Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.Das I. Capitel Leyh- und Assistenz-Häusern/ oder wie es mehrentheils in Jtaliengenennet wird/ von denen Montibus Pietatis in Consideration/ da man denen durch Krieg und andere Unfälle in Abgang der Nah- rung gekommenen Kauff- und Handwercks-Leuten gegen einen billi- gen Zins Geld zu Wiederanrichtung ihrer Nahrung vorstreckte. Wel- ches dann so viel häuffiger vorhanden war/ als viel vornehme Fa- milien theils vor ein Werck der Liebe hielten/ ihr Geld einer solchen löblichen Stifftung/ als ein Mons Pietatis war/ anzuvertrauen/ anders theils auch keine bessere Gelegenheit/ selbiges sicher/ und zwar auf Zins noch darzu zu deponiren und auszuthun/ als eben bey ei- nem solchen Monte, fanden. So ist auch ferner bekannt/ wie in den mittlern Zeiten und vor der Reformation Rom und Jtalien das Centrum und der grosse Ocean gewesen/ nach welchem der Eyfer der Religion aus allen Reichen und Ländern/ die von dem Römi- schen Stuhl dependirten/ die Gold- und Silber-Flüsse zugeleitet/ also daß die Römische Geistlichkeit nicht allein Geld und Guts genug/ zu Auffbauung Kirchen und Klöster/ wie auch zur Fundation solcher Stifftungen/ in welchen bequemlich zu leben war/ haben können/ sondern es blieb auch noch ein grosses über/ welches hernach zum Theil auch in Montes Pietatis und zwar umb so viel mehr verwand worden/ als man daraus vielen Leuten/ denen man gern geholffen wissen wolte/ gegen einen geringen Beytrag stattliche praebenden und Leib-Renten zuschantzte/ davon viel derselbigen überflüßig und wohllüstig leben/ und Zeit ihres Lebens unbesorgte Tage haben kunten. Wel- ches/ wie schon oben gemeldet/ diesen Montibus hernach einen bösen Nachklang zugezogen/ indessen bleibet jedoch dem löblichen Gebrauch eines Dinges/ durch welchen es von dem Mißbrauch unterschieden wird/ sein billiges Lob/ und also werden auch alle löbliche Stifftun- gen/ durch welche GOttes Ehre befördert/ und die Liebe gegen den Nächsten ausgeübet wird/ allezeit/ und so auch die Lehn-Banquen in ihrem Werth verbleiben/ und zwar so wohl die particularen als universalen. Unter jenen verstehen wir die bekannte Lombards- Leyh-Pfand- und Assistenz-Häuser/ in welchen einem jeden auf Pfand mit einem Geld-Vorschuß gedienet wird. Worunter wir auch die in grossen Handels-Städten der Kauffmannschafft zu Nutz aufge-
Das I. Capitel Leyh- und Aſſiſtenz-Haͤuſern/ oder wie es mehrentheils in Jtaliengenennet wird/ von denen Montibus Pietatis in Conſideration/ da man denen durch Krieg und andere Unfaͤlle in Abgang der Nah- rung gekommenen Kauff- und Handwercks-Leuten gegen einen billi- gen Zins Geld zu Wiederanrichtung ihrer Nahrung vorſtreckte. Wel- ches dann ſo viel haͤuffiger vorhanden war/ als viel vornehme Fa- milien theils vor ein Werck der Liebe hielten/ ihr Geld einer ſolchen loͤblichen Stifftung/ als ein Mons Pietatis war/ anzuvertrauen/ anders theils auch keine beſſere Gelegenheit/ ſelbiges ſicher/ und zwar auf Zins noch darzu zu deponiren und auszuthun/ als eben bey ei- nem ſolchen Monte, fanden. So iſt auch ferner bekannt/ wie in den mittlern Zeiten und vor der Reformation Rom und Jtalien das Centrum und der groſſe Ocean geweſen/ nach welchem der Eyfer der Religion aus allen Reichen und Laͤndern/ die von dem Roͤmi- ſchen Stuhl dependirten/ die Gold- und Silber-Fluͤſſe zugeleitet/ alſo daß die Roͤmiſche Geiſtlichkeit nicht allein Geld und Guts