Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.Das I. Capitel sie aber hernach ein gewisses ausbedungenes Theil dem Herrn desCapitals zustellen müssen/ das übrige aber vor ihre Disposition und Administrations-Mühwaltung behalten. Da nun solche Wechslers und Geld-Administratores solches ihnen anvertraute Geld in ihre Kisten/ und etwan an den Wänden oder Tafel-Werck eines Zimmers (dergleichen noch in Ober-Teutschland viel gebräuch- lich) eingemauerte oder befestigte Sitz-Bäncke eingeschlossen/ (weil dasjenige/ worauf man wie die Henne über den Eyern sitzet/ so leicht nicht kan weggetragen/ und wann es sonderlich mit Klammern befe- stiget ist/ nicht so bald/ als etwas bewegliches und unbefestigtes/ kan genommen werden. Dahero auch dort die Rahel/ als sie ihres Va- ters/ des Labans/ Götzen mit sich weggenommen/ dieselbe unter die Streu der Camele geleget/ und sich darauf gesetzet/ damit sie ihr nachsuchender Vater so viel weniger finden möchte; als wurden sie dannenhero von solchen Geld-Truhen oder Geld-Bäncken Banchieri, oder Frantzösisch Banquiers genennet wird/ welcher Nahme aber heutigs Tags so gemißbrauchet wird/ daß mancher Tobacks-Pfeiffen- Speck- und Käs-Händler/ wann solcher etwan einem armen Tropf- fen auf der Universität etliche Thaler übermachet/ oder da er sich da- selbst auf dem Jahr-Marck befindet/ solche ihn selbst auszahlet/ und sichs hernach zu Hauß von seinen Eltern wieder ersetzen läst/ so gleich von dem Herrn Sohn auf Universitäten/ wann solcher etwan an die- sen seinen gewesenen Maecenatem schreiben solte/ auf und in dem Brief als Vornehmer Banquier alloquiret wird/ da doch der arme Stüm- per sein Lebtage keinen Wechsel gesehen/ viel weniger selbst geschlos- sen hat. Wir gehen aber in der Etymologia des Worts Banco weiter/ banque-
Das I. Capitel ſie aber hernach ein gewiſſes ausbedungenes Theil dem Herrn desCapitals zuſtellen muͤſſen/ das uͤbrige aber vor ihre Diſpoſition und Adminiſtrations-Muͤhwaltung behalten. Da nun ſolche Wechslers und Geld-Adminiſtratores ſolches ihnen anvertraute Geld in ihre Kiſten/ und etwan an den Waͤnden oder Tafel-Werck eines Zimmers (dergleichen noch in Ober-Teutſchland viel gebraͤuch- lich) eingemauerte oder befeſtigte Sitz-Baͤncke eingeſchloſſen/ (weil dasjenige/ worauf man wie die Henne uͤber den Eyern ſitzet/ ſo leicht nicht kan weggetragen/ und wann es ſonderlich mit Klammern befe- ſtiget iſt/ nicht ſo bald/ als etwas bewegliches und unbefeſtigtes/ kan genommen werden. Dahero auch dort die Rahel/ als ſie ihres Va- ters/ des Labans/ Goͤtzen mit ſich weggenommen/ dieſelbe unter die Streu der Camele geleget/ und ſich darauf geſetzet/ damit ſie ihr nachſuchender Vater ſo viel weniger finden moͤchte; als wurden ſie dannenhero von ſolchen Geld-Truhen oder Geld-Baͤncken Banchieri, oder Frantzoͤſiſch Banquiers genennet wird/ welcher Nahme aber heutigs Tags ſo gemißbrauchet wird/ daß mancher Tobacks-Pfeiffen- Speck- und Kaͤs-Haͤndler/ wann ſolcher etwan einem armen Tropf- fen auf der Univerſitaͤt etliche Thaler uͤbermachet/ oder da er ſich da- ſelbſt auf dem Jahr-Marck befindet/ ſolche ihn ſelbſt auszahlet/ und ſichs hernach zu Hauß von ſeinen Eltern wieder erſetzen laͤſt/ ſo gleich von dem Herrn Sohn auf Univerſitaͤten/ wann ſolcher etwan an die- ſen ſeinen geweſenen Mæcenatem ſchreiben ſolte/ auf und in dem Brief als Vornehmer Banquier alloquiret wird/ da doch der arme Stuͤm- per ſein Lebtage keinen Wechſel geſehen/ viel weniger ſelbſt geſchloſ- ſen hat. Wir gehen aber in der Etymologia des Worts Banco weiter/ banque-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0028" n="8"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">I.</hi> Capitel</hi></fw><lb/> ſie aber hernach ein gewiſſes ausbedungenes Theil dem Herrn des<lb/><hi rendition="#aq">Capitals</hi> zuſtellen muͤſſen/ das uͤbrige aber vor ihre <hi rendition="#aq">Diſpoſitio</hi>n<lb/> und <hi rendition="#aq">Adminiſtratio</hi>ns-Muͤhwaltung behalten. Da nun ſolche<lb/> Wechslers und Geld-<hi rendition="#aq">Adminiſtratores</hi> ſolches ihnen anvertraute<lb/> Geld in ihre Kiſten/ und etwan an den Waͤnden oder Tafel-Werck<lb/> eines Zimmers (dergleichen noch in Ober-Teutſchland viel gebraͤuch-<lb/> lich) eingemauerte oder befeſtigte Sitz-Baͤncke eingeſchloſſen/ (weil<lb/> dasjenige/ worauf man wie die Henne uͤber den Eyern ſitzet/ ſo leicht<lb/> nicht kan weggetragen/ und wann es ſonderlich mit Klammern befe-<lb/> ſtiget iſt/ nicht ſo bald/ als etwas bewegliches und unbefeſtigtes/ kan<lb/> genommen werden. Dahero auch dort die Rahel/ als ſie ihres Va-<lb/> ters/ des Labans/ Goͤtzen mit ſich weggenommen/ dieſelbe unter die<lb/> Streu der Camele geleget/ und ſich darauf geſetzet/ damit ſie ihr<lb/> nachſuchender Vater ſo viel weniger finden moͤchte; als wurden ſie<lb/> dannenhero von ſolchen Geld-Truhen oder Geld-Baͤncken <hi rendition="#aq">Banchieri,</hi><lb/> oder Frantzoͤſiſch <hi rendition="#aq">Banquiers</hi> genennet wird/ welcher Nahme aber<lb/> heutigs Tags ſo gemißbrauchet wird/ daß mancher Tobacks-Pfeiffen-<lb/> Speck- und Kaͤs-Haͤndler/ wann ſolcher etwan einem armen Tropf-<lb/> fen auf der Univerſitaͤt etliche Thaler uͤbermachet/ oder da er ſich da-<lb/> ſelbſt auf dem Jahr-Marck befindet/ ſolche ihn ſelbſt auszahlet/ und<lb/> ſichs hernach zu Hauß von ſeinen Eltern wieder erſetzen laͤſt/ ſo gleich<lb/> von dem Herrn Sohn auf Univerſitaͤten/ wann ſolcher etwan an die-<lb/> ſen ſeinen geweſenen <hi rendition="#aq">Mæcenatem</hi> ſchreiben ſolte/ auf und in dem Brief<lb/> als Vornehmer <hi rendition="#aq">Banquier alloqu</hi>iret wird/ da doch der arme Stuͤm-<lb/> per ſein Lebtage keinen Wechſel geſehen/ viel weniger ſelbſt geſchloſ-<lb/> ſen hat.</p><lb/> <p>Wir gehen aber in der <hi rendition="#aq">Etymologia</hi> des Worts <hi rendition="#aq">Banco</hi> weiter/<lb/> und erhaͤrten unter andern auch/ daß ſolches obgemeldter maſſen von<lb/> der Einſchlieſſung des Gelds in einem verſchloſſenen Ort herkommen<lb/> muͤſſe/ dadurch weil viel Dinge/ welche <hi rendition="#aq">inter privatos parietes,</hi> oder<lb/> zum wenigſten in verſchloſſenen Schrancken gehandelt werden/ den<lb/> Nahmen der Baͤncke erhalten/ als daß man ſagt/ Fleiſch- und Brod-<lb/> Baͤncke/ ja gar Gerichts-Banck <hi rendition="#aq">&c.