Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.Von denen Billets-Banquen. was sie ihm zu entrichten schuldig wären/ angeben könten. Zu ge-schweigen/ daß die Engelische Kauffleute in der Türckey und Persien auch in Ost- und West-Jndien ihre Contoirs und Niederlage hätten/ und also auch dahin dergleichen Zettel so gut als Wechsel-Brieffe könten lauffen lassen/ zumahl weil sie doch hernach wieder in Engeland als ihr Centrum zurück kommen müsten. Hingegen erstreckte sich hiesiger Kauffleute ihre Handlung so weit nicht/ sie hätten auch keine ausländi- sche Contoirs oder Niederlagen/ sondern müsten sich mit Factoreyen/ Wechseln und Manufacturen behelffen: Wann man ihnen nun dergleichen Zettel auffdringen wolte/ würde ihr Commercium bey Ausländischen einen solchen Stoß bekommen/ der bey Menschen Gedencken nicht wieder zu verwinden wäre. Dann wann z. E. ein hiesiger Kauffmann/ der von einem andern Waaren bekommen/ denselben dafür mit Zetteln vergnü- gen wolte/ würde er solche nicht annehmen/ und gesetzt/ daß man ihn da- zu zwingen wolte/ würde er gewiß ein andermahl nicht wiederkommen/ und also zum letztern mahl mit ihm gehandelt haben/ zu geschweigen/ was vor eine übele Nachrede und grossen Stoß der Landes-Credit da- durch empfangen würde/ welchen man doch so heilig zu conserviren gros- se Ursachen hätte. Da auch Fünfftens hiesige Landes-Commercia in vielen Manu- Endlich und Sechstens/ würde der Landes-Credit durch dieses Zet- Was in Franckreich dergleichen Müntz-Zettel-Negocium vor Con- Diffe- R r 3
Von denen Billets-Banquen. was ſie ihm zu entrichten ſchuldig waͤren/ angeben koͤnten. Zu ge-ſchweigen/ daß die Engeliſche Kauffleute in der Tuͤrckey und Perſien auch in Oſt- und Weſt-Jndien ihre Contoirs und Niederlage haͤtten/ und alſo auch dahin dergleichen Zettel ſo gut als Wechſel-Brieffe koͤnten lauffen laſſen/ zumahl weil ſie doch hernach wieder in Engeland als ihr Centrum zuruͤck kommen muͤſten. Hingegen erſtreckte ſich hieſiger Kauffleute ihre Handlung ſo weit nicht/ ſie haͤtten auch keine auslaͤndi- ſche Contoirs oder Niederlagen/ ſondern muͤſten ſich mit Factoreyen/ Wechſeln und Manufacturen behelffen: Wann man ihnen nun dergleichen Zettel auffdringen wolte/ wuͤrde ihr Commercium bey Auslaͤndiſchen einen ſolchen Stoß bekommen/ der bey Menſchen Gedencken nicht wieder zu verwinden waͤre. Dann wann z. E. ein hieſiger Kauffmann/ der von einem andern Waaren bekommen/ denſelben dafuͤr mit Zetteln vergnuͤ- gen wolte/ wuͤrde er ſolche nicht annehmen/ und geſetzt/ daß man ihn da- zu zwingen wolte/ wuͤrde er gewiß ein andermahl nicht wiederkommen/ und alſo zum letztern mahl mit ihm gehandelt haben/ zu geſchweigen/ was vor eine uͤbele Nachrede und groſſen Stoß der Landes-Credit da- durch empfangen wuͤrde/ welchen man doch ſo heilig zu conſerviren groſ- ſe Urſachen haͤtte. Da auch Fuͤnfftens hieſige Landes-Commercia in vielen Manu- Endlich und Sechſtens/ wuͤrde der Landes-Credit durch dieſes Zet- Was in Franckreich dergleichen Muͤntz-Zettel-Negocium vor Con- Diffe- R r 3
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Von denen Billets-Banquen.
was ſie ihm zu entrichten ſchuldig waͤren/ angeben koͤnten. Zu ge-
ſchweigen/ daß die Engeliſche Kauffleute in der Tuͤrckey und Perſien
auch in Oſt- und Weſt-Jndien ihre Contoirs und Niederlage haͤtten/
und alſo auch dahin dergleichen Zettel ſo gut als Wechſel-Brieffe koͤnten
lauffen laſſen/ zumahl weil ſie doch hernach wieder in Engeland als ihr
Centrum zuruͤck kommen muͤſten. Hingegen erſtreckte ſich hieſiger
Kauffleute ihre Handlung ſo weit nicht/ ſie haͤtten auch keine auslaͤndi-
ſche Contoirs oder Niederlagen/ ſondern muͤſten ſich mit Factoreyen/
Wechſeln und Manufacturen behelffen: Wann man ihnen nun dergleichen
Zettel auffdringen wolte/ wuͤrde ihr Commercium bey Auslaͤndiſchen
einen ſolchen Stoß bekommen/ der bey Menſchen Gedencken nicht wieder
zu verwinden waͤre. Dann wann z. E. ein hieſiger Kauffmann/ der von
einem andern Waaren bekommen/ denſelben dafuͤr mit Zetteln vergnuͤ-
gen wolte/ wuͤrde er ſolche nicht annehmen/ und geſetzt/ daß man ihn da-
zu zwingen wolte/ wuͤrde er gewiß ein andermahl nicht wiederkommen/
und alſo zum letztern mahl mit ihm gehandelt haben/ zu geſchweigen/
was vor eine uͤbele Nachrede und groſſen Stoß der Landes-Credit da-
durch empfangen wuͤrde/ welchen man doch ſo heilig zu conſerviren groſ-
ſe Urſachen haͤtte.
Da auch Fuͤnfftens hieſige Landes-Commercia in vielen Manu-
facturen beſtuͤnden/ zu ſolchen aber die Materialia haͤuffig aus der Fremb-
de muͤſten angeſchaffet werden/ ſo wuͤrden die Auslaͤnder die Zettel in
Bezahlungs ſtatt nicht annehmen wollen/ welches abermahl einen groſſen
Schaden dem Commercio zuziehen wuͤrde.
Endlich und Sechſtens/ wuͤrde der Landes-Credit durch dieſes Zet-
tel-Negocium geſchwaͤchet werden/ wann ihre Bezahlung aus denen
Landes-Herrlichen Intraden kommen/ ſelbige aber nicht punctuell ein-
gehen ſolten. Die Zettel ſelbſt wuͤrden dadurch ihren Credit verlieren/
und wie in Engeland und anderwerts geſchehen/ mit groſſem Verluſt wie-
der verhandelt werden muͤſſen.
Was in Franckreich dergleichen Muͤntz-Zettel-Negocium vor Con-
fuſion eingefuͤhret/ iſt aus folgender Relation zu erſehen: Anfaͤnglich
ſolten ſie vermoͤge des Koͤniglichen Edicts ohne Wieder-Rede an ſtatt
baaren Geldes vor voll angenommen werden/ als aber ſolches denen
Commerciis, und insgemein allem Buͤrgerlichen Handel und Wandel
ſehr ſchaͤdlich und nachtheilig war/ machte man 2. biß 3. pro Centum
Diffe-
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