven mann.
Vernimm nun koͤnigin der Griechen liſt und raͤncke
Und daß ſie alle ſind/ wie dieſer/ bey dir dencke;
Denn als er wie beſtuͤrtzt und wehrloß ſiunde da/
Und das ſo groſſe heer der Troer uͤberſah:
Brach er in dieſe wort: ach leider! was fuͤr erde/ (ſchwerde
Welch meer verſchlinget mich/ und macht mich vom be-
Und dieſem ungluͤck loß! was hab ich armer man
Zu hoffen/ weil ich nicht zu Argos bleiben kan;
Bin
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[60/0082] Das Andere Buch. Ja wenn die Goͤtter nicht von uns gewichen waͤren/ Und haͤtten unſern ſinn nicht laſſen ſo bethoͤren/ So haͤtte dieſer mann zu beugen uns vermocht/ Als er an dieſes pferd mit ſeinem ſpieſſe pocht: Daß wir daſſelbe holtz flugs haͤtten gantz zerſtuͤcket/ So waͤre dieſer fund auch ihnen nicht gegluͤcket/ Und ſtunde Troja noch und Priams herrlich reich/ Das einer wuͤſteney nun iſt geworden gleich. Schau mittlerweile bringt das bauervolck gefangen Ein junges blut/ und koͤmmt zum koͤnig hingegángen Mit graͤßlichem geſchrey/ der ihnen unbekand Kam wiſſend in den lauff/ daß er bott huͤlff und hand Den ſchlauhen Griechen dar in ihren krummen tuͤcken Zu machen ihnen kund/ wenns wuͤrde wol geluͤcken; War ein verwegner bub auff alle ſaͤttel recht/ Zu uͤben argliſt aus/ zu gehen ans gefecht Und toͤdtliche gefahr: Die junge purſche ſtreubet Sich haͤuffig gegen ihn und ihre kurtzweil treibet/ Sie zwackt und placket ihn/ und wers am beſten kan/ Denſelben halten ſie fuͤr einen braven mann. Vernimm nun koͤnigin der Griechen liſt und raͤncke Und daß ſie alle ſind/ wie dieſer/ bey dir dencke; Denn als er wie beſtuͤrtzt und wehrloß ſiunde da/ Und das ſo groſſe heer der Troer uͤberſah: Brach er in dieſe wort: ach leider! was fuͤr erde/ (ſchwerde Welch meer verſchlinget mich/ und macht mich vom be- Und dieſem ungluͤck loß! was hab ich armer man Zu hoffen/ weil ich nicht zu Argos bleiben kan; Bin

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/82>, abgerufen am 25.11.2024.