Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.Das I. Capitel lien gehen/ als woselbst in vielen Städten gewisse Arten von Banquenangerichtet zu sehen seyn/ die man etwan anfangs Montes Pietatis genennet/ und zwar aus der Ursachen/ weil man aus solchen denen Armen und Geld-bedürfftigen Leuten mit Geld ausgeholffen/ es sey solches gleich auf ihren Credit, guten Glauben und Handschrifft/ oder auch auf Pfand geschehen/ oder daß eine solche Banco Mons Pieta- tis, oder gar AErarium sacrum, statt eines Allmosen-Kastens gewe- sen/ aus welchem man/ wie noch heutiges Tags in denen Allmosen- Aemptern geschiehet/ denen Armen Wöchentlich so viel gereichet/ als sie zu ihres kümmerlichen Lebens Unterhalt nöthig gehabt haben/ da- hero auch ein solches AErarium billig sacrum oder ein geheiligtes ge- nennet worden/ welches hernach sich je länger je mehr extendiret/ also daß man dergleichen Montes Pietatis, wie wir allbereit in einem besondern Tractat angezeiget/ theils zu einer Leib-Renten-Cassa ge- macht/ aus welcher diejenige/ welche anfänglich eine gewisse Summam Gelds hinein gelegt/ Jährlich hohe Zinsen und Interesse Zeit ihres Lebens haben zu geniessen gehabt/ welche dann von einigen wohl und zu ihrer Nothdurfft/ von andern aber zur Uppigkeit/ angewandt worden/ also daß dergleichen in guter Absicht angerichtete Stifftun- gen fast darüber in Verachtung gekommen/ und an statt der Mon- tium Pietatis, Montes impietatis, Berge der Gottlosigkeit genen- net worden; theils haben auch zu Verheyrathung armer Töchter/ oder doch dieselbe (wie auch andere unvermögende/ und sonderlich al- te Leute) in ein Kloster oder Stifftung einzukauffen/ gedienet/ wie hier- von ebenfalls in obbemeldten unserm Tractat Meldung geschehen. Zu einem fundo eines solchen AErarii haben vornehmlich die Le- Zu
Das I. Capitel lien gehen/ als woſelbſt in vielen Staͤdten gewiſſe Arten von Banquenangerichtet zu ſehen ſeyn/ die man etwan anfangs Montes Pietatis genennet/ und zwar aus der Urſachen/ weil man aus ſolchen denen Armen und Geld-beduͤrfftigen Leuten mit Geld ausgeholffen/ es ſey ſolches gleich auf ihren Credit, guten Glauben und Handſchrifft/ oder auch auf Pfand geſchehen/ oder daß eine ſolche Banco Mons Pieta- tis, oder gar Ærarium ſacrum, ſtatt eines Allmoſen-Kaſtens gewe- ſen/ aus welchem man/ wie noch heutiges Tags in denen Allmoſen- Aemptern geſchiehet/ denen Armen Woͤchentlich ſo viel gereichet/ als ſie zu ihres kuͤmmerlichen Lebens Unterhalt noͤthig gehabt haben/ da- hero auch ein ſolches Ærarium billig ſacrum oder ein geheiligtes ge- nennet worden/ welches hernach ſich je laͤnger je mehr extendiret/ alſo daß man dergleichen Montes Pietatis, wie wir allbereit in einem beſondern Tractat angezeiget/ theils zu einer Leib-Renten-Caſſa ge- macht/ aus welcher diejenige/ welche anfaͤnglich eine gewiſſe Summam Gelds hinein gelegt/ Jaͤhrlich hohe Zinſen und Intereſſe Zeit ihres Lebens haben zu genieſſen gehabt/ welche dann von einigen wohl und zu ihrer Nothdurfft/ von andern aber zur Uppigkeit/ angewandt worden/ alſo daß dergleichen in guter Abſicht angerichtete Stifftun- gen faſt daruͤber in Verachtung gekommen/ und an ſtatt der Mon- tium Pietatis, Montes impietatis, Berge der Gottloſigkeit genen- net worden; theils haben auch zu Verheyrathung armer Toͤchter/ oder doch dieſelbe (wie auch andere unvermoͤgende/ und ſonderlich al- te Leute) in ein Kloſter oder Stifftung einzukauffen/ gedienet/ wie hier- von ebenfalls in obbemeldten unſerm Tractat Meldung geſchehen. Zu einem fundo eines ſolchen Ærarii haben vornehmlich die Le- Zu
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Das I. Capitel
lien gehen/ als woſelbſt in vielen Staͤdten gewiſſe Arten von Banquen
angerichtet zu ſehen ſeyn/ die man etwan anfangs Montes Pietatis
genennet/ und zwar aus der Urſachen/ weil man aus ſolchen denen
Armen und Geld-beduͤrfftigen Leuten mit Geld ausgeholffen/ es ſey
ſolches gleich auf ihren Credit, guten Glauben und Handſchrifft/ oder
auch auf Pfand geſchehen/ oder daß eine ſolche Banco Mons Pieta-
tis, oder gar Ærarium ſacrum, ſtatt eines Allmoſen-Kaſtens gewe-
ſen/ aus welchem man/ wie noch heutiges Tags in denen Allmoſen-
Aemptern geſchiehet/ denen Armen Woͤchentlich ſo viel gereichet/ als
ſie zu ihres kuͤmmerlichen Lebens Unterhalt noͤthig gehabt haben/ da-
hero auch ein ſolches Ærarium billig ſacrum oder ein geheiligtes ge-
nennet worden/ welches hernach ſich je laͤnger je mehr extendiret/
alſo daß man dergleichen Montes Pietatis, wie wir allbereit in einem
beſondern Tractat angezeiget/ theils zu einer Leib-Renten-Caſſa ge-
macht/ aus welcher diejenige/ welche anfaͤnglich eine gewiſſe Summam
Gelds hinein gelegt/ Jaͤhrlich hohe Zinſen und Intereſſe Zeit ihres
Lebens haben zu genieſſen gehabt/ welche dann von einigen wohl und
zu ihrer Nothdurfft/ von andern aber zur Uppigkeit/ angewandt
worden/ alſo daß dergleichen in guter Abſicht angerichtete Stifftun-
gen faſt daruͤber in Verachtung gekommen/ und an ſtatt der Mon-
tium Pietatis, Montes impietatis, Berge der Gottloſigkeit genen-
net worden; theils haben auch zu Verheyrathung armer Toͤchter/
oder doch dieſelbe (wie auch andere unvermoͤgende/ und ſonderlich al-
te Leute) in ein Kloſter oder Stifftung einzukauffen/ gedienet/ wie hier-
von ebenfalls in obbemeldten unſerm Tractat Meldung geſchehen.
Zu einem fundo eines ſolchen Ærarii haben vornehmlich die Le-
gata und milde Gaben frommer guthertziger Leute viel beygetragen/
man hat auch wohl Capitalia zu geringem Zinß von wohlhabenden
Perſonen auffgenommen/ ſolche hernach zu etwas hoͤhern wieder aus-
gethan/ und was hernach Uberſchuß an Zinſen gefallen/ unter Arme
und Nothduͤrfftige ausgetheilet/ oder auf andere Weiß und Wege
dem Ærario und Monti Pietatis einen Zuflus verſchaffet/ davon man
hernach denen Huͤlff-Beduͤrfftigen beygeſprungen/ dergleichen gute
Veranſtaltungen noch heutiges Tags unter Chriſten und auch denen
Unglaͤubigen/ Tuͤrcken und Heyden/ hin und wieder zu ſehen ſeyn.
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