genug/ zu Auffbauung Kirchen und Kloͤſter/ wie auch zur Fundation ſolcher Stifftungen/ in welchen bequemlich zu leben war/ haben koͤnnen/ ſondern es blieb auch noch ein groſſes uͤber/ welches hernach zum Theil auch in Montes Pietatis und zwar umb ſo viel mehr verwand worden/ als man daraus vielen Leuten/ denen man gern geholffen wiſſen wolte/ gegen einen geringen Beytrag ſtattliche præbenden und Leib-Renten zuſchantzte/ davon viel derſelbigen uͤberfluͤßig und wohlluͤſtig leben/ und Zeit ihres Lebens unbeſorgte Tage haben kunten. Wel- ches/ wie ſchon oben gemeldet/ dieſen Montibus hernach einen boͤſen Nachklang zugezogen/ indeſſen bleibet jedoch dem loͤblichen Gebrauch eines Dinges/ durch welchen es von dem Mißbrauch unterſchieden wird/ ſein billiges Lob/ und alſo werden auch alle loͤbliche Stifftun- gen/ durch welche GOttes Ehre befoͤrdert/ und die Liebe gegen den Naͤchſten ausgeuͤbet wird/ allezeit/ und ſo auch die Lehn-Banquen in ihrem Werth verbleiben/ und zwar ſo wohl die particularen als univerſalen. Unter jenen verſtehen wir die bekannte Lombards- Leyh-Pfand- und Aſſiſtenz-Haͤuſer/ in welchen einem jeden auf Pfand mit einem Geld-Vorſchuß gedienet wird. Worunter wir auch die in groſſen Handels-Staͤdten der Kauffmannſchafft zu Nutz aufge-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="6"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">I.</hi> Capitel</hi></fw><lb/> Leyh- und <hi rendition="#aq">Aſſiſtenz-</hi>Haͤuſern/ oder wie es mehrentheils in Jtalien<lb/> genennet wird/ von denen <hi rendition="#aq">Montibus Pietatis</hi> in <hi rendition="#aq">Conſideratio</hi>n/ da<lb/> man denen durch Krieg und andere Unfaͤlle in Abgang der Nah-<lb/> rung gekommenen Kauff- und Handwercks-Leuten gegen einen billi-<lb/> gen Zins Geld zu Wiederanrichtung ihrer Nahrung vorſtreckte. Wel-<lb/> ches dann ſo viel haͤuffiger vorhanden war/ als viel vornehme Fa-<lb/> milien theils vor ein Werck der Liebe hielten/ ihr Geld einer ſolchen<lb/> loͤblichen Stifftung/ als ein <hi rendition="#aq">Mons Pietatis</hi> war/ anzuvertrauen/<lb/> anders theils auch keine beſſere Gelegenheit/ ſelbiges ſicher/ und zwar<lb/> auf Zins noch darzu zu <hi rendition="#aq">depon</hi>iren und auszuthun/ als eben bey ei-<lb/> nem ſolchen <hi rendition="#aq">Monte,</hi> fanden. So iſt auch ferner bekannt/ wie in<lb/> den mittlern Zeiten und vor der <hi rendition="#aq">Reformatio</hi>n Rom und Jtalien das<lb/><hi rendition="#aq">Centrum</hi> und der groſſe <hi rendition="#aq">Ocean</hi> geweſen/ nach welchem der Eyfer<lb/> der Religion aus allen Reichen und Laͤndern/ die von dem Roͤmi-<lb/> ſchen Stuhl <hi rendition="#aq">depend</hi>irten/ die Gold- und Silber-Fluͤſſe zugeleitet/<lb/> alſo daß die Roͤmiſche Geiſtlichkeit nicht allein Geld und Guts genug/<lb/> zu Auffbauung Kirchen und Kloͤſter/ wie auch zur <hi rendition="#aq">Fundatio</hi>n ſolcher<lb/> Stifftungen/ in welchen bequemlich zu leben war/ haben koͤnnen/<lb/> ſondern es blieb auch noch ein groſſes uͤber/ welches hernach zum<lb/> Theil auch in <hi rendition="#aq">Montes Pietatis</hi> und zwar umb ſo viel mehr verwand<lb/> worden/ als man daraus vielen Leuten/ denen man gern geholffen<lb/> wiſſen wolte/ gegen einen geringen Beytrag ſtattliche <hi rendition="#aq">præbenden</hi> und<lb/> Leib-Renten zuſchantzte/ davon viel derſelbigen uͤberfluͤßig und wohlluͤſtig<lb/> leben/ und Zeit ihres Lebens unbeſorgte Tage haben