</hi> Wolte man das Wort <hi rendition="#aq">Ban-<lb/> co</hi> von Bann herleiten/ weil etwan das Geld/ welches in einige ſol-<lb/> cher <hi rendition="#aq">Privat-Banquen depon</hi>iret worden/ (wann ſelbige hernach<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">banque-</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0028]
Das I. Capitel
ſie aber hernach ein gewiſſes ausbedungenes Theil dem Herrn des
Capitals zuſtellen muͤſſen/ das uͤbrige aber vor ihre Diſpoſition
und Adminiſtrations-Muͤhwaltung behalten. Da nun ſolche
Wechslers und Geld-Adminiſtratores ſolches ihnen anvertraute
Geld in ihre Kiſten/ und etwan an den Waͤnden oder Tafel-Werck
eines Zimmers (dergleichen noch in Ober-Teutſchland viel gebraͤuch-
lich) eingemauerte oder befeſtigte Sitz-Baͤncke eingeſchloſſen/ (weil
dasjenige/ worauf man wie die Henne uͤber den Eyern ſitzet/ ſo leicht
nicht kan weggetragen/ und wann es ſonderlich mit Klammern befe-
ſtiget iſt/ nicht ſo bald/ als etwas bewegliches und unbefeſtigtes/ kan
genommen werden. Dahero auch dort die Rahel/ als ſie ihres Va-
ters/ des Labans/ Goͤtzen mit ſich weggenommen/ dieſelbe unter die
Streu der Camele geleget/ und ſich darauf geſetzet/ damit ſie ihr
nachſuchender Vater ſo viel weniger finden moͤchte; als wurden ſie
dannenhero von ſolchen Geld-Truhen oder Geld-Baͤncken Banchieri,
oder Frantzoͤſiſch Banquiers genennet wird/ welcher Nahme aber
heutigs Tags ſo gemißbrauchet wird/ daß mancher Tobacks-Pfeiffen-
Speck- und Kaͤs-Haͤndler/ wann ſolcher etwan einem armen Tropf-
fen auf der Univerſitaͤt etliche Thaler uͤbermachet/ oder da er ſich da-
ſelbſt auf dem Jahr-Marck befindet/ ſolche ihn ſelbſt auszahlet/ und
ſichs hernach zu Hauß von ſeinen Eltern wieder erſetzen laͤſt/ ſo gleich
von dem Herrn Sohn auf Univerſitaͤten/ wann ſolcher etwan an die-
ſen ſeinen geweſenen Mæcenatem ſchreiben ſolte/ auf und in dem Brief
als Vornehmer Banquier alloquiret wird/ da doch der arme Stuͤm-
per ſein Lebtage keinen Wechſel geſehen/ viel weniger ſelbſt geſchloſ-
ſen hat.
Wir gehen aber in der Etymologia des Worts Banco weiter/
und erhaͤrten unter andern auch/ daß ſolches obgemeldter maſſen von
der Einſchlieſſung des Gelds in einem verſchloſſenen Ort herkommen
muͤſſe/ dadurch weil viel Dinge/ welche inter privatos parietes, oder
zum wenigſten in verſchloſſenen Schrancken gehandelt werden/ den
Nahmen der Baͤncke erhalten/ als daß man ſagt/ Fleiſch- und Brod-
Baͤncke/ ja gar Gerichts-Banck &c. Wolte man das Wort Ban-
co von Bann herleiten/ weil etwan das Geld/ welches in einige ſol-
cher Privat-Banquen deponiret worden/ (wann ſelbige hernach
banque-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/28 |
Zitationshilfe: | Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/28>, abgerufen am 16.07.2024. |