kunten. Wel-<lb/> ches/ wie ſchon oben gemeldet/ dieſen <hi rendition="#aq">Montibus</hi> hernach einen boͤſen<lb/> Nachklang zugezogen/ indeſſen bleibet jedoch dem loͤblichen Gebrauch<lb/> eines Dinges/ durch welchen es von dem Mißbrauch unterſchieden<lb/> wird/ ſein billiges Lob/ und alſo werden auch alle loͤbliche Stifftun-<lb/> gen/ durch welche GOttes Ehre befoͤrdert/ und die Liebe gegen den<lb/> Naͤchſten ausgeuͤbet wird/ allezeit/ und ſo auch die Lehn-<hi rendition="#aq">Banquen</hi><lb/> in ihrem Werth verbleiben/ und zwar ſo wohl die <hi rendition="#aq">particular</hi>en als<lb/><hi rendition="#aq">univerſal</hi>en. Unter jenen verſtehen wir die bekannte <hi rendition="#aq">Lombards-</hi><lb/> Leyh-Pfand- und <hi rendition="#aq">Aſſiſtenz-</hi>Haͤuſer/ in welchen einem jeden auf<lb/> Pfand mit einem Geld-Vorſchuß gedienet wird. Worunter wir<lb/> auch die in groſſen Handels-Staͤdten der Kauffmannſchafft zu Nutz<lb/> <fw place="bottom" type="catch">aufge-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0026]
Das I. Capitel
Leyh- und Aſſiſtenz-Haͤuſern/ oder wie es mehrentheils in Jtalien
genennet wird/ von denen Montibus Pietatis in Conſideration/ da
man denen durch Krieg und andere Unfaͤlle in Abgang der Nah-
rung gekommenen Kauff- und Handwercks-Leuten gegen einen billi-
gen Zins Geld zu Wiederanrichtung ihrer Nahrung vorſtreckte. Wel-
ches dann ſo viel haͤuffiger vorhanden war/ als viel vornehme Fa-
milien theils vor ein Werck der Liebe hielten/ ihr Geld einer ſolchen
loͤblichen Stifftung/ als ein Mons Pietatis war/ anzuvertrauen/
anders theils auch keine beſſere Gelegenheit/ ſelbiges ſicher/ und zwar
auf Zins noch darzu zu deponiren und auszuthun/ als eben bey ei-
nem ſolchen Monte, fanden. So iſt auch ferner bekannt/ wie in
den mittlern Zeiten und vor der Reformation Rom und Jtalien das
Centrum und der groſſe Ocean geweſen/ nach welchem der Eyfer
der Religion aus allen Reichen und Laͤndern/ die von dem Roͤmi-
ſchen Stuhl dependirten/ die Gold- und Silber-Fluͤſſe zugeleitet/
alſo daß die Roͤmiſche Geiſtlichkeit nicht allein Geld und Guts genug/
zu Auffbauung Kirchen und Kloͤſter/ wie auch zur Fundation ſolcher
Stifftungen/ in welchen bequemlich zu leben war/ haben koͤnnen/
ſondern es blieb auch noch ein groſſes uͤber/ welches hernach zum
Theil auch in Montes Pietatis und zwar umb ſo viel mehr verwand
worden/ als man daraus vielen Leuten/ denen man gern geholffen
wiſſen wolte/ gegen einen geringen Beytrag ſtattliche præbenden und
Leib-Renten zuſchantzte/ davon viel derſelbigen uͤberfluͤßig und wohlluͤſtig
leben/ und Zeit ihres Lebens unbeſorgte Tage haben kunten. Wel-
ches/ wie ſchon oben gemeldet/ dieſen Montibus hernach einen boͤſen
Nachklang zugezogen/ indeſſen bleibet jedoch dem loͤblichen Gebrauch
eines Dinges/ durch welchen es von dem Mißbrauch unterſchieden
wird/ ſein billiges Lob/ und alſo werden auch alle loͤbliche Stifftun-
gen/ durch welche GOttes Ehre befoͤrdert/ und die Liebe gegen den
Naͤchſten ausgeuͤbet wird/ allezeit/ und ſo auch die Lehn-Banquen
in ihrem Werth verbleiben/ und zwar ſo wohl die particularen als
univerſalen. Unter jenen verſtehen wir die bekannte Lombards-
Leyh-Pfand- und Aſſiſtenz-Haͤuſer/ in welchen einem jeden auf
Pfand mit einem Geld-Vorſchuß gedienet wird. Worunter wir
auch die in groſſen Handels-Staͤdten der Kauffmannſchafft zu Nutz
aufge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |